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Gast im "Presseclub": Günther Jauch sendet sich fürs Erste warm

Am Sonntag im "Presseclub", davor beim "Quiz der Deutschen" - das ARD-Publikum soll sich an den RTL-Fernsehkönig gewöhnen, der ab Herbst 2011 im Ersten talkt

Es ist falsch, aber es ist gewollt. Im ARD-„Presseclub“ am Sonntag begrüßt Volker Herres seinen Gast Günther Jauch als „Journalist und Moderator bei RTL und ARD“. Tatsächlich fängt Jauch erst im Herbst 2011 im Ersten an, wenn er den Polittalk am Sonntag übernimmt. Bis dahin arbeitet er bei RTL, journalistisch bei „Stern TV“, als Moderator der Quizshow „Wer wird Millionär?“. Schlimmer noch: Kommt Jauch zum Ersten, bleibt er zugleich bei RTL. Das will ARD-Programmchef Volker Herres so nicht wahrhaben. Aber clever sind die künftigen Zusammenarbeiter Jauch und ARD. Ob beim „Quiz der Deutschen“ oder beim „Presseclub“ zu 20 Jahren deutscher Einheit, Jauch wird immer öfter im Ersten auftauchen. Das soll die Wahrnehmung des Publikums verschieben, soll Jauch als Doppelfigur des öffentlich-rechtlichen wie des privaten Programms institutionalisieren.

Lässt sich vom „Presseclub“-Gast Jauch auf den künftigen Gastgeber Jauch schließen? Jauch bringt – wie bei seiner Paraderolle des RTL-„Millionärs“ – sein Gesicht in die Langfassung, wenn Daniela Dahn, Mitherausgeberin des „Freitag“, eine rundum negative Einheits-Bilanz aufmacht. Kippt Jauchs Kopf zudem in die Seitenlage, dann dürfen Dahn, die Mitdiskutanten plus die künftigen TalkshowGäste erkennen, was ein Günther Jauch von dieser und jener Meinung hält – wenig bis nichts. Anders als der überlegte „Spiegel“Chefredakteur Georg Mascolo oder die über Erfolge und Folgen der Einheit so engagierte Publizistin Jana Hensel gibt sich Westler Jauch, der in Potsdam eine neue Heimat gefunden hat, als Pragmatiker des Lebens und seiner Verhältnisse zu erkennen. Er argumentiert nüchtern, akzeptiert die Dimension des Faktischen, er verliert sich nicht in Theoremen oder „Was wäre, wenn“-Rabulistik. Er ist, ja gewiss, nah bei den Menschen. Und er wirft wie ein As die Zahl in die Runde, dass zwischen Ost und West so wenig geheiratet wird. Das bringt Jana Hensel zur Forderung zurück, in den gesamtdeutschen Eliten müssten Ostdeutsche quotiert werden. Jauch, plötzlich mit Emphase: „Bin kein großer Quoten-Fan“. Lustig, ein Fernsehkönig, der mit Quoten nichts anfangen will. Joachim Huber

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