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Gaza: Palästinenser bekriegen sich auch via TV

„Mörder“, „Verräter“, „Zionisten“ und „Hunde“, die verfeindeten Palästinenser tragen ihre Gefechte mittlerweile mit Beleidigungen, Vorwürfen und Unterstellungen im Fernsehen aus.

"Mörder", "Verräter", "Zionisten" und "Hunde", die verfeindeten Palästinenser tragen ihre Gefechte mittlerweile mit Beleidigungen, Vorwürfen und Unterstellungen im Fernsehen aus. Die Sender der Lager haben eine jeweils eigene Terminologie, um die Gegner herabzuwürdigen. So bezeichnet das offizielle palästinensische Fernsehen, das Präsident Mahmud Abbas nahesteht, die Anhänger der radikal-islamischen Hamas-Bewegung und ihre bewaffneten Gruppen als "putschende Milizen". Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri tituliert im Hamas-Sender Al Aksa die Berater von Abbas als "Feinde des palästinensischen Volkes".

In einer Al-Aksa-Reportage zeichnet der Journalist das Bild eines friedlichen Gazas unter Hamas-Kontrolle. Erst "Abbas und seine Clique" hätten den Gazastreifen in einen "neuen Irak" verwandelt". In einem Laufband am unteren Bildschirmrand heißt es: "Die Fatah-Chefs, die ins Westjordanland fliehen, werden ihrer Strafe nicht entgehen." Auch die Moderatoren zeigen sich in ihren Sendungen distanzlos und scheuen keine politische Stellungnahme. So lobpreist der junge Moderator in Anzug und Krawatte zur Eröffnung seiner Sendung den 14. Juni als "ruhmreichen Donnerstag", jenen Tag, an dem die Hamas die Macht im Gazastreifen übernommen hatte.

Das offizielle Fernsehen der Palästinenser bemüht sich in den Nachrichtensendungen und Talkshows um einen sachlicheren Ton. Dafür machen die Zuschauer ihrer Wut umso mehr Luft. "Wenn die Hamas so blutrünstig ist, sage ich ihnen, dass ich zur Fatah gehöre - meine Anschrift ist bekannt. Ich bin bereit, ihnen mein Blut zu geben, um ihren Durst zu stillen", sagt Radwan Abu Schmeis, der nach eigenen Angaben aus Nusseirat im Gazastreifen anruft. Ein anderer Zuschauer wirft dem Hamas-Sender vor, "Gift und Galle zu spucken".

Der Moderator versucht vergeblich, die Tirade eines Zuschauers gegen die "schiitischen Söldner" der Hamas zu unterbrechen. "Kehrt zurück in den Iran, der Euch hergeschickt hat, um die palästinensische Sache zu zerstören", ruft er dennoch. In der Hauptsendung bricht eine Palästinenserin aus Gaza in Tränen aus, als sie von Hinrichtungen durch die Hamas erzählt. "Ihr schafft es, dass wir die Religion hassen." Hossam Ezzedine (AFP)

Hossam Ezzedine (AFP)

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