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GESCHICHTSSTUNDE: GESCHICHTSSTUNDE

Wie sich die Zeiten ändern – und doch auch ähneln: Ende des 18. Jahrhunderts wurde die „Lese-Sucht“ als Gefahr für die körperliche und seelische Gesundheit gesehen.

Wie sich die Zeiten ändern – und doch auch ähneln: Ende des 18. Jahrhunderts wurde die „Lese-Sucht“ als Gefahr für die körperliche und seelische Gesundheit gesehen. Ausgerechnet in einem Büchlein machte sich im Jahr 1796 der Theologe Johann Rudolph Gottlieb Beyer (1756–1813) Sorgen über Mitmenschen, die „mit dem Buche in der Hand aufstehen und zu Bette gehen, sich damit zu Tische setzen, es neben der Arbeit liegen haben, auf Spaziergängen sich damit tragen und sich von der einmal angefangenen Lektüre nicht wieder trennen können, bis sie sie vollendet haben.“ Das alles wäre für Beyer eventuell zu akzeptieren, wenn nach einem Buch erst mal Schluss wäre: „Aber kaum ist die letzte Seite eines Buches verschlungen, so sehen sie sich schon wieder gierig um, wo sie ein anderes herbekommen wollen; und wo sie nur irgend etwas auf einer Toilette, auf einem Pulte, oder sonst wo, erblicken, das in ihr Fach gehört, oder für sie lesbar scheinet, da nehmen sie es mit, und verschlingen es mit einer Art von Heißhunger.“

A propos Heißhunger: „Kein Tabaksbruder, keine Kaffeeschwester, kein Weintrinker, kein Spielgeist kann so an seine Pfeife, Bouteille, an den Spiel- oder Kaffeetisch, attachirt seyn, als manche Lesehungrige an ihre Lesereyen.“ aml

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