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Medien: Gewaltbilder gegen Geld?

ZDF-Produzent bezahlt Hamburger Schüler

Die Vorwürfe, dass Medienvertreter Jugendliche mit Geld zu Krawall-Aufnahmen anstiften, weiten sich aus. Der Tagesspiegel hatte am Mittwoch auf der Medienseite darüber berichtet, dass TV-Teams von Privatsendern und Boulevardfotografen offensichtlich Jugendlichen und Schülern der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln für entsprechende Aufnahmen Geld angeboten und gezahlt hatten. Jetzt wurden im „Hamburger Abendblatt“ ähnliche Vorwürfe an einen freien Produzenten des öffentlich-rechtlichen ZDF laut.

Für einen Film über Gewalt in einem Hamburger Problemviertel wurden demnach 300 Euro an einen beteiligten Jugendlichen und an eine Familie gezahlt. „Die Produktionsfirma hat an einen jugendlichen Informanten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 Euro gezahlt“, erklärte ZDF-Programmbereichsleiter Norbert Lehmann am Donnerstag. Die Familie eines weiteren Jugendlichen habe 100 Euro bekommen.

Lehrer der Gesamtschule Mümmelmannsberg hatten in der Sendung „ZDF-Reporter“ vom Mittwoch vergangener Woche Schüler wiedererkannt und sich beklagt. Dem „Hamburger Abendblatt“ sagte Mathematiklehrer Volker Krane über die gezeigten Schüler: „Ich kenne viele seit Jahren. Die sind nicht so wie im Film dargestellt.“ Laut Zeitung fügte der Lehrer hinzu: „Hier sind Jugendliche zu ihrem eigenen Schaden vom ZDF instrumentalisiert worden“. Nach dem Film werde es schwerer, einen Praktikumsplatz zu finden, sagte er.

Das „Hamburger Abendblatt“ sprach nach eigenen Angaben mit einem der beteiligten Schüler. Demnach sagte der Junge über den Film: „Die haben uns richtig gekauft (...) Wir sollten so tun, als würden wir uns prügeln.“ Der ZDF-Mitarbeiter Lehmann erklärte, die Reportage wurde von einer freien Produktionsfirma aus Hamburg gedreht, nicht von ZDF-Redakteuren. Das Geld sei als Entschädigung dafür geflossen, dass der Informant an insgesamt acht Tagen zur Verfügung stand. Er habe auch Kontakte hergestellt. Es sei darauf geachtet worden, dass die Jugendlichen nicht durch die Kamera zu gewalttätigen Aktionen animiert worden seien. In einer kritischen Situation habe die Reporterin eingegriffen und mit dem Rufen der Polizei gedroht. Von den Zahlungen habe das ZDF nichts gewusst, sagte Lehmann.

Ein Sprecher der Hamburger Bildungsbehörde bestätigte am Donnerstag den Bericht des „Abendblattes“. Der Schulleiter der Gesamtschule im Problemviertel Mümmelmannsberg habe berichtet, dass Schüler gegen Geld eine „Inszenierung als Vorortgangster“ abgeliefert hätten. Er habe sich daraufhin beim ZDF beschwert.

Der Sprecher der Bildungsbehörde sagte, wenn Jugendliche tatsächlich dafür bezahlt worden sein sollten, sich in „semi-krimineller“ Art aufzuführen, sei das grenzwertig. Es zeige sich zudem, welchen „Grad an Hysterie“ die Diskussion erreicht habe. Es sei trotz Gewaltproblemen eben nicht so, dass sämtliche Haupt- und Gesamtschulen im Chaos versänken. jbh

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