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Medien: Gewaltmarsch durch Abgründe

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Diesmal fangen wir an mit schöner Musik. Vor zwei Jahren war der gute, alte Paul McCartney „Back In The World“.

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Diesmal fangen wir an mit schöner Musik. Vor zwei Jahren war der gute, alte Paul McCartney „Back In The World“. So jedenfalls hieß das Motto einer Tournee, die den Musiker quer durch die USA und in ein paar europäische Metropolen führte. Eine tolle Sache für alle Beatles-, Wings- oder bloß McCartney-Fans. Der Meister und seine gut sortierte Begleitband gaben, was das nostalgische Herz verlangte. Einen wärmenden Trip durch vier popmusikalische Jahrzehnte. Wer noch einmal abtauchen möchte, dem sei ein kommentierter Mitschnitt der Tournee empfohlen (Deutschlandradio, 20. April, 20 Uhr 03, UKW 89,6 MHz).

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Wo Musik nicht mehr trösten kann, beginnt das Hoheitsgebiet der Psychologie. Dort geht es um Depressionen, Traumata, Komplexe. In der Wissenschaftssendung „Studiozeit“ berichten Andrea und Justin Westhoff, wie sich zeitgenössische Psychologen zu Experten für fast alle gesellschaftlichen Konflikte gemausert haben (Deutschlandfunk, 21. April, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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Passend dazu eine lange Radionacht zum Thema Depression. Unter dem Titel „Saturns Schatten“ versammeln Judith Grümmer und Martin Winkelheide eine Runde von Experten und Betroffenen. Parallel zum Verschwinden der Freudschen Hysterie, erlebte die Depression im 20. Jahrhundert ihren Aufstieg zur führenden Zivilisationskrankheit des Westens. Mittlerweile gibt es simple Diagnosekriterien für den Hausgebrauch, ein paar hochwirksame Antidepressiva und ein Millionenheer von pathologisch Traurigen. Ob die Allgegenwart der Depression in unserer Gesellschaft eigentlich auch politische Bedeutung hat, bleibt natürlich eine der spannendsten Fragen an die Depressionsforschung (Deutschlandradio, 23. April, 0 Uhr 05).

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Wer hat die Gründe für unsere Traurigkeit besser gekannt als der große Dostojewski?! Sein Leben war selbst so ein legendärer Gewaltmarsch durch die Abgründe. Den schönen Roman „Der Spieler“ diktierte Fjodor Dostojewski im Oktober 1866 in knapp vier Wochen – um sich vor dem Schuldgefängnis zu retten. Im Zockerparadies Wiesbaden hatte er das komplette Honorar für eine Werkausgabe verjubelt. Nun entstand eine faszinierend-unterhaltsame Analyse des Casino-Milieus und jenes spezifischen Fiebers, das die Süchtigen an den Spieltischen überfällt. Der SWR bietet eine kongeniale Hörspielfassung des Romans (SWR 2, 24. April, 16 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

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Der 1. Mai rückt näher und damit ein fester Termin der Berliner Krawallkultur. Der brave Bürger wird von seiner Zeitung informiert, aber weiß er tatsächlich etwas über die innere Struktur des randalierenden Soziotops? Wer sind die „Autonomen“, wenn sie ihre Vermummung abnehmen? Das Radio bietet ethnologische Feldforschung. Feature-Autor Helmut Kopetzky hat sich in der Nacht des 1. Mai 2004 mit seinem Mikrofon unter die Kreuzberger Meute gemischt. Wer protestiert hier warum?Wie passt der Traum von einer herrschaftsfreien Gesellschaft zur enormen Gewalttätigkeit, die hier in Köpfen und Körpern rumort? (Deutschlandfunk, 26. April, 19 Uhr 15)

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