zum Hauptinhalt

Medien: Glückliche Kühe statt Kunststoff-Schnee

In den wenigen Wochen nach den Anschlägen in den USA hat der Terrorismus die Werbung verändert. Einige Unternehmen mussten kurzfristig ihre Kampagnen umstellen, weil Anzeigen und Fernseh-Spots in den Zusammenhang mit politischen Ereignissen gebracht werden können.

In den wenigen Wochen nach den Anschlägen in den USA hat der Terrorismus die Werbung verändert. Einige Unternehmen mussten kurzfristig ihre Kampagnen umstellen, weil Anzeigen und Fernseh-Spots in den Zusammenhang mit politischen Ereignissen gebracht werden können. "Sehr viele Firmen müssen aber auch langfristig ihre Werbeauftritte überdenken", sagt der Präsident des Europäischen Agenturverbands EACA, Bernd M. Michael. Mit Gefühlswelten verbundene Symbole wie unser Amerika-Bild müssten neu bewertet werden.

Eine Ski-Werbekampagne wurde Mitte dieser Woche in Frankreich hastig abgesagt. Säckchen mit Kunststoff-Schnee hatten mehrfach zu falschen Milzbrand-Alarmen geführt. Sie seien durch Fotos von glücklichen Kühen ersetzt worden, teilte das Tourismus-Büro von Les Arcs in Savoyen mit. Der schwedische Autobauer Volvo beendete vergangene Woche rasch eine Aktion zur Erinnerung seiner Kunden an die anstehende Jahresinspektion. Unter dem Motto "Refresh your Car" hatte Volvo Briefe verschickt, die auch ein Vitamin C-Brausepulver enthielten. Angesichts der Milzbrand-Fälle in den USA seien einige Kunden irritiert gewesen, so ein Firmen-Sprecher. Ähnliche Erfahrungen machte auch das Kölner Energieunternehmen Yello Strom, das mit dem Energiespender Traubenzucker werben wollte.

Die Wirkung der Terroranschläge geht jedoch nach Ansicht von EACA-Chef Michael über Sofort-Reaktionen hinaus. "Es ist fraglich, ob Unternehmen nach dem 11. September noch mit dem alten Amerika-Bild arbeiten können", sagt er. Die Einschätzung der Menschen könne sich täglich ändern, ob die Amerikaner nun als fortschrittliche Terror-Bekämpfer wahrgenommen würden oder als aggressive Kriegstreiber, die unschuldige Zivilisten bombardierten.

Kämpferische Werbespots wirken nach Ansicht von Werbetreibenden momentan ebenfalls kontraproduktiv. Der Hersteller von Spielfiguren Hasbro Deutschland nahm folgerichtig einen Spot vom Markt, in dem mit Raketen auf den so genannten "Action Man" gefeuert wird. "Im kommenden Jahr werden wir unsere Werbung softer gestalten", sagt ein Hasbro-Sprecher.

Auch die Telefonauskunft Telegate AG arbeitet nach den Aussagen einer Sprecherin gerade an einem neuen Werbekonzept. Ein "nagelneuer" Fernseh-Spot war nach dem 11. September nicht mehr zu gebrauchen: Die Bilder zeigten ein Flugzeug, das durch einen Wolkenkratzer hindurch flog. Lufthansa stoppte am selben Tag eine Kampagne mit Bildern von einem Flugzeug, das hinter einem Vorfeldwagen herrollt und dem passenden Text: "Zugegeben, wir überlassen schon mal anderen die Führung."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false