zum Hauptinhalt
He, Annette. Thomas Gottschalk gibt zu, dass in seiner Vorabendshow, die zuletzt 1,4 Millionen Zuschauer hatte, nicht alles rund läuft, auch nicht die Sache mit den Gästen.

© dpa

"Gottschalk-Live": ARD reagiert gelassen auf Quotenabsturz

Thomas Gottschalk fährt Achterbahn mit seiner Show – und bekommt von ARD-Chefin Monika Piel Zeit.

Eines muss man Thomas Gottschalk lassen: Er duckt sich nicht unter dem anhaltenden Misserfolg seiner neuen ARD-Vorabendshow hinweg. „Der Beifall verhalten, die Presse ätzt“: In einem Beitrag für die „Bild“-Zeitung hat sich Gottschalk am Freitag zum ausbleibenden Erfolg von „Gottschalk Live“ geäußert. Er sei bislang „quotenmäßig Achterbahn“ oder gar „U-Bahn gefahren“, doch er verzweifle nicht, wenn das noch eine ganze Zeit weiter rauf- und runterginge. Allerdings habe er gestöhnt, als er habe feststellen müssen, dass der Auftritt von Karl Lagerfeld in seiner Show am Publikum relativ spurlos vorübergegangen sei.

Nicht nur der Lagerfeld-Auftritt, das muss dazu gesagt werden. Was sich Moderator und Redaktion bei den verpatzten Kurzinterviews mit Anke Engelke und Duran Duran am Montag oder mit „Tatort“-Kommissar Harald Krassnitzer am Mittwoch gedacht haben, sei dahingestellt. Thema angerissen, Thema abgebrochen, hin und wieder ein verzweifelter Aufruf Gottschalks an die Redaktion, „was sind die Meldungen des Tages?“, oder an die Zuschauer draußen bei Facebook und Twitter. Plötzlich heißt Anke „Annette“. Dann kommt Werbung. Gottschalk wirkt in seinem Wohnzimmer-Büro am Berliner Gendarmenmarkt nach all den Jahren mit „Wetten, dass...?“ aus den Hallen dieser Republik unter- oder überfordert, je nach Perspektive, jedenfalls wie in einen Gemischtwarenladen gepresst, von dem keiner weiß, was dieser Laden außer Produkt-PR und Programmwerbung darbieten will.

Am Ende der zweiten Woche hat sich „Gottschalk Live“ mit 1,42 Millionen Zuschauern (5,1 Prozent Marktanteil) auf niedrigem Niveau eingependelt. Stabilisiert, könnte man auch sagen, aber im Grunde ist das ein indiskutabler Wert. Nach den 4,3 Millionen Zuschauern (14,6 Prozent Marktanteil) beim mit Spannung erwarteten Start am Montag der vergangenen Woche ging es stetig bergab. Der Zwei-Wochen-Schnitt bei den 20- bis 59-Jährigen: 5,7 Prozent Marktanteil, bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen: 4,2 Prozent. Mindestens in dem Bereich waren zweistellige Werte erwartet worden. Was die Macher am allermeisten beunruhigen muss, sind die Zuschauer, die im ARD-Vorabendprogramm mit der Soap „Verbotene Liebe“ oder dem Krimi „Heiter bis tödlich“ anfangen und dann, um 19 Uhr 20, ab- oder umschalten – wenn der Publikumsliebling kommt.

Das kann nicht im Sinne der ARD sein, die ihre notorischen Probleme am Vorabend mit dem Gottschalk-Format behoben sah. „Gottschalk Live“ dürfte Thema der am Montag und Dienstag stattfindenden Intendantentagung in Erfurt sein. Die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel gab sich am Freitag erstaunlicherweise genauso gelassen wie schon nach der ersten Woche „Gottschalk Live“. „Mit der inhaltlichen Entwicklung der Sendung in der letzten Woche bin ich sehr zufrieden“, sagte Piel dem Tagesspiegel. „Deshalb bin und werde ich auch absolut nicht nervös. Auch nicht in den nächsten Wochen. Ich finde, man sollte nicht immer nur auf die Quoten bei Gottschalk gucken.“ „Gottschalk Live“ sei ein neues Format, das sich erst etablieren müsse. „Den inhaltlichen Kurs der Sendung bestimmen Gottschalk und sein Redaktionsteam“, ergänzte ein ARD-Sprecher. Die ARD werde Gottschalk Zeit und Luft lassen.

Achterbahn, U-Bahn, irgendwann kommt da ja oft: Endstation. Gottschalks Vertrag mit der ARD läuft noch über weitere rund 140 Sendungen des vier Mal die Woche ausgestrahlten Formats. Gottschalk selbst verspricht Standhaftigkeit: „Nächste Woche, so Gott und die Zuschauer wollen, geht es ja vielleicht mit der Bergbahn nach oben.“ Der einzig unsichere Job in der Republik sei seiner, kommentierte der Moderator in seiner Show die neuesten Arbeitslosenzahlen. Wer weiß, ein anderer sicherer Job wäre ja noch zu besetzen: der des „Wetten, dass...?“-Moderators. Gottschalk als sein eigener Nachfolger? „Ich gebe zu, dass ein Anruf des ZDF-Programmdirektors, mir das mit ,Wetten, dass..?’ nach der Pilawa-Absage doch noch mal zu überlegen, mich in dem Moment zumindest hätte wackeln lassen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false