zum Hauptinhalt
Das ZDF stimmte seine Zuschauer mit langweiligen Statistiken auf das Halbfinale ein.

© dpa

Halbfinale Deutschland-Brasilien: Kaffeesatzleserei und Katzbuckel-Interviews beim ZDF

Von Tor zu Tor: Vor dem Halbfinale gegen Brasilien quälte das ZDF seine Zuschauer eine gefühlte Ewigkeit mit sinnlosen Statistiken und leeren Schlagwörtern. Nach dem Spiel glänzte der Sender mit gefälligen Interviews.

Halbfinale. Duell der Fußball-Giganten Deutschland und Brasilien. Fast ein  Endspiel. Da trommelt das ZDF so richtig auf der Emotionspauke. Spielszenen in Zeitlupe, dazu eher sinnlose Schlagworte. „Ohne Neymar und Thiago Silva“, „mit Neuer“, „Sieger-Gen“, „Mega-Blockbuster“, „Stoff für Helden“, „Reifeprüfung“, „ein Spiel des Willens“. Vorteil dieser Wort-Schnipsel – keine unnötigen Gedanken über einen zusammenhängenden Text.

Und dann kommen die gefühlt längsten 105 Minuten dieser WM. Zuschauer-Informationen vor einem wichtigen Spiel – absolut gut. Nur warum muss so wild hin- und hergeschaltet werden? Zu Bela Rethy ins Stadion, zu Katrin Müller-Hohenstein, zu Andreas Wunn vors Stadion.

"Was nützt uns das, immer in die Vergangenheit zu schauen?"

Oliver Welke kramt allerlei Spielstatistiken hervor, die Oliver Kahn energisch vom Tisch fegt: „Was nützt uns das immer, in die Vergangenheit zu schauen. Um irgendwelche Schlüsse für hier und jetzt zu ziehen?“ Na auf jeden Fall füllt es Sendezeit. Und immer wieder Analysen und Spekulationen. Sind die deutschen Fußballer jetzt italienischer geworden? Wer hat mehr Tore nach Standardsituationen erzielt? Irgendwann wünscht man die ganze Kaffeesatzleserei zum Teufel. Los! Anpfiff! Und dann geschieht das unerwartete Fußballwunder. Die deutsche Mannschaft veranstaltet ein Schützenfest der Extra-Klasse. Schießt sich wie ein unbesiegbarer Tor-Panzer ins Finale.

Gutes Spiel, gute Stimmung. Nur werden jetzt die Schleimtöpfchen herausgeholt. Es gibt gefällige Katzbuckel-Interviews: „Herzlichen Glückwunsch zu einem phantastischen Spiel“, „Ein Spiel, das in die Geschichte eingehen wird.“ „Glückwunsch und Kompliment“, „Gratulation und Kompliment“ Und selbst die beiden Verbal-Kampfhähne Boris Büchler und Per Mertesacker reden miteinander. „Glückwunsch und Gratulation zu dieser rauschenden Ballnacht.“ Das dürfte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden. Nur wehe Deutschland vergeigt das Endspiel. Dann fliegen zwischen Boris und Per wieder die Fetzen.

Zur Startseite