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„Für immer und immer“ heißt der nächste „Bella Block“-Krimi mit Hannelore Hoger, 72. ZDFneo zeigt den Film am 19. November, das ZDF drei Tage später. Foto: Georg Wendt/dpa

© picture alliance / dpa

Hannelore Hoger im Interview: „Tot ist man früh genug“

Hannelore Hoger hört als „Bella Block“ auf. Ein Gespräch über das Fernsehen, die Arbeit und Abschied - zumindest von dieser Rolle.

Frau Hoger, nächstes Jahr drehen Sie den allerletzten „Bella Block“-Film. Warum wollen Sie aufhören?

Ich weiß gar nicht, warum das alle so erstaunt. Ich finde es eigentlich ganz schön, dass ich das 20 Jahre gemacht habe. Ich habe es auch wirklich sehr gern gemacht. Es war eine interessante Zeit, weil es immer eine neue Herausforderung war. Aber erstens gibt es heute sehr viele Krimis und zweitens hat sich die Figur langsam zu Ende erzählt.

Erinnern Sie sich noch an den Moment, als Ihnen vor 20 Jahren die Rolle der Bella Block angeboten wurde?

Ich hatte damals ja schon Fernsehen gemacht und auch vorher schon mit Katharina Trebitsch, der ersten Produzentin von „Bella Block“, zusammengearbeitet. Dann habe ich Doris Gercke kennengelernt, die die Figur in ihren Romanen erfunden hat. Ich fand die Figur, die Filmidee und Doris Gercke gut, mit der ich befreundet bin. Damals gab es ja auch noch nicht so viele Kommissare und Kommissarinnen wie heute. Das ist ja eine Flutwelle geworden.

Hätten Sie gezögert, wenn „Bella Block“ von vornherein als Reihe geplant gewesen wäre?

Das kann ich nicht sagen. Das ist eine hypothetische Frage. Hätte, hätte, Fahrradkette – wie man so sagt. Es hätte mich vermutlich geschreckt.

Was hätte Sie geschreckt?

Na ja, wenn ich mir vorstelle, es hätte geheißen, ich soll 20 Jahre lang eine Rolle spielen … Aber rückblickend bin ich nicht erschrocken darüber. Es hat mir Arbeit gebracht, und es war eine tolle Rolle. Nach dem ersten Film hat es auch zwei Jahre gebraucht bis zum nächsten. Das Tolle war, dass die Kollegen, die Regisseure, die Buchautoren immer gewechselt haben. Dadurch ist die Figur lebendig geblieben. Denn jeder hat natürlich einen anderen Blick auf einen Menschen.

Haben Sie mit dem Medium Fernsehen jemals gehadert?

Das ist das Leitmedium unserer Zeit. Nein, im Gegenteil. Ich war froh. Ich wollte auch nicht nur Theater spielen. Ich bin bis dahin 25 Jahre lang im festen Theaterengagement gewesen. Außerdem verdient man beim Fernsehen etwas mehr. Auch Schauspieler müssen ja Geld verdienen. Ich stand dem überhaupt nicht skeptisch gegenüber, sondern fühlte mich sehr geehrt.

Gucken Sie selbst Serien wie „Homeland“, „House of Cards“ oder „Borgen“?

Leider nein. Nicht, weil ich nicht will. Ich habe einfach keine Zeit dafür. Außerdem laufen die meistens abends um elf – und da bin ich immer schon müde.

Derzeit drehen Sie in Hamburg den vorletzten „Bella Block“-Film. Wie viele Drehtage sind angesetzt?

Wir haben 24 Drehtage, eine Ausnahme im deutschen Fernsehen. Als wir mit „Bella Block“ angefangen haben, hatten wir noch 35. Das war Luxus pur. Heute hat das Fernsehen mehr Geld, aber den Luxus haben wir nicht mehr. Manch ein „Tatort“-Krimi muss mit 21 oder weniger Drehtagen auskommen. Das finde ich furchtbar, weil es auf die Knochen des Teams geht – und manchmal auch auf die Qualität.

Was für ein Ende wünschen Sie sich für Bella Block? Irgendeinen Knalleffekt?

Nö, gar nicht, das fände ich völlig langweilig. Sie hört einfach auf, hat keine Lust mehr. Sie möchte nicht mehr nur leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben. Aber ich schreibe das Drehbuch nicht, und wir haben darüber auch noch nicht gesprochen. Wenn sie am Ende stirbt, würde ich das vollkommen langweilig finden. Tot ist man ja noch früh genug.

Und ein Happy End? Sie könnte die Liebe von Oberstaatsanwalt Mehlhorn endlich erwidern.

Wenn das nun in der Liebe zu Herrn Mehlhorn enden würde, fände ich das ein bisschen albern. So nett ich den finde, aber warum muss es immer so enden?

Bella hört auf, aber Sie machen weiter?

Ich werde weitermachen, solange ich kann. Wissen Sie, beim Theater ist irgendwann die letzte Vorstellung, und eine Serie endet eben auch eines Tages. Der Vorhang fällt – und geht wieder auf. Ich wünsche mir jedenfalls, dass der Vorhang noch oft aufgeht.

Das Interview führte Wiebke Ramm.

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