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Harald Schmidt bei Sky: Zalando für Männer

Youporn, der Papst und Jürgen Vogel als Sidekick: 100 Tage Harald Schmidt bei Sky. Wie es Mitte nächsten Jahres mit dem Moderator beim Pay-TV-Sender weiter geht, ist noch unklar.

Wenn vom Fernsehjahr 2012 die Rede ist, muss dieser Name fallen: Harald Schmidt. Neben Thomas Gottschalk zählt der Entertainer zu den großen Verlierern der vergangenen Monate. Auch wenn Schmidt im Tagesspiegel-Interview im Herbst nicht müde wurde zu betonen, dass es ihm vollkommen egal sei, wo er seine Late-Night-Show machen darf („Aufstieg, Abstieg? Das ist etwas für Werktätige“) – man glaubt es ihm einfach nicht. Jahrelang vor einem Millionenpublikum in der ARD, zuletzt vor einer schwindenden Schar bei Sat 1 und nun Sky. Klar, dem Pay-TV-Sender geht es mit dem exklusiven Zukauf ums Image. Es kann Sky und dem Moderator aber nicht ganz egal sein, wenn weit weniger als ein Zehntel der 3,12 Millionen Abonnenten an Schmidts Späßen interessiert ist.

In den ersten Wochen nach dem Start am 4. September bewegte sich das Interesse im kaum messbaren Quoten-Bereich. Dabei ist ein Harald Schmidt in Bestform immer noch das probateste Unterhaltungsmittel gegen Euro-Krise, Berlusconi-Comeback, Twitter- oder Youporn-Wahnsinn. Ein spätabendliches Ritual, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, gleichermaßen für die Generation Smartphone und den Thomas-Bernhard-Leser. Rund 100 000 Zuschauer haben die Sky-Show im Schnitt sehen wollen. Dem Münchner Pay-TV-Sender sind diese Zahlen offenbar genug. „Seit Start der Show ist die Harald-Schmidt-Fangemeinde auf Sky rapide angewachsen“, sagt Unternehmenssprecher Moritz Wetter. Das Wachstum liege bei über 40 Prozent. „Zuletzt konnten wir Werte von bis zu 140 000 Zusehern bei den linearen Ausstrahlungen messen.“ Das sei ein „Spitzenergebnis“, zu dem die nicht messbare Nutzung über Sky Go und Sky Anytime, die mobilen Empfangsmöglichkeiten, addiert werden müsste.

Ich würde ja gerne Schmidt gucken, ist vielerorts zu hören, aber mir sind die monatlichen Pay-TV-Gebühren einfach zu hoch, ich hab’ kein Sky zu Hause. Was haben diese Fans diese Woche verpasst? Den üblichen Mix aus Stand-up, mitunter Kalauern, die so nur Harald Schmidt kann („Youporn ist Zalando für Männer“), Witze über Steinbrück- und Papst-Tweets, Wichtel-Spielchen mit seinem eingeschworenen Team um Bandleader Helmut Zerlett und Nathalie Licard, die Gäste Florian Schroeder und Birgit Schrowange, dazu treue Sidekicks wie Olli Dittrich oder neuerdings sogar Jürgen Vogel, die Schmidts Wechsel vom Free zum Pay TV mitgegangen sind.

Damit hat Schmidt schon mal 42 Sendungen im Bezahlfernsehen geschafft. Aber ob es 100 werden? Am Donnerstag moderierte er für 2012 die letzte Ausgabe. Harald Schmidt verabschiedet sich in eine bemerkenswert lange Weihnachtspause. Erst, wenn die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen hat, meldet sich Dirty Harry zurück, am 29. Januar 2013. Die aktuelle Staffel soll bis Mitte Mai andauern. Dann läuft Schmidts Vertrag bei Sky aus, wie der Entertainer verriet. Schwer zu sagen, ob beide an einer Verlängerung des Vertrags über den Sommer 2013 hinaus interessiert sind. Der Pay-TV-Sender wollte dazu keine konkrete Auskunft geben. Nur so viel: „Die Sky-Zuschauer haben die Show hervorragend angenommen, Harald Schmidt präsentiert sich in absoluter Bestform, daher gibt es für uns keinen Grund, am Konzept und Ausstrahlungsmodus etwas zu ändern.“

Die Botschaft wird in Köln, Schmidts Heimat, gerne gehört. Würde Sky seinen Late-Night-König canceln, bliebe Schmidt als Forum wohl nur noch das Internet-TV. Fakt ist, dass die Vertragsdauer mit Schmidt relativ kurz gehalten ist. Immerhin, als PR-Maßnahme für den nur langsam aus den roten Zahlen kommenden Bezahlsender taugt Schmidt allemale. Am vergangenen Samstag tauchte er beim Ex-Kollegen Oliver Pocher auf, der bei Sky die Bundesligashow „Samstag live!“ moderiert. Zuletzt sahen sich die beiden im Fernsehstudio am 16. April 2009 bei der finalen ARD-Sendung von „Schmidt und Pocher“, die die zwei seit Oktober 2007 moderiert hatten. Danach waren böse Worte gefallen, besonders von Seiten Schmidts in Richtung Pocher. Davon war in der Sportshow wenig zu merken. Bei Harald Schmidt weiß man allerdings nie so richtig, woran man ist.

Einen weiteren Job hat er schon. Anfang 2013 soll Schmidt an der Seite von Sky-Reporter Wolf-Christoph Fuss Ko-Kommentator eines Bundesligaspiels sein. Das ist für den Fußballfan aus Nürtingen noch mal ein Aufstieg.

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