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Medien: Hart an der Realität

Bereits zum achten Mal: Die ZDF-Reihe „Gefühlsecht“

Vom Leben erzählen. Unmittelbar. Lebensnah. Authentisch, um einen reichlich bemühten, manchmal aber eben doch passenden Begriff zu verwenden. Zum nunmehr achten Mal geht die etablierte ZDF-Reihe „Gefühlsecht“ des kleinen Fernsehspiels an den Start, dieses Jahr mit acht Beiträgen in Erstausstrahlung. Seit jeher schon sind es die neuen, jungen filmischen Talente, denen sich die Nachwuchsredaktion des kleinen Fernsehspiels widmet. So manche Kinoproduktion gäbe es ohne sie schlichtweg nicht.

„Gefühlsecht“ beginnt am Dienstag mit dem Spielfilmdebüt „Netto“ des 32-jährigen Regisseurs und Autors Robert Thalheim. Vater Marcel (Milan Peschel) ist arbeitslos und lebt in einer heruntergekommenen Wohnung, Sohn Sebastian (Sebastian Butz) steht plötzlich vor seiner Tür, da es der 15-Jährige nicht mehr bei seiner Mutter aushält. Marcel ist irgendwie lebensuntüchtig, und Sebastian versucht nun, ihm auf die Sprünge zu helfen, indem er seinem unbeholfenen Vater eine Art Bewerbungscoaching erteilt.

Es ist eine Geschichte vom Vater mit dem Sohne – alles in Ostberlin angesiedelt, wo die Generation mittleren Alters die Wende weniger gut verkraftet und umgesetzt hat als deren Nachkömmlinge, die längst im vereinten Deutschland angekommen sind. Wendeverlierer, Post- Wendegewinner. Es ist die Umkehrung der Verhältnisse, der sozialen, der familiären, der Robert Thalheim in seiner unter anderem auf der Berlinale und dem Saarbrücker Max-Ophüls-Festival aufgeführten Tragikomödie nachgeht. Das ist spröde, trockene, herbe Sozialkritik. Bundesrepublikanische Wirklichkeit heute.

Ähnliches gilt auch für „Sie haben Knut“ (8. August) von Regisseur Stefan Krohmer und Autor Daniel Nocke, die zusammen Filme wie „Ende der Saison“ (2000) oder „Familienkreise“ (2002) realisiert haben. Ein erfolgreiches Duo, dessen Sujets ernst und ungefällig sind, etwa von schweren Krankheiten handeln, von existenziellen Beziehungs- und Familienkrisen. „Sie haben Knut“ spielt irgendwo in den Alpen auf einer winterlichen Hütte. Und, nicht unwichtig, es sind die 80er Jahre, jenes gesichtslose Jahrzehnt also, an das wir alle irgendwie nur noch konturlose bis gar keine Erinnerungen mehr haben. Es ist, als habe es diese faden 80er nie wirklich gegeben. Viel diskutiert wurde. Vielleicht, weil sonst einfach nichts geschah.

Andere Arbeiten sind der Gruppenfilm „Stadt als Beute“, die Adaption des Theaterstücks von René Pollesch, unter der Regie von Irene von Alberti, Miriam Dehne und Esther Gronenborn (31. Juli). Ein Film über den Wandel der Städte, über ein Lebensgefühl auch, formal in drei Episoden gegliedert; oder Katinka Feistls „Siehst du mich?“ (15. August), in dem es um eine 20-Jährige geht, die ob ihrer Pummeligkeit in kein gängiges Schönheitsideal passt. Weitere Beiträge sind „liebeskind“ (1. August) von Jeanette Wagner, „Strähl – Ein Bulle am Abgrund“ (7. August) von Manuel Flurin Hendry, „Jena Paradies“ (14. August) von Marco Mittelstaedt und am Ende „Kaltfront“ (21. August) von Valentin Hitz. Alles neues junges deutsches Kino – unbedingt einschalten!

„Gefühlsecht – Netto“: ZDF, 22 Uhr 45

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