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Bella Block

© ZDF

Harte Zeiten für Bella Block: Nichts wie zuvor

Probleme im Job, die Beziehung in der Krise - Das ZDF zeigt den jüngsten Krimi mit Hannelore Hoger erstmals als Zweiteiler.

Irgendwann, da dröhnt es aus ihr raus. Da schafft sich all der Zorn, all die Wut, all die Traurigkeit auch, endlich Luft. Da steht sie dann in den neuen kalt-sterilen Gängen des Hamburger Polizeipräsidiums, und brüllt. Röchelnd zunächst noch, hatte sie doch die ganze letzte Zeit über keine Stimme mehr, aber dann plötzlich ist sie wieder da, laut und klar und deutlich. Und, sie ist unüberhörbar in diesen neuen gläsernen Gängen. Alles vor dem neuen Vorgesetzten, einem jungen Schnösel namens Mark Haber (Jörg Hartmann). „Wie? Makaber?“ fragt sie anfangs noch nach. Nichts mehr wird nun so sein, wie es einmal war.

Diese Kommissarin Bella Block (Hannelore Hoger), sie wird ihr Leben ändern müssen. Radikal. Es vollkommen umkrempeln. Ihr Lebensgefährte Simon Abendroth (Rudolf Kowalski) kann und will nicht mehr. Dieses Leben, das sie nicht wirklich miteinander teilen, in welchem ihr jeder Mord wichtiger ist als er und ihre so rare Zweisamkeit. Manchmal, da reichte es nicht mal mehr für den gemeinsamen Rotwein.

Es scheint eine Regel zu sein, dass mitunter alles zusammenkommt, im Leben: Ihre Stimme verliert Bella, nachdem sie im Gerichtsgebäude hinterrücks auf der Treppe von einer Frau ein Messer in den Rücken gerammt bekommt und sich beim Sturz zudem den Kehlkopf einquetscht. Bella hatte zuvor in einem Prozess gegen einen Mörder ausgesagt, die Attentäterin, das ist die Ehefrau des nun Verurteilten. Als Bella auf der Intensivstation aufwacht, nicht mehr sprechen kann, da ist es dennoch Simon, der bei ihr ist. Der eigentliche Fall, der ist bei all diesen schon existenziellen Einschnitten im Grunde sekundär, nur äußeres Gerüst: Eine junge Frau, Nicolette, wurde nach einer Party in ihrer Wohnung umgebracht. Sowohl ihre kleine Tochter, als auch Freund Oliver Beck (Thomas Schmauser) sind spurlos verschwunden.

Markus Imboden, der zuvor bereits andere „Bella“-Filme inszeniert hat („Tod eines Mädchens“, 1997; „…denn sie wissen nicht, was sie tun“, 2005), führte Regie bei diesem ersten Zweiteiler der renommierten Reihe, Beate Langmaack hat die Drehbücher verfasst. Aufgrund der markanten Zäsuren, die sich um die Figur der nassforsch-schnoddrigen Ermittlerin herum ereignen, haben sich die Macher von ZDF und UFA dafür entschieden, den hiermit einhergehenden Wandel in einem Zweiteiler zu erzählen. Und hier und da ist es dem Film anzumerken, dass er dramaturgisch etwas gestreckt wurde, vermag er es doch nicht, Spannung und Niveau gleich bleibend zu halten.

Der zunehmende Wandel des Formats ist ohnehin gewöhnungsbedürftig: „Bella Block“ – rundum saniert und modernisiert. Nunja. Doch ganz vorn wird erfolgreich gerettet, was zu retten ist: Hannelore Hoger liefert womöglich eine ihrer besten Darstellungen überhaupt ab. Das Spektrum, welches sie zeigt, ist derart facettenreich und farbig, das ist schon jetzt Fernsehpreiswürdig. Die Metamorphose, die sie von der zwangsläufig völlig verstummten Bella zu jener durchmacht, die ihre Stimme wieder erhält, ist zutiefst bewegend und berührend. Vor allem: wahrhaftig, authentisch. Da kommt eine Figur, ein mit vollem Leben angefüllter Charakter, nochmal zu neuem Leben. Da findet eine in die Jahre gekommene Frau, die im Kommissariat ausgemustert werden soll, vielleicht zu einem Neuanfang, und somit auch zu sich selbst.

Jene Szenerie, in der Bella ihre Stimme erlangt, ist von einer seltenen Intensität und Nachhaltigkeit. Chapeau! In diesem Bella-Block-Zweiteiler bleibt kein Stein auf dem anderen: Lebensgefährte weg. Job hingeschmissen. Gesundheit lebensbedrohlich gefährdet. Alles ist nun anders im Leben der Bella. Abschiede und Aufbrüche sind es, die sie nun ausmachen. Jedem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne …Thilo Wydra

„Bella Block – Das Schweigen der Kommissarin“, ZDF, am Samstag und am Montag um 20 Uhr 15

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