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Medien: Hilfloser Hunzinger

Gabi Bauer, ARD. Egal ob sie Gabi Bauer, Michel Friedman, Sabine Christiansen oder Maybrit Illner gegenübersitzen.

Gabi Bauer, ARD. Egal ob sie Gabi Bauer, Michel Friedman, Sabine Christiansen oder Maybrit Illner gegenübersitzen. Sie sind Politiker. Fast immer. Und so fällt es auf, wenn der Talkshow-Gast ein Fremder im Metier ist. So wie Moritz Hunzinger.

Hat er nun einen Vertrag mit Rudolf Scharping, dieser schreibe ihm ein Buch? Ja und nein – einen mündlichen. Hat er nun fast alle Verteidigungsminister beraten? Ja und nein – Kontakte hatte er, sich Gedanken gemacht. Konkret: Hat er für Scharping ein PR-Konzept entworfen? Ja und nein – die entsprechende Werbung auf seiner Homepage sei „zu elastisch formuliert und korrigiert“, beteuert Hunzinger gleich zwei Mal.

Der Mann, der Scharpings Skandal-Fass zum Überlaufen brachte und dessen Privatkredit Cem Özdemir vor-versenkte, ist schrecklich professionell und unglaublich amateurhaft zugleich. Der halbstündige Auftritt bei Gabi Bauer zeigte vor allem, wie deplatziert die Sprache eines Netzwerkers wirkt, wenn der von Hinterzimmern und Mauschelrunden ins Fernsehen befördert wird. Er plappert einfach weiter, wenn die Gesprächspartnerin eine Frage stellen will, aber eben nicht mit der klaren Intention des Nicht-zu-Wort-kommen-Lassens, wie sie jeder Politiker beherrscht, sondern im Duktus des selbstgefälligen Trotzdem-Plauderers.

Die besten Sätze des Frankfurter PR-Unternehmers lauteten: „Ich bin für die Republik nicht zuständig“, „wir alle haben nichts ausgefressen und gegen keine Gesetze verstoßen, sondern sind Opfer eines entfesselten Dämons“, „ich entscheide, dass das Anliegen berechtigt ist“. Hunzinger war hilflos und wirkte verloren. Wie soll man auch, was tagtägliche Praxis in der Grauzone zwischen Politik, Wirtschaftslobbys und Profi-Kontaktern ist, einer Öffentlichkeit beibringen, die derlei Verflechtungen zwar erahnen mag, sich über Konkretes aber empört?

Die bezeichnendste Unschärfe im Hunzingerschen Vokabular ist der Begriff „Kunde“. Ein Kunde ist jeder: Die Firma, die ihn bezahlt, aber auch die Regierungsstelle, die er umwirbt, und die Mittelsmänner, die er einsetzt. 1994, als es um die Beteiligung der Bank Kleinwort Benson an der Privatisierung der Telekom ging – die „Wirtschaftswoche“ hatte den Fall aufgedeckt – waren eben in Hunzingers Welt alle Kunden: Staatsfirma, Kanzleramt, Privatbanken.

Gegen die „sinistre“ Verschwörung der Medien setzt Moritz Hunzinger die Leitbegriffe Harmlosigkeit, Contenance und „unkomplizierte Beziehungen in Augenhöhe“. So einfach ist das. Und wie geht es eigentlich Rudolf Scharping? „Man spricht sich mal.“ Robert von Rimscha

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