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Underwood for President: In der vierten Staffel von „House of Cards“ stellt sich Frank Underwood (Kevin Spacey) den amerikanischen Wählern.

© REUTERS

"House of Cards" geht in vierte Runde: Trump vs. Underwood

Die vierte Staffel von „House of Cards“ konkurriert mit dem realen US-Wahlkampf. In Deutschland läuft die Netflix-Serie zunächst bei Sky.

Bertolt Brechts Ausspruch „Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber“ scheinen die Amerikaner nicht zu kennen. „Amerika bekommt den Präsidenten, den es verdient – und das ist Francis „Frank“ Underwood“, heißt es vielmehr in der am Freitag startenden vierten Staffel der Polit-Serie „House of Cards“ mit Kevin Spacey in der Hauptrolle. Dabei muss man in Washington nicht besonders tief graben, um die Leichen zu finden, die dieser intrigante Politiker auf seinem Weg in Richtung Weißes Haus hinterlassen hat. Skrupel kennt Underwood genauso wenig wie Freunde, selbst vor seiner Frau Claire (Robin Wright) macht sein unstillbarer Machthunger nicht halt. Ihre Wünsche nach Erfolg und Anerkennung hat er bereits in den zurückliegenden Staffeln missachtet, nun trachtet er ihr offenbar sogar nach dem Leben, so suggeriert es jedenfalls der Werbetrailer.

„House of Cards“ gehört zu den erfolgreichsten Serienprodukten aus den USA. Mit geschätzten 50 Millionen Dollar Produktionskosten je Staffel – die Zahl wurde nicht dementiert – ist die Serie zugleich eine der teuersten. In jedem Fall ist das Politdrama das wichtigste Zugpferd im Stall des Streamingdienstes Netflix – jedenfalls außerhalb von Deutschland, denn hierzulande wird „House of Cards“ auf Netflix voraussichtlich erst in einem halben Jahr zu sehen sein. Zuerst werden die 13 neuen Folgen beim Pay-TV-Sender Sky und seinen Streaming-Ablegern wie Sky Go und Sky Online zu sehen sein. Dort feierten auch die ersten drei Staffeln ihre Deutschlandpremiere. Sky hatte die Rechte für die Erstausstrahlung der Serie zu einer Zeit erworben, als Netflix in Deutschland noch nicht aktiv war.

Netflix setzt das Geoblocking konsequent durch

Ähnlich verhält es sich auch mit dem HBO-Erfolgsprodukt „Game of Thrones“, das der erfolgreiche US-Serienkanal in Deutschland nicht selbst vermarkten kann, weil es hier keinen Ableger von HBO Now gibt. In den Vorjahren hatten einige Netflix-Nutzer dennoch einen Weg gefunden, zumindest das englischsprachige Original von „House of Cards“ über sogenannte Tunnelverbindungen vom amerikanischen Netflix-Server abzurufen. Das ist dieses Mal jedoch nicht möglich, weil der Streamingdienst das, so Geoblocking, nun schärfer durchsetzt. Bei Premium-Produkten wie diesem – „House of Cards“ war die erste Netflix-Eigenproduktion, die einen Emmy erhielt – legen alle Seiten größten Wert auf die Einhaltung der Verwertungskette. Dazu gehört auch, dass Medienjournalisten Geheimhaltungsverträge unterzeichnen müssen, um sich vorab ein Bild von der neuen Staffel machen zu können. „Spoilern verboten“, heißt es dort unter anderem. Zudem werden eine Reihe von Schauspielernamen genannt, deren Mitwirkung nicht vor Ausstrahlung der Folge bekannt gemacht werden soll (was wir ohnehin nicht tun würden, um unseren Lesern nicht den Spaß zu verderben).

Nicht betroffen vom Spoilerverbot ist jedoch der grobe Plot von Staffel vier: Das Jahr 2016 steht auch bei „House of Cards“ ganz im Zeichen des US-Präsidentschaftswahlkampfs. Erste Aufgabe für Frank Underwood, der als „ungewählter Präsident“ das Amt bekleidet, ist es, von den Demokraten als Kandidat nominiert zu werden. Unter dem Hashtag #FU2016 läuft die fiktive Kampagne ganz real auf Twitter, mitsamt Fotos und Videos. Kevin Spaceys letzter Eintrag zu #FU2016 lautet: „America, I’m not afraid to get my hands dirty“. Da kann man sich bei Frank Underwood ganz sicher sein.

"Keine Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen"

In früheren Fernsehproduktionen hätte es vor einer Serie wie „House of Cards“ den Hinweis gegeben, dass "Ähnlichkeiten mit realen Ereignissen sowie mit lebenden oder toten Personen rein zufällig“ wären. Für die neue Staffel der US-Serie gilt das in ganz besonderem Maße. Das hier gepflegte Politikerbild ist eher von überkommenen Vorurteilen als einer echten Nabelschau geprägt. Aber genau dies hat „House of Cards“ zumindest in den vergangenen drei Jahren so erfolgreich gemacht. In diesem Jahr muss die TV- und Streamingserie gegen die harte Konkurrenz der realen Vorwahlen antreten und gegen einen Donald Trump, den sich offenbar immer mehr Republikaner als nächsten Präsidentschaftskandidaten vorstellen können. Gegen manche seiner Wahlkampfaussagen wirkt Frank Underwood mehr wie ein Kalb als ein Schlächter.

„House of Cards“, Staffel 4, ab Freitag im englischen Original bei Sky Go, Sky On Demand und Sky Online. Die Einzelfolgen werden bei Sky Atlantic und über die Sky-Streamingplattformen in wöchentlicher Ausstrahlung in Englisch oder Deutsch ausgestrahlt.

Einen Tag später wird "House of Cards" auch über Amazon Video angeboten - allerdings nicht über das Prime-Abo, sondern kostenpflichtig als Einzelabruf. Am Samstag gibt es die ersten beiden Episoden in Englisch oder Deutsch, die weiteren Episoden folgen im Wochenrhythmus.

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