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Steffen Seibert: „Ich mache meine Arbeit“

Ein Mann bleibt cool: Steffen Seibert moderiert „heute“ und jetzt auch noch das „heute-journal“

Herr Seibert, haben Sie es bei „heute“ nicht mehr ausgehalten?

Ein „heute”-Moderator hat an nichts zu leiden, wirklich nicht. Jetzt mache ich eben noch acht Wochen „heute-journal” dazu, da sollten Sie nicht zu viel reingeheimnissen. Man hat mich gefragt und ich habe Ja gesagt. Ganz einfach.

Was reizt Sie am „heute-journal“?

Wenn man Nachrichtenmoderator in Deutschland ist, dann gibt es drei reizvolle Sendungen: „heute“, „heute-journal“ und „Tagesthemen“. In zwei davon auftreten zu dürfen, ist eine ganze Menge.

Muss der Moderator des „heute-journals“ viel anders machen als der „heute“-Moderator?

Länger wach bleiben hilft, schätze ich. Alles andere werde ich Ihnen sagen können, wenn ich das „heute-journal“ ein paar Wochen moderiert habe. Theorien habe ich dazu keine parat. Ich hoffe, es wird sich richtig anfühlen.

Werden Sie sich anders als bisher vorbereiten müssen?

Sie glauben gar nicht, wie viele Ratschläge man bekommt, wenn die Leute gehört haben, man werde Moderator des „heute-journals“. Ich werde langsam, aber sicher nervös von all diesen Wohlmeinenden. Deshalb: Ich werd’s einfach mal machen, und dann werden wir ja sehen.

Haben Sie jemals überlegt, ob Sie überhaupt in die Sendung passen?

Das haben sich hoffentlich andere überlegt, bevor man mich fragte. Ich selbst hatte immer das Gefühl, dass ich da durchaus reinpassen könnte, im Fall der Fälle. Dann kam der Anruf meines Chefredakteurs. Ich bin glücklich mit „heute“ – jetzt bin ich eben noch ein bisschen glücklicher.

Haben Sie den neuen Job Ihrer „schier unangenehmen Zähigkeit“ zu verdanken, die Sie einmal im Fragebogen der „FAZ“ zugegeben haben?

Die bezog sich nur auf meine seltenen sportlichen Auftritte. Ob ich’s auch als Journalist bin? Ganz sicher bin ich fleißig.

Braucht das „heute-journal“ nicht tapfere Moderatoren? Es sollen ja „eisenharte“ Interviews geführt werden, wie wir hörten.

Eisenhart? Hat mir keiner gesagt. Aber das ist auch keine Erfindung des Jahres 2007. Als ich vor 19 Jahren Hospitant im „heute-journal” war, gab es einen Moderator, der kompromisslos und zupackend fragen konnte; Ruprecht Eser, unser heutiger London-Korrespondent. Der hat mich damals sehr beeindruckt.

Hat das ZDF herausfinden lassen, wie gut Sie beim Publikum ankommen?

Uns, also Petra Gerster und mir, hat mal jemand aus der Medienforschung gesagt, es gäbe einen gefühlten Temperaturunterschied zwischen ihr und mir. Wir haben uns daraufhin nur angesehen und uns gefragt, ja, und was nun? Abkühlen? Aufdrehen? Ich habe mal vor vielen Jahren bei so einer Focusgruppe zugehört, in der Zuschauer über mich als Moderator sprachen. Eine Frau sagte, der sieht aus, als würde er nach der Sendung Prosecco trinken. Ich fand das entsetzlich, nicht nur, weil ich die Plörre nicht mag. Damals habe ich begriffen, dass ich nichts gegen das Bild tun kann, das andere von mir haben. Ich mache meine Arbeit und bin froh, wenn ich am nächsten Tag wiederkommen darf.

Sie gelten als der ewig Junge.

Beim nicht denkenden Teil Ihrer Kollegen kommt garantiert im ersten Absatz eines Artikels über mich das Wort „smart“ vor. Das zeigt nur, dass manche ohne ihre Denkschablonen ganz verloren sind. Aber manche Kollegen müssen mit weit Schlimmerem leben.

Machen Sie sich deshalb so rar? Sie sind nicht gerade ein Medienstar.

Da fehlt mir auch nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute sich brennend dafür interessieren würden, was der Seibert tut oder lässt. Es stimmt, ich ermuntere niemanden, sich mit mir über die Sendungen hinaus zu beschäftigen. Bei den Kollegen von der bunten Presse erstirbt jedes Interesse, wenn sie hören, dass ich verheiratet bin und drei Kinder habe, mit denen ich mich nicht fotografieren lasse. Was sollen die mit so einem?

Dabei gäbe es doch ein spannendes Thema: Ihren freiwilligen Eintritt in die katholische Kirche. Das haben Sie doch sicher Ihrer Frau zuliebe getan?

Knapp daneben. Meine Frau ist evangelisch. Aber Sie haben recht: Darauf werde ich oft angesprochen. Für manche ist das offenbar etwas ganz Exotisches, andere interessieren sich dafür, weil sie einen ähnlichen Weg gegangen sind.

Wie kamen Sie dazu?

Ich habe danach gehungert, es hat mich danach gedürstet, wenn Sie es alttestamentarisch hören wollen. Ich wollte an die Quelle.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

„heute-journal“, Pfingstmontag, ZDF, 21 Uhr 45

Steffen Seibert, 49, ist „Anchorman“ der „heute“-Nachrichten. Von Pfingstsonntag an wird er acht Wochen im Jahr auch das „heute-journal“ moderieren, zusammen mit Dunja Hayali.

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