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Medien: „Ich neige zur Ironie“

Fritz Frey, das neue Gesicht des „Report“, findet, Moderatoren sind keine Leitfiguren mehr

Herr Frey, Sie sind nun nicht nur Leiter, sondern auch Moderator von „Report" aus Mainz, und demnächst auch noch ihr eigener Chefredakteur. Wird sich sonst noch was ändern?

Wir wären mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir irgend etwas ändern würden, schließlich waren wir in den letzten beiden Jahren das besteingeschaltete Politmagazin im deutschen Fernsehen.

Sie werden aber trotzdem zugeben, dass Sie ein anderer Typ sind als ihr Vorgänger Bernhard Nellessen.

Natürlich gibt es Unterschiede, aber ich sehe da nur Nuancen. Ich neige zum Beispiel etwas mehr zu Ironie als der Kollege Nellessen, da muss ich aufpassen. Und mitunter könnte man die eine oder andere etwas zu steil geratene Formulierung vielleicht auch als Provokation empfinden. Nellessen ist von seinem Naturell her eher sachlich und vermittelnd, ich bin da etwas pieksender. Meine Maxime ist aber: Man muss sein Naturell authentisch ’rüberbringen, das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Es wäre falsch, wenn ich probieren würde, den „Report“ wie Wolf von Lojewski zu moderieren.

Günther Jauch hat mal über „Wer wird Millionär?“ gesagt, die Sendung sei so gut, die könnte auch ein Besenstiel moderieren. Wie wichtig ist der Moderator bei einem erfolgreichen politischen Magazin?

Der Moderator muss sich in die Gesamtmarke einfügen, er muss zur Sendung passen. Da habe ich natürlich den Vorteil, eine Sendung präsentieren zu können, die ich als Redaktionsleiter mitgeprägt habe. Ich werde nicht montags eingeflogen und mache am nächsten Tag eine Gameshow. In dieser Hinsicht ist der SWR erfreulich konservativ.

Das heißt aber auch, dass sich die Rolle des Moderators verändert hat.

Das stimmt. Heute ist der Moderator mit Sicherheit nicht mehr so wichtig wie zur Zeit von Franz Alt. Der Moderator ist keine Leitfigur mehr, keine moralische Instanz – und das ist auch gut so. Ich empfinde zwar großen Respekt vor Franz Alt, doch ich bin überzeugt, eine Moderation ist heute nur noch dann zeitgemäß, wenn sie auf Augenhöhe der Zuschauer agiert.

Was meinen Sie mit „Augenhöhe“?

Es gibt Untersuchungen, dass Zuschauer die Sprache der Fernsehjournalisten nicht mehr verstehen. Das macht mich sehr betroffen. Es ist eine unserer vornehmsten Aufgaben, eine Sprache zu finden, die unseren Zuschauern angemessen ist. Wir müssen politische und gesellschaftliche Prozesse auf eine Weise transparent machen, die das Publikum nachvollziehen kann.

Gilt das auch für die Arbeit des Fernsehens? Sie haben in den vergangenen Wochen diverse ARD-„Brennpunkte“ zum Irak-Krieg moderiert, konnten dabei aber oft nur mit Informationen aus zweiter Hand arbeiten; für Journalisten ja eigentlich ein Greuel.

Zuerst mal muss man in einer solchen Situation versuchen, mit absolut kühlem Kopf an die Sache ’ranzugehen, eigene Befindlichkeiten zurückzustellen. Natürlich reizt es, zu pointieren und zu kommentieren. Aber die Menschen brauchen in einem solchen Moment Orientierung für die eigene Meinungsbildung, und deshalb muss man ihnen nüchterne Informationen anbieten. Und natürlich ist es wichtig, absolut ehrlich zu sein und auch ganz offen die Arbeitsbedingungen zu schildern. Man darf nicht der Verlockung erliegen, allwissend erscheinen zu wollen, sondern muss zugeben, wenn sich Informationen einfach nicht bestätigen lassen.

Das Gespräch führte Tilmann P. Gangloff.

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