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IFA: Alles vernetzt - Jeder ist eingeladen

Wie das Internet Konsumenten zu Produzenten macht.

Programmchef seines eigenen Radiosenders wie bei last.fm oder des eigenen Fernsehkanals wie bei current.tv: Das sind die Versprechen, die das „Web 2.0“ gibt. „Der Konsument wird Produzent“, erklärt Kim Pörksen das Prinzip, das auch auf der Plattform „The Bloghouse“ auf der IFA erklärt wird. Das Bloghouse ist eine große weiße Insel inmitten der Halle 26b, Pörksen hat das Konzept entwickelt. Es geht darum, einen Weg durch das Web-2.0-Dickicht zu zeigen. Am deutlichsten verwirklicht ein Lehrpfad dieses Vorhaben. Die Plattform um den Lehrpfad herum ist gespickt mit Leinwänden, Laptops und Kameras.

Berlin oder Hintertupfingen – Web 2.0 relativiert Größe und Entfernungen. Über Internetseiten wie youtube.com oder myspace.com kann sich jeder präsentieren und Inhalte ins Netz stellen. „Content“ sagt der geübte Internetnutzer („User“) dazu. Um den Unterschied zu der bisherigen Mediennutzung zu demonstrieren, nahm Volker Strey mit seiner Kamera einen VIP-Empfang auf und stellte ihn gleich ins Netz. Seine Aussage: Web 2.0 ist anders. „Dort ist jeder eingeladen“, meint Strey. So wie er nutzen viele die interaktiven Möglichkeiten, um sich zu präsentieren. Auf der IFA können die Besucher Videobotschaften hinterlassen oder ein Foto von ihnen sofort auf die Internetseite „Flickr“ laden lassen. Surftipps verweisen auf Seiten wie studivz.net, auf denen sich Studenten ein Profil anlegen können. Programmierer Lars Kwiatkowski freut sich über die interaktiven Möglichkeiten und prophezeit: „Das wird und muss so weitergehen, sonst verlieren die Leute das Interesse.“

Einen Abgesang auf das herkömmliche Wohnzimmer-TV muss deswegen aber niemand anstimmen. Das meinte zumindest der SPD-Parteivorsitzende Kurt Beck bei einer Podiumsdiskussion zur Konkurrenz- beziehungsweise Kongruenzsituation von Internet und klassischen Medien auf der Bühne des „Bloghouse“. „Ich habe es schon oft erlebt, dass ein Medium totgesagt wurde“, warb er für einen offenen Umgang mit den neuen Möglichkeiten. Auch ZDF-Intendant Markus Schächter als Repräsentant der klassischen Medien sieht für diese Chancen. So stellte sein Sender auf der IFA die „Mediathek“ vor, die es erlaubt, das Programm für sieben Tage im Netz abzurufen.

So könnte die Zukunft des Fernsehens aussehen. Einen Einblick in die Zukunft sucht man im „Bloghouse“ ansonsten leider vergebens. Es ist vielmehr eine Demonstration der bereits bestehenden Möglichkeiten. Ein Porträt von einem Straßenmaler? Eigentlich nichts Besonderes, doch via „Skype“ erstellt ein Maler direkt vom Pariser Montmartre das Bildnis. Die Porträtierten sitzen mit Kopfhörern und Videokamera ausgerüstet auf der Bühne und haben sich so ihren Flug nach Paris gespart. Das ist ja auch schon was wert.Matthias Jekosch

Matthias Jekosch

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