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Im RADIO: Arno Schmidt trifft Rudolf Steiner

Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Bei uns zu Hause werden die Krankheiten der Kinder nach den Regeln der anthroposophischen Medizin kuriert. Das Handbuch dazu war ein Zufallsfund im Buchladen, die Autorin ist Medizinerin am Goetheanum in Dornach. Ein Buch, das auf die Selbstheilungskräfte des kindlichen Körpers vertraut und mit seiner Fülle feiner Beobachtungen im Grenzbereich zwischen Leib und Seele immer wieder fasziniert. Grund genug, hier Konrad Lindners Radioessay „Zum 150. Geburtstag von Rudolf Steiner“ zu empfehlen, der den Vater dieser ganzen Denkrichtung porträtiert. Der einst messianisch umschwärmte Steiner ist lange tot, aber seine Lehre hat eine so beeindruckend tiefe und breite Wirkung in unserer Kultur hinterlassen, dass die vorurteilsfreie Beschäftigung damit allemal lohnt (Kulturradio vom RBB, 24. Februar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Er war ein Pionier des Realitätsfernsehens in Deutschland. Dreißig Jahre lang hat er sein Publikum zur Verbrecherjagd animiert. Spitzname: „Ganoven-Ede“. Gemeint ist natürlich Eduard Zimmermann, der in Giuseppe Maios Hörspiel „XY – die Wahrheit kommt ans Licht“ noch einmal aus den Fernsehgrüften auftaucht. Autor Maio führt sein Publikum zurück in die späten Siebziger. Die Schüler Manuel und Albert sind regelmäßige Konsumenten der ZDF-Verbrechershow, nun haben sie einen dubiosen Herrn aus der Nachbarschaft ins Visier genommen. Kindliche Urängste und medial erzeugte Paranoia sitzen den beiden Privatfahndern im Nacken. Nur einer kann jetzt noch helfen. Der kleine Held mit der großen Hornbrille, der im Fernsehen so eindrucksvoll das Gute verkörpert (Kulturradio vom RBB, 25. Februar, 22 Uhr 04).

Franz Kafka ist als Schmerzensmann in die Literaturgeschichte eingegangen. Quälendes Unwohlsein in menschlicher Gesellschaft, Zweifel am Geschaffenen, früher Tod. In seinem preisgekrönten Hörspiel „Kein Brief gestern, keiner heute“ hat Autor Matthias Baxmann die traurigen Beziehungsgeschichten des literarischen Genies noch einmal rekonstruiert. Ein Weltflüchtling, der sich vor der Elementargewalt des Vaters ebenso fürchtete wie vor den Zumutungen solider Bürgerlichkeit, einer Ehe etwa. Aus Kafkas Briefen und Texten hat Baxmann eine elegische Partitur der Weltangst komponiert (SWR 2, 25. Februar, 22 Uhr 33, Kabel UKW 107,85 MHz).

Die Haushälterin berichtet über Schnaps und Pulverkaffee. Beides in rauen Mengen vom Dichter genossen, während der Arbeit im Dachstübchen, mit Blick über die Heidelandschaft. Am nächsten Tag hatte sie die leeren Flaschen und Schachteln diskret zu entsorgen, danach wurde Mittagessen gekocht, wobei jede Überraschung zu vermeiden war. Feature-Autor Uwe Stolzmann ist in die Lüneburger Heide gefahren, um etwas über das Leben des größten Einsiedlers der deutschen Literatur zu erfahren. Kein besonders glückliches Leben, das Arno Schmidt geführt hat, nur das gewaltige Werk vermag den finsteren Einsamkeits- und Mitweltverachtungsekstasen eine Art Sinn zu geben. „Der Rebell aus dem Heidedorf“ nennt Stolzmann sein Porträt eines tragischen Dichters, wie es im Nachkriegsdeutschland keinen zweiten gegeben hat (Deutschlandradio Kultur, 26. Februar, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Die Krimis des Schweden Johan Theorin führen auf die Ostseeinsel Öland. Dort gibt es seltsame Wetterphänomene, etwa plötzlich hereinbrechende Nebel, die Menschenopfer fordern. Eben hat Joakim mit seiner Familie ein Anwesen auf Öland bezogen, da kommt Frau Kathrine in einem Sturm ums Leben. Zunächst gibt es keine Anzeichen für ein Verbrechen, wer genauer hinhört, merkt, dass auf Öland böse Geister spuken. Ausgerechnet die Inselpolizistin Davidsson kommt den Gespenstern der Vergangenheit auf die Spur. „Nebelsturm“ heißt Theorins eindrucksvolles Hörspiel (Deutschlandradio Kultur, 28. Februar, 21 Uhr 33).

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