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Im RADIO: Der Protest als Handwerk

Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Ein sehr altes Paar, allein in einer schlaflosen Nacht. Fast wäre die Frau gestorben, aber dann ist sie noch einmal aus dem Krankenhaus zurückgekehrt. Nun ist es Zeit für letzte Bilanzen und lange aufgeschobene Erklärungen. Die Körper sind siech, die Köpfe noch klar. Im Hörspiel „Wer geht zuerst“ von Ricarda Bethke reden sich zwei sehr Alte an die kleinen und großen Lügen ihres Lebens heran. Auch an das Glück, das es zwischen ihnen gegeben hat. Doch für ein Happy End ist es endgültig zu spät (Deutschlandradio Kultur, 28. August, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz).

Der Neurobiologe Gerald Hüther betrachtet unser Hirn als stark unterschätztes Organ. In einer Konkurrenzkultur kann der Mensch nur einen Bruchteil seiner Leistungsfähigkeit abrufen. Stress und Sorge sind Intelligenz-Killer, Freude und Begeisterung wirken als kraftvolle Verstärker. In der Reihe „Das Gespräch“ interviewt Monika Hebbinghaus einen Gelehrten, der aus wissenschaftlichen Erkenntnissen radikale Forderungen ableitet. Bestsellerautor Hüther plädiert für eine neue Pädagogik, eine neue Arbeitswelt, einen neuen Umgang des Menschen mit sich selbst (Kulturradio vom RBB, 30. August, 23 Uhr 03, UKW 92,4 MHz).

Geht zu Protest-Workshops!

Wer heute wirkungsvoll politisch protestieren möchte, sollte zuvor einen Protest-Workshop besuchen. Auch Protest-Camps, in denen vom richtigen Anketten bis zum korrekten Schreien Richtung Fernsehkamera alles gelehrt wird, sind buchbar. Das Feature „Protestieren für Fortgeschrittene“ von Stella Luncke und Josef Maria Schäfers beschäftigt sich mit der Avantgarde zeitgenössischer Widerstandskultur. Moderne Medien spielen eine wichtige Rolle, aber auch individuelle Kreativität. Protestieren ist Handwerk und Kunst zugleich. Und alles ist erlernbar, wie Protest-Gurus versichern (Deutschlandradio Kultur, 31. August, 18 Uhr 05).

Kasimir ist Trucker und gerade arbeitslos geworden. Nüchtern bilanziert er gegenüber seiner Braut Karoline die Folgen: „dass, wenn der Mann arbeitslos wird, die Liebe seiner Frau zu ihm nachlässt, und zwar automatisch“. Das Sozialdrama „Kasimir und Karoline“ von Ödön von Horvath ist schon ein Dreivierteljahrhundert alt, aber es funktioniert noch immer als „Spiegel des unglücklich verstädterten Menschen“, wie ein Rezensent bereits zur Uraufführung lobte. Eine schöne Adaption bringt die 117 Mini-Szenen des Dramas ins Radio (Deutschlandradio Kultur, 1. September, 18 Uhr 30).

Mitte der fünfziger Jahre begann ein amerikanischer Reeder, seine Schiffe mit standardisierten Frachtboxen zu beladen. Mit Eisenkisten, die alles schlucken konnten und sich turmhoch stapeln ließen. Seither hat der Container das Frachtgeschäft revolutioniert, auf Straßen und Schienen und besonders auf den Weltmeeren. Das Feature „Die Allerweltskiste“ von Günter Beyer erzählt vom Siegeszug einer universellen Transportverpackung, die längst auch als mobiles Büro und Wohngehäuse genutzt wird (Deutschlandfunk, 1. September, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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