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Im RADIO: Der Sputnik und seine Trabanten

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten

Wilhelm Reich hatte eine europäische Vergangenheit als Psychoanalytiker und unorthodoxer Kommunist. In Amerika gründete er ein Institut für Forschungen zur Physiologie der Sexualität. Der geglückte Orgasmus schien ihm der Punkt, an dem sich die kranke Welt aus den Angeln heben lässt. War Reich ein wissenschaftliches Genie, das seine Zeit überforderte? Oder doch nur ein trauriger Clown im Zirkus der Utopien? Im Feature „Orgasmus als Weltverbesserung“ sinnt Autor Robert Schurz dieser Frage nach. Reich hat testamentarisch verfügt, sein wissenschaftlicher Nachlass dürfe erst 50 Jahre post mortem geöffnet werden. Nun ist das halbe Jahrhundert um. Zumindest die noch immer existente Sekte der „Reichianer“ wartet begierig auf die Lösung weiterer Welträtsel (Deutschlandradio Kultur, 7. November, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Einerseits ist jedem von uns der Begriff Geldwäsche irgendwie geläufig. Andererseits wissen wohl die wenigsten, wie das mit dem Waschen tatsächlich funktioniert. Welche Reinigungsverfahren sind die besten? Wie viel Schleudertouren verträgt Geld? Schaden zu viel Druck und Hitze bei der Säuberung? Was wir schon immer wissen wollten, aber wegen der Gefahr falscher Verdächtigungen nicht zu fragen wagten, wird nun im Feature „Saubere Geschäfte“ von Gaby Mayr anschaulich dargestellt. Die Autorin blickt Ermittlern über die Schulter und hat namenlose Informanten vor ihr Mikrofon gelockt. Geldwäsche, so lernen wir, lässt sich auf exotischen Inseln betreiben oder daheim am Computer. Manche Geldwäscher wirken so, wie man sich das vorstellt, andere eher wie der Kleinbürger von nebenan (Deutschlandfunk, 9. November, 19 Uhr 15, UKW 97,7 MHz).

Mittlerweile ist das Jahr 1957 ein halbes Jahrhundert alt. „Sputnik, Calypso und die Geschäfte der Nitribitt“ hat Paul Stänner seine Lange Radionacht überschrieben, die allein dem deutschen Jahr 1957 gewidmet ist. Im Titel sind einige Eckpunkte des Erinnerungsprogramms schon benannt: Der Sputnik schockte den Westen, aber die Deutschen wiegten sich trotzdem im „Calypso-Schritt“ und erregten sich über die Frankfurter Edelhure Rosemarie. Im Westen feierte Adenauer mit dem Slogan „Keine Experimente“ politische Triumphe, im Osten rollte der erste Trabant vom Band. Eine ganze Nacht lang präsentiert Radioautor Stänner historische O-Töne und Zeitzeugen des Jahres 1957 (Deutschlandradio Kultur, 10. November, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Eine Partnerbörse im Internet kann viele Fantasien wecken. Auch welche mit kriminalistischem Hintergrund, wie das Hörspiel „Lovebox“ von Dirk Josczok beweist. Eine junge Frau hat im Netz nach erotischen Kontakten gesucht, nun ist sie tot. War es Selbstmord? Oder sind andere Besucherinnen der „Lovebox“ auch gefährdet? Auf diese Idee kommt Kommissarin Nusser, nachdem ihr Assistent Möller gebeichtet hat, die besagte Plattform ebenfalls gut zu kennen. Eine Recherche im Internet offenbart Abgründe (Deutschlandradio Kultur, 12. November, 21 Uhr 33).

Bekanntlich hat Bertolt Brecht in seinem Künstlerleben manchen Skandal angezettelt. Keiner war gewaltiger als der zur Uraufführung des szenischen Oratoriums „Lehrstück“ 1929 in Baden-Baden. Theo Lingen spielte einen Mann, der auf der Bühne in viele Teile zersägt wird. Es ging in Brechts Werk auch um die Grenzen des Fortschritts, mithin um einen zentralen Konflikt moderner Gesellschaften, aber das war dem Publikum egal. Regisseur Frank-Patrick Steckel hat den sarkastischen Urtext des „Lehrstücks“ noch einmal aus den Archiven gegraben und neu vertont (Deutschlandfunk, 13. November, 20 Uhr 10).

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