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Im RADIO: Die Liebe der letzten Tage

Sexy Sells oder Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Viele Alphatiere bei den Grünen sind nun auch älter geworden. Da entdeckt man neben realpolitischen Neigungen plötzlich konservative Sehnsüchte im eigenen Herzen. Hermann Theißens Feature „Wächst da zusammen, was zusammengehört?“ diagnostiziert in Deutschland eine Art Milieuverschmelzung. Moderne Konservative denken ökologisch, moderne Grüne fühlen bürgerlich. Man trifft sich bei Manufactum oder im Bioladen. Folglich dämmern erste schwarz-grüne Allianzen am Horizont. (Deutschlandfunk, 12. September, 19 Uhr 15, UKW 97,7 MHz).

Je stärker die Zivilisation, schrieb der Kulturforscher Norbert Elias, umso stärker die Kontrolle des Menschen über seine Genusstriebe. In diesem Sinne darf man die zeitgenössische Ächtung des Rauchens wohl als Zivilisierungsschub verstehen. Beate Ziegs Feature „Requiem für eine Geliebte“ erzählt aus nächster Nähe vom Kampf gegen die eigenen Genusstriebe. Die Autorin protokolliert ihren schmerzensreichen Abschied von der Zigarette. Beim Entzug droht nicht nur Nikotinmangel, sondern auch Identitätsverlust. Nebenbei bietet Ziegs Feature eine kleine Kulturgeschichte des Rauchens und Statements prominenter Raucher, die viel über ihre Sucht nachgedacht haben (Deutschlandradio Kultur, 13. September, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Altenheime sind die schwarzen Löcher in unserem gesellschaftlichen Kosmos. Eines Tages entschwinden die Alten dorthin und kehren nie wieder zurück. Dass sie an ihrem letzten Aufenthaltsort einsam sind, ist eine verbreitete Ansicht. Doch in Paula Schneiders Feature „Bleib bei mir, denn es will Abend werden“ kommen Paare zu Wort, die gemeinsam im Heim leben. Die jahrzehntelange Ehe wird unter Heimregeln weitergeführt oder sogar eine neue Liebe zwischen Speisesaal und Beschäftigungsraum gefunden. Wie liebt man, wenn es zum letzten Mal ist? Was wird aus unserer wichtigsten Leidenschaft, wenn die Tage gezählt sind? (Kulturradio vom RBB, 14. September, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Das älteste Kunstwerk der Welt ist die Statue einer nackten, wohlproportionierten Frau. Schon die Altvorderen schenkten den Reizen des weiblichen Körpers also Aufmerksamkeit. Lorenz Schröters Feature „Sexy Sells“ erzählt von der Schönheit als heißer Ware auf allen sozialen Märkten. Schönheit ist heute eine Art Leitwährung im kapitalistischen Gehäuse, ein kostbarer Rohstoff. Weil es keine Schönheit ohne Verfallsdatum gibt, handeln moderne Tragödien oft vom Älterwerden. Schröters Feature verfolgt die Spur einer kapitalisierten Erotik, aus der fernsten Kulturgeschichte bis in die jüngste Gegenwart (Deutschlandfunk, 14. September, 20 Uhr 05).

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