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Im RADIO: Familie und andere Katastrophen

Die Familiengeschichte der Eislers, das Geburtsdokument der Beat-Bewegung und ein weiterer Spreewald-Krimi: Tom Peuckert sagt, was man im Radio nicht verpassen sollte.

Es waren drei Geschwister, die hatten vieles gemeinsam. Ihre bürgerliche Herkunft, ihre hohe Intelligenz, die Vorliebe für den Kommunismus. In den politischen Schlachten ihrer Zeit waren sie zunächst Verbündete, dann Todfeinde. „Die Eislers – eine Ausnahmefamilie“ überschreibt Autor Henry Bernhard seine Familiensaga. Protagonisten des Features sind die Geschwister Hanns, Gerhart und Ruth Eisler. Der Erste ein kommunistisches Musikgenie, der Zweite ein Spitzenfunktionär von Stalins Gnaden, die Dritte zunächst ebenfalls rote Parteiführerin, dann Dissidentin, die ihren Bruder bei McCarthy anschwärzte. Familiäre Zustände wie in Shakespeares Königsdramen, befand Charlie Chaplin, der die Eislers in Hollywood kennenlernte (Kulturradio vom RBB, 12. September, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Vielleicht steckt im Recycling ja die letzte Utopie, die dem Westen geblieben ist. Die große Hoffnung, der Konsum könne immer weitergehen, ohne dass Ressourcen erlahmen und Müllberge zum Himmel wachsen. Eine Welt ganz ohne Müll, versprechen nachhaltige Produktdesigner, während die Recyclingindustrie einstweilen Milliarden mit unseren Hinterlassenschaften verdient. Christiane Hirschs Radionacht „Mach Neu aus Alt!“ untersucht Traum und Realität im Kreislauf der materiellen Dinge. Eine Nacht mit Müllsammlern und Müllmanagern, Müllkünstlern und Müllphilosophen (Deutschlandradio Kultur, 15. September, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Er hat Cromwells Untergang erlebt und die letzte große Pest in London. Die politischen Helden, von denen Shakespeares Königsdramen erzählen, gehörten zu seinem Bekanntenkreis. Aber wir wissen auch, was Samuel Pepys zu Mittag aß, wie er seine Liebschaften pflegte oder sich an der Blase operieren ließ. Mehr als dreitausend Seiten Tagebuch hat Pepys hinterlassen, als er im Jahr 1703 verstarb. Radikal intime und äußerst präzise Beschreibungen eines Alltags im englischen Barock. Die Niederungen und die dramatischen Gipfel der Epoche, alles aus nächster Nähe erlebt. Für ihr Hörspiel „Die Tagebücher des Samuel Pepys“ hat Autorin Hannelore Hippe ein Best-of der Aufzeichnungen arrangiert (Deutschlandfunk, 15. September, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Vor knapp 60 Jahren veröffentliche Allen Ginsberg sein legendäres Langgedicht „The Howl“. Das große, radikalpoetische Geheul der amerikanischen Lämmer über die Verderbtheit der Wölfe im eigenen Land. Eine wütende Kampfansage an den militärisch-industriell-nationalistischen Komplex. Das Geburtsdokument der Beat-Bewegung orientierte sich an den Rhythmen des Jazz, griff biblische Tonfälle auf, schreckte vor Naturmystik nicht zurück. Für sein Feature „Heilig die irren Hirten der Rebellion“ hat Autor Klaus Emrich Texte und Töne des großen Sängers der amerikanischen Gegenkultur collagiert (Deutschlandradio Kultur, 16. September, 0 Uhr 05).

Hauptkommissar Schiefersatt steht kurz vor der Pensionierung, als ihn ein Zufall in den Spreewald treibt. Seine Freundin will eine Kahnpartie machen, der Kommissar steigt widerstrebend mit ins Boot. Aber nun beginnt Schiefersatts großes Abenteuer, das ihn wohl weit über die Pensionsgrenze hinaus beschäftigen wird. Vor gut 20 Jahren, in den Wirren der Wende, hat er im Spreewald den Mord an einem Immobilienmakler untersucht. In Oliver Bukowskis Radiokrimi „Abseits der Route“ fährt der Spreewaldkahn nun mit Kommissar, Freundin und einigen gar nicht zufälligen Mitreisenden direkt in die Abgründe der Vergangenheit (Deutschlandradio Kultur, 17. September, 21 Uhr 33).

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