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Im RADIO: Frauenfußball, Veit und Basta!

Das Leben muss romantisiert werden und andere schöne Wünsche: Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Werden wir am Ende dieses Sommers ein neues Sommermärchen erlebt haben? Oder anders gefragt: Ist Frauenfußball tatsächlich der Wachstumsmarkt, auf den Spielerinnen, Vereine, Veranstalter und Medienimpressarios jetzt hoffen? Bald beginnt bei uns die Weltmeisterschaft der Damen, danach werden wir es besser wissen. Bis es soweit ist, erzählen Eduard Hoffmann und Jürgen Nendza im Feature „Es war einmal eine Männerdomäne“ die Geschichte des weiblichen Fußballs in Deutschland. Es ist noch gar nicht lange her, da verurteilte die Kirche, verbot der Deutsche Fußball-Bund, spottete das Mannsvolk. Am Ende brauchte es wohl handfeste wirtschaftliche Gewinnfantasien, um der Emanzipation auch auf diesem Gebiet zum Durchbruch zu verhelfen (Deutschlandradio Kultur, 1. Juni, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Reisende Puppenspieler gehören zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies. Für sein Feature „Die geschenkte Hand“ hat Autor Matthias Thalheim trotzdem noch zwei Vertreter dieser fahrenden Zunft gefunden. Zwei Spieler und Fabulatoren, die ihre Talente als Entertainer auch vorm Radiomikrofon beweisen. Wer drei Jahrzehnte als Puppenspieler unterwegs gewesen ist, dem mangelt es nicht an Anekdoten. Klaus Breuing ist ein gewitzter, humorvoller Kasperspieler, Volkmar Funke bevorzugt das poetische Liedertheater (Kulturradio vom RBB, 1. Juni, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Kurz vor seinem Tod im letzten Jahr hat der Filmemacher Thomas Harlan einen Text diktiert, der die lange und dramatische Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater erneut zu bilanzieren sucht. Veit Harlan war erfolgreicher Kinoregisseur der NS-Zeit und auch im Nachkriegsdeutschland gut im Geschäft. Für den sterbenden Sohn war der Nachruf auf seinen längst gestorbenen Vater ein rauschhafter Befreiungsschlag. „Veit“ heißt das eben preisgekrönte Hörspiel, das nach diesem Text entstanden ist. Der Monolog eines wütenden, verzweifelten Mannes, der seinen Vater liebt und verachtet, ihn radikal kritisiert und trotzdem Mitleid mit ihm hat. Schauspieler Thomas Thieme macht daraus ein beeindruckendes Kammerspiel (Deutschlandfunk, 4. Juni, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Um die Kultur des politischen Machtwortes ist es in der Ära Merkel still geworden. Wird das eiserne „Basta!“ heute eher hinter verschlossenen Türen gesprochen oder werden die Deutschen tatsächlich weiblicher regiert, mit mehr Diskussion, Ausgleich und einvernehmlichen Lösungen? „Basta!“ heißt Thomas Klugs Feature, das einen speziellen Weg der politischen Kommunikation in Geschichte und Gegenwart untersucht. Wenn der Chef definitiv entscheidet, wird von den Untergebenen nur noch Gehorsam erwartet. Gerhard Schröder trumpfte gern so auf, angeblich hat auch das Volk ein Faible für solche Gesten. Steckt dahinter die Sehnsucht, jemand möge in prinzipiell unübersichtlichen Zeiten noch die große Übersicht behalten? (Deutschlandradio Kultur, 6. Juni, 19 Uhr 30)

Das Leben muss romantisiert werden, so lautete die Schaffensformel des Dichters Novalis. Die Nacht schien Novalis für romantische Auf- und Ausbrüche besonders geeignet. Das dunkle Jenseits von Bewusstsein und Vernunft, der Raum einer gesteigerten Lebendigkeit, auch die Heimat des Todes. Als 25-Jähriger schrieb Novalis die „Hymnen an die Nacht“, da war seine Verlobte Sophie eben gestorben. Nun spähte der Dichter mit den Augen eines Geistersehers ins Jenseits. Eine schöne Hörspielfassung der „Hymnen“ verrät, was Novalis dort gefunden hat (Deutschlandfunk, 7. Juni, 20 Uhr 10).

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