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Im RADIO: Freiheit für Angelika

Tom Peuckert verrät, was man im Radio in den nächsten Tagen nicht verpassen sollte.

Mit seinem Roman „Korrekturen“ ist der Amerikaner Jonathan Franzen auch in Europa berühmt geworden. Ein faszinierendes Epos über die Schicksale einer bürgerlichen Familie im Mittleren Westen der USA. Etliche Jahre hat die Fangemeinde auf ein neues Werk von Franzen warten müssen, nun ist „Freiheit“ auf dem Markt, wiederum ein opulenter bürgerlicher Familienroman, dem mit konventionellen Mitteln ein überzeugendes Porträt unserer Gegenwart gelingt. Wer sich gute Bücher am liebsten vorlesen lässt, sollte die 35-teilige Präsentation des Romans im Radio nicht verpassen. Ulrich Matthes heißt der Vorleser (Kulturradio vom RBB, Montag bis Freitag, 14 Uhr 30, Wiederholung 23 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Wer erklärt die Bankenkrise? Feature-Autor Peter Rothammer versucht es am Beispiel eines Finanzinstitutes, das mittlerweile zu den ganz großen Bösewichten der Branche avanciert ist. Der Fall der Hypo Real Estate ist zum Synonym für einen außer Rand und Band geratenen Geldmarkt geworden. Rothammers Feature „Bankraub“ beleuchtet das Desaster aus vielerlei Perspektiven. Zu Wort kommen betont seriöse Bankangestellte und dubiose Derivatehändler, bekümmerte Stadtkämmerer und apokalyptisch raunende Finanzpolitiker sowie etliche andere Experten, die uns das Treiben in den Türmen einer Bad Bank verstehbar machen wollen (SWR 2, 22. September, 22 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Der berühmte Hollywoodschauspieler Charles Laughton hat nur einen Film selbst inszeniert. „Die Nacht des Jägers“ blieb ohne kommerziellen Erfolg im amerikanischen Kino der Fünfziger, erlangte später Kultstatus unter Cineasten. Robert Mitchum als falscher Prediger, der eine verschlafene Landgemeinde umgarnt, um an das Geld einer Witwe zu kommen. 93 Minuten dauert dieses böse Märchen für Erwachsene im Kino. Die Autoren Volker Pantenburg und Michael Baute haben genau 93 Autoren, Wissenschaftler und Künstler gebeten, je eine Minute des Films nachzuerzählen, zu analysieren oder zu interpretieren. Das Hörspiel „Minutentexte“ ist eine spannend vielstimmige Filmerzählung (SWR 2, 24. September, 22 Uhr 03).

Vor gut 65 Jahren entdeckte der Schweizer Chemiker Albert Hofmann im Selbstversuch die enormen Wirkungen des Lysergsäurediäthylamids. Regine Ahrem und Michael Rodach haben ein Hörspiel über Hofmann und seine fabelhaften Forschungen geschrieben. „Hofmanns Elixier oder Die Welt ist perfekt“ ist eine fesselnde Montage aus autobiografischen Notizen und historischem Radiomaterial. Ausgehend von der markanten Wirkung des LSD umkreist das Hörspiel die Kulturgeschichte psychoaktiver Substanzen. Es erzählt vom Gebrauch der Drogen in magischer Praxis und religiösem Kult. Als prominenter LSD-Konsument und Hofmann-Vertrauter kommt Schriftsteller Ernst Jünger zu Wort (Kulturradio vom RBB, 24. September, 22 Uhr 04).

Im Alter von neun Jahren wird ein Kind aus den Klauen seiner Familie befreit. Die Neunjährige kann schlecht sprechen, weiß nicht, wie man mit Messer und Gabel umgeht und hat noch nie im eigenen Bett geschlafen. Stattdessen gab es Schläge und sexuellen Missbrauch durch männliche Mitglieder der Familie. Charly Kowalczyks Feature „Angelika“ wagt die Annäherung an ein bedrückendes Kinderschicksal. Gemeinsam mit der heute zwanzigjährigen Angelika, die in einem Wohnheim für Behinderte lebt, begibt sich der Autor an die Orte ihres Martyriums. Nicht zuletzt, um der Frage nachzugehen, warum das Leiden des Kindes den Aufsichtsbehörden so lange verborgen blieb (Deutschlandradio Kultur, 25. September, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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