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Im RADIO: Geist und Gedächtnis

Ein Autor rechnet mit seiner Familie ab, ein anderer fragt nach dem Sinn des Gedächtnis: Unser Autor verrät, was Sie im Radio nicht verpassen sollten.

Zu viel Wahrheit kann der Mensch nicht aushalten, sagte Woody Allen unlängst im Interview mit dieser Zeitung. Wir müssen uns selbst betrügen, um unsere Existenz ertragen zu können. Auch die biologische Gedächtnisforschung bestätigt diesen Pessimismus. Sobald sich unsere Erinnerung auf das eigene Leben bezieht, wird sie subjektiv. Das Gedächtnis ist weniger an der exakten Reproduktion des Vergangenen interessiert als an dessen Nützlichkeit für die Gegenwart. Für sein Feature „Wie wahr ist das, was war?“ hat sich Autor Matthias Eckoldt unter Gedächtnisforschern umgehört. Zu welchem Zweck existiert Erinnerung? Auf diese Frage gibt es neue Antworten (Kulturradio vom RBB, 4. Dezember, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Vor fast 30 Jahren hat er in einem Buch postum mit dem Vater abgerechnet. Seiner Mutter machte er anderthalb Jahrzehnte später den literarischen Prozess. Nun ist der älteste Bruder dran. Autor Niklas Frank entstammt einer deutschen Täterfamilie. Sein Vater war Nazi-Gouverneur im besetzten Polen, ein Massenmörder. Mutter und Bruder blieben dem Familienoberhaupt trotzdem in Liebe verbunden. Der jüngste Sohn versucht lebenslang, die familiären Dämonen auszutreiben. „Bei mir hing Vati immer pünktlich am Galgen“, heißt sein Hörspiel. Ein Versuch, den eigenen Bruder mit den Verbrechen des Vaters zu konfrontieren (Deutschlandfunk, 6. Dezember, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Die Philosophie ist ins gesellschaftliche Abseits geraten. Akademische Seminare sind nur noch mäßig besucht, es gibt keine echten Theorie-Gurus mehr. In den Kaffeehäusern liest man Mails statt Adorno. Trotzdem gibt es beim Deutschlandradio ein neues Magazin, das allein der Philosophie gewidmet ist. Ein Versuch, die Weisheitsliebe wieder auf die Marktplätze zu bringen. „Sein und Streit“ heißt das Unternehmen, einmal wöchentlich geht es um philosophische Theorien und die dazugehörigen Theoretiker (Deutschlandradio Kultur, immer sonntags, 13 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Ein Dorf im ghanaischen Hinterland. Hier sind die Geister des Waldes und der Vorfahren noch lebendig, die moderne Zivilisation weit entfernt. Aber dann fällt ein furchtbarer Verdacht auf das Dorf. Ein hauptstädtischer Gerichtsmediziner kommt, um Hintergründe eines Verbrechens aufklären. In Nii Parkes' Hörspielkrimi „Die Spur des Bienenfressers“ trifft der Arzt auf den örtlichen Medizinmann, wissenschaftliche Vernunft begegnet kollektiver Metaphysik. (Deutschlandradio Kultur, 8. Dezember, 21 Uhr 30).

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