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Im RADIO: Gier und Betrug auf Hiddensee

Eigentlich ist der Franzose Honoré Langustier nur der Leibkoch des preußischen Königs. Aber in schwierigen Zeiten wird er von seiner Majestät auch als Detektiv eingesetzt.

Eigentlich ist der Franzose Honoré Langustier nur der Leibkoch des preußischen Königs. Aber in schwierigen Zeiten wird er von seiner Majestät auch als Detektiv eingesetzt. Der Mann hat Kombinationsgabe und diesen typisch französischen Charme, der überall Türen öffnet. Tom Wolfs amüsanter Radiokrimi „Schwefelgelb“ führt zurück in die Epoche des Siebenjährigen Krieges. In der preußischen Staatskasse herrscht seit langem Ebbe. Friedrich II. setzt große Hoffnungen auf den Münzunternehmer Hamann. Doch eines Morgens liegt Hamann tot vorm Schlesischen Tor (Deutschlandfunk, 22. November, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Viele Jahre lang hat Joseph von Eichendorff versucht, seine Memoiren zu schreiben. Die Existenz ließ sich nicht in eine sinnvolle Geschichte bringen. Eine Aufgabe, an die sich Autorin Renate Beckmann mit ihrem biografischen Feature „Joseph von Eichendorff“ wagt. Als preußischer Staatsbeamter erlebte Eichendorff die politischen Wirren des frühen 19. Jahrhunderts. Er reagierte mit romantisch empfindsamer Dichtung, die das einfache Leben pries. Nach dem Ende seiner Beamtenkarriere wurde ein frommer Katholik aus ihm. Ein Mann zwischen den Welten, ein Lebenslauf aus Fragmenten (Deutschlandradio Kultur, 22. November, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Norbert hat 28 Jahre bei Thyssen als Schlosser gearbeitet. Ein deutscher Facharbeiter, dem nun die Existenz unter den Füßen weggezogen wird. In seinem preisgekrönten Feature „Der Abstieg“ dokumentiert Reinhard Schneider, wie die Zumutungen einer globalisierten Arbeitswelt über Norbert hereinbrechen. Keine soliden Jobs mehr für klassische Industriearbeiter in Deutschland, dafür radikale Ausbeutung bei Zeitarbeitsfirmen. Entweder Norbert unterwirft sich oder er verschwindet in der Arbeitslosigkeit (Kulturradio vom RBB, 23. November, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Seit vielen Jahren arbeitet Kalkwerksbesitzer Konrad an einer Studie über das menschliche Gehör. Ein ultimatives philosophisches Werk soll es werden. Konrad ist die Hauptfigur in Thomas Bernhards Roman „Das Kalkwerk“. Einer dieser irrsinnigen Hellseher, wie sie Bernhard in Serie erfunden hat. Auch Konrads Geschichte endet böse. Heiligabend erschießt er seine Gattin, die gelähmt im Rollstuhl sitzt, und landet selbst in der Jauchegrube. Konrads Existenzschmerz kann nun in einer schönen Radiofassung nachgehört werden (Deutschlandradio Kultur, 23. November, 18 Uhr 30).

Die Ostseeinsel Hiddensee bietet romantische Strände und eine illustre Vergangenheit als Künstlerkolonie. Wer noch nie auf Hiddensee gewesen ist, kann die lokalen Verhältnisse vorab mit Hilfe eines Radiokrimis erkunden. Naturgemäß geschehen hier Dinge, die die Prospekte der Fremdenverkehrsämter lieber verschweigen. In Werner Buhss’ Hörspiel „Ein toter Hund“ dreht sich alles um eine Winterleiche im Schilf. Warum musste der Insulaner Franz Reimann sterben? Die Kripo Stralsund kommt vom Festland und stößt bald auf die üblichen Verdächtigen. Auch auf Hiddensee tobt mittlerweile der Kapitalismus und mit ihm Gier, Betrug und Rachelust (Deutschlandradio Kultur, 24. November, 21 Uhr 33).

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