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Im RADIO: Glück, flüchtiges

Tom Peuckert verrät, was man in den nächsten Tagen im Radio nicht verpassen sollte.

Hinter jeder Kleinanzeige steckt eine dramatische Lebensgeschichte. Das ist die Grundannahme der amüsanten Serie von Kurzhörspielen „Suche. Tausche. Biete“. Angehende Drehbuchautoren, die an der Potsdamer Filmhochschule studieren, haben sich jeweils an einem Radiodramolett versucht. Ausgangspunkt sind Allerweltsannoncen aus dem Internet oder der Zeitung. Eine Wohnung soll getauscht werden, ein Tier wird angeboten, ein Lebenspartner gesucht. Wie viel existenzieller Zündstoff hinter so banalen Offerten stehen kann, erzählen die abgründigen Miniaturen (Kulturradio vom RBB, bis 14. Oktober montags bis freitags, 14 Uhr 10, UKW 92,4 MHz).

Als junger Mann war Jakob Michael Reinhold Lenz nicht nur ein Freund Goethes, sondern auch irgendwie glücklich. Ein funkensprühendes Talent, ein hoffnungsvoller Anfang. Aber dann schiebt sich etwas zwischen Lenz und die Sonne. Hat es mit dem brutalen Vater zu tun, ist es Krankheit von innen? Lenz’ Seele gerät aus dem Gleichgewicht, und Freund Goethe zieht sich bald in eisiges Schweigen zurück. Das Hörspiel „Lenz. Fragmente“ von Katharina Gericke führt die beiden Kumpane an ihre Anfänge zurück. Der deutsche Sturm und Drang als Jungmännerekstase. Liebe, Frechheit und viele gute Reime. Gerickes Hörspiel ist eine Variation auf das alte Thema des am Leben scheiternden Künstlers. Aber es hat so viel Kraft, dass die Geschichte den Hörer wie neu ergreift (Deutschlandradio Kultur, 9. Oktober, 18 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Das Glück ist eine kapriziöse Angelegenheit. Heiß begehrt und – trotz aller populären Ratgeber – selten gefunden. In seinem Feature „Wo geht Glück hin?“ interessiert sich Autor Dieter Jandt vor allem für die Flüchtigkeit des Phänomens. Das Glück ist nie von Dauer, und wer es eigenmächtig verlängern will, riskiert großes Unglück. Man denke an notorische Spieler oder Drogenkonsumenten. Das Glück, so der Autor, ist eine Differenzerfahrung. Man bleibe gelassen und fest in glücklosen Zeiten, denn diese sind die Bedingung des Glücks. Nur wer einmal nicht glücklich war, wird das Eintreten glücklicher Umstände überhaupt bemerken und folglich auch genießen können (Deutschlandfunk, 9. Oktober, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Schon als Kind musste der französische Adelssohn Adalbert von Chamisso nach Preußen emigrieren. Er war Page der Königin, umsegelte die Welt und landete als Vorsteher des Herbariums im Berliner Botanischen Garten. Berühmt geworden ist Chamisso aber als Schriftsteller, vor allem durch sein trauriges Märchen vom schattenlosen Peter Schlemihl. Im Krimi „Die Chamissofalle“ von Joy Markert wird der längst verstorbene Dichter zur wichtigsten Bezugsfigur für die Ermittlungen der Privatdetektivin Cher Ebinger. Ein junger Mann, dessen ganze berufliche Existenz um Chamisso kreiste, ist ermordet worden. Eben hat er ein Buch über den Dichter beendet, nun liegt er tot in seiner Wohnung. Und der Schlüssel zur Tat scheint irgendwo in Chamissos labyrinthischem Werk verborgen (Deutschlandradio Kultur, 10. Oktober, um 21 Uhr 33).

Kein Zweifel, die Harry-Potter-Saga ist der bisher größte Bucherfolg des 21. Jahrhunderts. Wer die siebenbändige Pubertätsgeschichte des Zauberlehrlings gut kennt, wird den Geschmack der Zeitgenossen nicht tadeln. Es handelt sich ja tatsächlich um ein Märchen von Weltrang, ein echtes Jahrhundertbuch. Im Feature „Warum Harry Potter verzaubert“ versucht Autorin Viola Altrichter das Geheimnis dieses Erfolges zu ergründen. Antworten finden sich bei Mythenforschern und Psychoanalytikern. Auch die Gegenwart spürt eine tiefe Sehnsucht nach kollektiven Symbolen und Archetypen. Wenn es einem Künstler gelingt, Gegenwart und Mythos zu versöhnen, wird er sein Publikum wie mit einem Zauberstab in Bann schlagen (Deutschlandradio Kultur, 12. Oktober, 0 Uhr 05).

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