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Im RADIO: Großschieber, Grenzgänger

Tom Peuckert erklärt, was Sie in dieser Woche im Radio nicht verpassen dürfen.

Richard Huelsenbeck war zuerst Psychoanalytiker und wurde dann Dadaist. Von der bürgerlichen Seelenarbeit zu einer Kunst, die über den Bürger nur noch lachen wollte. „Doktor Billig am Ende“ heißt ein Roman, den Huelsenbeck in den frühen zwanziger Jahren veröffentlichte und den es nun auch als Hörspiel gibt. Hauptfigur Doktor Billig wird aus der bürgerlichen Existenz heraus- und in die Arme einer Halbweltdame hineingetrieben. Er taumelt durch die Nachkriegswelt der Großschieber und Spekulanten und geht an den Resten seiner bürgerlichen Moral zugrunde (SWR 2, 13. Juni, 22 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz).

Warum fürchtet sich der Mensch vor Spinnen? Sind die Tiere objektiv abscheulich? Oder hat unsere Spinnenphobie auch mit Neid zu tun? Hartmut Schades Feature „Wunderwelt Spinnentier“ weiß von der Spinne Faszinierendes zu berichten. Da ist dieser absolut perfekte Faden, fester als Stahl und elastischer als Kautschuk. Ein Higtechmaterial, für dessen Geheimnisse sich Wissenschaftler interessieren. Auch Spinnenbeine sind Wunderwerke des natürlichen Produktdesigns, die Forscherherzen höher schlagen lassen (Kulturradio vom RBB, 15. Juni, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Die Berliner Gentrifizierung als sublimes Psychodrama. In Paul Plampers Hörspiel „Der Kauf“ geht es um eine sehr begehrenswerte Eigentumswohnung. Wasserlage, unverbaubarer Blick über die City, traumhaft ausgestattet. Zweimal wechselt die Wohnung ihren Besitzer, und hinter jedem Kauf stecken Schicksal und Kampf. Mit Raffinesse erzählt Plamper seine Geschichte rückwärts, enthüllt Leben und Lügen, Träume und Wahn der Hauptfiguren. Die Immobilie als Utopie und Falle. Ein Stück jüngste Berliner Sozialgeschichte (Deutschlandfunk, 15. Juni, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Deutsche und Österreicher haben es schwer miteinander. Der Österreicher verachtet den groben Piefke, der Piefke rächt sich durch Nichternstnehmen des benachbarten Kleinstaatbewohners. Was an dieser Rivalität ist nur augenzwinkerndes Spiel, was bitterer Ernst? Günter Kaindlstorfers Feature „Zwanz’g z’quetschte Zwutschkerlzwetschken“ lässt Leute zu Wort kommen, die es wissen sollten. Berufliche Grenzgänger, die beide Länder kennen und sich im Alltag mit Vorurteilen und Antipathien auseinandersetzen müssen (Deutschlandfunk, 16. Juni, 20 Uhr 05).

Eine Berliner Physikprofessorin liegt erschlagen in ihrem Büro. Die Dame war mit der äußerst zukunftsträchtigen Nanotechnologie beschäftigt, aber sie hatte auch eine Menge Feinde. Wolfgang Zanders „Tatort“-Krimi „Du bist tot“ führt in die Alltagswelt deutscher Wissenschaftler. Einerseits atemberaubende Forschung, andererseits Lohndumping, Karriere- und Konkurrenzdruck. Die Kommissare Polanski und Lehmann stoßen auf militärische Interessen in Amerika und auf Hass in den Katakomben des Berliner Instituts. Der Kreis von Verdächtigen ist groß, mit jedem Ermittlungsfortschritt ändert sich die Beweislage (Kulturradio vom RBB, 17. Juni, 22 Uhr 04).

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