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Im RADIO: Gründe und Abgründe

Ein Tagebuch aus Nazi-Deutschland, ein Hörspiel von Gottfried Benn und Brandenburger Adel: Unser Autor verrät, was Sie im Radio nicht verpassen sollten.

Ein junger Autor schreibt einen Essay über Samuel Beckett. Er hat sich in die Stille eines Landhauses zurückgezogen. Es soll um Becketts Schreibblockaden gehen. Unerwartet kommt der Essayist seinem Thema sehr nahe. Ins Haus gegenüber zieht ein Musiker ein, der täglich lange auf der Tuba übt. Das Hörspiel „Die Störung“ von Matthias Baxmann und Ralph Gerstenberg – nach einer Novelle von Rainer Wieczorek – erzählt auf amüsante Weise von Gründen und Abgründen des literarischen Schreibens und wie im günstigen Fall gerade aus der Störung das Werk entsteht. So wie jener Beckett-Essay, der sich plötzlich zu den Klängen einer Tuba besonders einfühlsam schreiben lässt (Kulturradio vom RBB, 20. März, 22 Uhr 04, UKW 92,4 Mhz).

Die Berliner Dada-Aktivistin Hanna Höch hat die Kunst der Fotomontage erfunden. Ihr bewegtes Leben teilte sie mit dem Maler Raoul Hausmann und lange Jahre auch mit einer holländischen Dichterin. Später war sie mit einem sehr viel jüngeren Handelsvertreter verheiratet. An dessen Seite ist Höch in den späten Dreißigern quer durch Nazi-Deutschland gereist und hat darüber Tagebuch geschrieben. „Weiter in der Nacht“ heißt die Hörspiel-Collage nach Tagebuchnotizen der Künstlerin (Deutschlandfunk, 21. März, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Arzt und Dichter waren für Gottfried Benn wesensverwandte Berufe. Beide interessieren sich für die Krankheiten ihrer Zeitgenossen, sie stellen Diagnosen und denken über mögliche Heilmittel nach. Im Hörspiel „Die Stimme hinter dem Vorhang“ lässt der dichtende Hautarzt Benn eine Gruppe von Figuren an einem sehr modernen Bewusstseinsschmerz leiden. Der Mensch hat die Religion abgeschafft, so lautet die Diagnose, aber er sucht weiter nach einem höheren Sinn (Deutschlandfunk, 24. März, 20 Uhr 10).

1945 wurde der Adel aus Ostdeutschland vertrieben. Auch in Brandenburg verwaisten Schlösser und Gutshäuser, verwandelten sich in plebejische Wohngebäude und allmählich in Ruinen. Nach 1990 kehrten Teile des Brandenburger Adels in die alte Heimat zurück. Ein neues Aufbauwerk begann. Sigrid Hoffs Feature „Adel verpflichtet“ erzählt von der Adelsrenaissance in Brandenburg (Kulturradio vom RBB, 24. März, 22 Uhr 04).

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