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Im RADIO: Hitler und Getränk Hoffnung

Wer ist John Demjanjuk? Eine Nazi-Bestie oder doch nur ein Mitläufer?

Wer ist John Demjanjuk? Eine Nazi-Bestie oder doch nur ein Mitläufer? Ein Präzedenzfall für die späte, aber notwendige Suche nach Gerechtigkeit oder das Opfer eines Justizirrtums? Seit vielen Monaten versucht ein deutsches Gericht, Klarheit über die wahre Identität des Angeklagten zu gewinnen. Vor den Richtern liegt ein neunzigjähriger Greis in einem fahrbaren Bett und schweigt. Nur einen einzigen Satz hat er den Richtern bisher entgegengeknurrt: „Bin ich Hitler oder was?!“ So nennt Autorin Andrea Beer auch ihr Feature, das von einem wortreichen Prozess um einen schweigsamen alten Mann erzählt. Monatelang hat Beer die mühevolle Suche nach der historischen Wahrheit beobachtet, die zuerst vor großer Medienöffentlichkeit stattfand und nun weitgehend unbeachtet bleibt (SWR 2, 15. Dezember, 22 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Über die Eroberung eines wilden Landes erzählt Uli Hufen in seiner Langen Radionacht „10 000 Kilometer der Sonne entgegen“. Wie im späten 16. Jahrhundert Kosaken-Ataman Timofejew im Auftrag der Händlerfamilie Stroganow nach Sibirien zog, um dort den Boden für eine wirtschaftliche Ausbeutung zu bereiten. Wie nach ihm Jäger, Seeleute und Wissenschaftler in das ebenso riesige wie raue Land einfielen. Wie die Tapfersten sogar via Alaska über den Pazifischen Ozean bis nach San Francisco kamen. Eine hübsche weltgeschichtliche Pointe: Vor gut anderthalb Jahrhunderten verkauften die Russen ihre kalifornische Kolonie wegen Unrentabilität. Wenig später kamen die Siedler aus dem Westen, das Gold wurde entdeckt und Kalifornien in den Staatenbund der USA eingegliedert. Beinahe hätte die pazifische Sonnenküste heute Putin und nicht Schwarzenegger gehört (Deutschlandradio Kultur, 18. Dezember, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Die große Finanzkrise, heißt es allenthalben, habe das Bankgewerbe viel Vertrauen gekostet. Das Publikum wisse nun, wie skrupellos und raffgierig es hinter den Kulissen zugehe. Was liegt da für ehrgeizige Banker näher, als mit allen Mitteln um neues Vertrauen zu werben. David Lindemanns Hörspiel „Getränk Hoffnung“ zeigt, wie so etwas funktionieren könnte. Ein Mann möchte mit seiner Bank über die Altersvorsorge reden und erlebt eine durchaus gewalttätige Charmeoffensive. Als Kunde möchte er nüchterne Sicherheiten, aber die Bank bietet ihm eine rauschhafte Lebenspartnerschaft. Eine böse Farce über die neuesten Tricks im Geldgewerbe, eine amüsante Lehrstunde über alte Wölfe, die sich einen frischen Schafspelz überstreifen (Deutschlandradio Kultur, 20. Dezember, 0 Uhr 05).

Der neue Krimi der „Tatort“-Reihe führt auf ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff. Eben ist der riesige Dampfer in Papenburg vom Stapel gelaufen, da verschwindet der Erste Offizier spurlos. Eigentlich wollte Hauptkommissarin Breuer aus Hamburg die Jungfernfahrt als Gast genießen, aber nun muss sie unter Zeitdruck ermitteln. In Elisabeth Herrmanns Krimi „Schlick“ ist der verschwundene Offizier bloß die Spitze eines Eisbergs, an dem das stolze Schiff zu zerschellen droht (Kulturradio vom RBB, 20. Dezember, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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