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Im RADIO: Im Zeittunnel zu den Jugendsünden

Von Liebesverboten und gestrafften Hintern: Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Für sein Feature „Antarktis“ ist Radioautor Friedrich Schütze-Quest bis ans Ende der Welt gefahren. In die kältesten Zonen entlang des 70. Längengrades. Er hat dort moderne Einsiedler getroffen, Wissenschaftler, die monatelang abgeschlossen von der Welt im ewigen Eis leben. Er findet auch die Spuren zweier legendärer Reisender: Amundsen und Scott, die sich da draußen vor genau 100 Jahren ein tödliches Duell lieferten. Beim Wettlauf zum Südpol kam der Brite Robert Scott vierzehn Tage zu spät. Die Rückreise in wärmere Gefilde überlebte nur sein norwegischer Kollege Amundsen. Vielleicht, weil der Triumph ihm nicht nur die Seele, sondern auch die Glieder wärmte (Kulturradio vom RBB, 14. Dezember, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Als junger Mann hat Richard Wagner eine Oper komponiert, die es nie auf den Bayreuther Hügel schaffte. Ein für Wagners Verhältnisse kurzes Werk, halb Geniebeweis, halb Jugendsünde. Mit der Oper „Das Liebesverbot“ wurde vor einer Woche das sanierte Meininger Theater wiedereröffnet, die Aufzeichnung ist nun im Radio zu hören. Die Handlung führt nach Sizilien, wo im 16. Jahrhundert der Statthalter des Königs den Karneval verbietet. Wer sich noch den Freuden des Rausches und der Liebe hingibt, muss sterben. Ein junger Mann wird verurteilt. Um ihn zu retten, beschließt seine Schwester, den Statthalter zu verführen (Deutschlandradio Kultur, 17. Dezember, 19 Uhr 05, UKW 89,6 MHz)

Wenn man alle Akten der Stasi-Unterlagen-Behörde nebeneinanderstellt, ergibt das eine Strecke von 50 Kilometern. Das äußerliche Ergebnis von mehreren Jahrzehnten landesweiter Spitzelarbeit. Die Künstlergruppe Rimini Protokoll hat in diese Akten hineingeschaut, gemeinsam mit jenen, die sie schrieben oder darin beschrieben wurden. Im Dokuhörspiel „50 Aktenkilometer“ nähern sich Überwachte und Überwacher von einst den Protokollen längst vergangener Handlungen, Begegnungen und Gespräche. Durch den Zeittunnel der Künstlergruppe geht es zurück in eine Vergangenheit, die dank des monströsen staatlichen Tagebuchs noch einmal sehr lebendig wird (Deutschlandradio Kultur, 19. Dezember, 0 Uhr 05).

Durch exzessiven Gebrauch des elektrischen Lichts gerät die Tier- und Pflanzenwelt in Bedrängnis. Sinnesorgane versagen, die Fotosynthese funktioniert weniger gut. Auch der Mensch kann gewisse lebenswichtige Hormone allein bei Dunkelheit produzieren. Dass wir heute nur noch einen Bruchteil der Sterne am Himmel sehen können, ist für Romantiker und Astronomen gleichermaßen betrüblich. Das Feature „Der Verlust der Nacht“ von Elisabetta Gaddoni erzählt vom Phänomen der Lichtverschmutzung, mit dessen unangenehmen Folgen sich mittlerweile mehrere interdisziplinäre Forschungsprojekte beschäftigen (Kulturradio vom RBB, 19. Dezember, 19 Uhr 04).

Körperliche Attraktivität ist in Los Angeles ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Kein Wunder, dass die Dichte an Schönheitschirurgen hier größer ist als an jedem anderen Ort der Welt. Für ihr Feature „2 Prozent Gott“ hat Autorin Antje Vowinckel fast ein Dutzend dieser Experten besucht. „Gott macht 98 Prozent, ich mache nur zwei Prozent“ kommentiert ein Maestro bescheiden seine Werke. Dank geliftetem Face und gestraftem Hintern wird die Zeit zurückgedreht, mit neuen Brüsten steigen die Karrierechancen. Man kann als Schönheitschirurg in L.A. ein Vermögen verdienen und einige der Herren haben sogar eine eigene Fernsehshow (Deutschlandradio Kultur, 21. Dezember, 0 Uhr 05).

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