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Im Radio: Köfferchen, Kokain und Krimi

Tom Peuckert verrät, was Sie in den nächsten Tagen im Radio nicht verpassen sollten.

Wer in der späten DDR aus politischen oder zumindest politiknahen Gründen im Gefängnis saß, durfte sich Hoffnung auf einen Freikauf durch den Westen machen. Einerseits ein Seelentrost für viele Opfer der Willkürjustiz, andererseits ein deutliches Indiz für den moralisch verkommenen Zustand des Regimes im Osten. Axel Reitels Feature „Freigekauft“ erzählt, wie damals die Geschäfte abgewickelt wurden. In der DDR war das ein eisernes Tabuthema, auch im Westen handelte man äußerst diskret. Der Präsident des Bundesrechnungshofes zeichnete die Einkaufslisten persönlich ab, das Geld wurde in Köfferchen über die Grenze getragen. Vor Reitels Mikrofon erzählen Beamte, die damals an den Deals beteiligt waren, und jene, die mittels Lösegeld in die Freiheit kamen (Kulturradio vom RBB, 15. September, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Immer bedrohlicher klingen die Nachrichten aus Mexikos Unterwelt. Eine außer Rand und Band geratene Drogenmafia scheint Staat und Gesellschaft in einen Krieg zu stürzen. Peter B. Schumanns Feature „Knochen in der Wüste“ untersucht das Phänomen anhand der Spuren, die das Verbrechen in Mexikos neuester Literatur hinterlässt. Was schreiben Journalisten und Schriftsteller über die explodierende Gewalt, zu welchen Schlüssen kommen sie, wenn es um Ursachen und Rettungsmöglichkeiten geht? Schumann findet ein ganz eigenes Genre der „Narco-Literatur“ in Mexiko. Einige der hier Aktiven werden mittlerweile von der Mafia bedroht, es gab Entführungen und sogar Morde (Deutschlandfunk, 17. September, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Der Müll ist ein Zwischenzustand. Weitgehend entlassen aus der kulturellen Ordnung, noch nicht angekommen im Chaos der Natur. Der Müll ist eines der größten Probleme, das moderne Zivilisationen haben. Ein dringendes Arbeitsthema für Politiker, Wissenschaftler und Ingenieure vieler Disziplinen. Für ihr Feature „Dem Müll nach“ ist Autorin Nora Bauer mit einer Gruppe deutscher Mülltheoretiker nach Bangladesch gereist. Dort gibt es kein richtiges Müllproblem. Weder Mülldeponien noch Mülltrennung. Der Müll liegt einfach herum, vergiftet die Umwelt, nervt die Bürger, ernährt die Müllsammler. Das Feature erzählt, wie sich in Bangladesh ordentliche Theorie und wilder Müll begegnen (SWR 2, 19. September, 14 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Ost-Berlin in den siebziger Jahren. Kein guter Ort für einen abenteuerlustigen Teenager, der seinen eigenen Kopf hat. Die Mutter ist in den Westen geflüchtet, der Vater eine hilflose Autorität, die DDR feiert mit hohlem Pathos ihren Jahrestag. Da schlägt das Gerücht, die Rolling Stones würden ein Konzert direkt hinter der Mauer geben, wie eine Bombe ein. Ulrich Plenzdorfs Hörspiel „Kein runter, kein fern“ lässt den Teenager über Möglichkeiten räsonieren, wenigstens Ohrenzeuge des Konzerts zu werden. In einer kunstvoll naiven Sprache aus Berliner Slang, Subkultur und Pop-Jargon, für die der Autor 1978 den Bachmann-Preis bekam (SWR 2, 19. September, 18 Uhr 20).

Die Bonner „Bundesopiumstelle“ macht einen Betriebsausflug. Mit dem Kreuzfahrtschiff geht es die Elbe stromaufwärts, plötzlich wird einer der Behördenchefs tot aus dem Wasser gezogen. Selbstmord, Unfall oder Verbrechen? Bevor die Spurensicherung eintrifft, legt das Schiff wieder ab, weil der Reeder um seine Termine fürchtet. Statt mit dienstlicher Autorität einzugreifen, entschließt sich der an Bord weilende Magdeburger Hauptkommissar Fischer zu unorthodoxen Ermittlungen. Genau vier Stunden hat er Zeit bis zum nächsten Halt des Schiffes, dann ist der Fall entweder aufgeklärt oder es gibt Ärger mit den Vorgesetzten. „Engelsstaub“ heißt Thilo Refferts spannender Krimi in der ARD-„Tatort“-Reihe (Kulturradio RBB, 20. September, 22 Uhr 04).

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