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Im RADIO: Körper und Küsse

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten

Bevor das erste Licht des Advents uns tröstet, müssen die letzten Novembertage überstanden werden. Tod und Verfall sind im Kalender allgegenwärtig, am Himmel zeigt sich kein Hoffnungsschimmer. „Nichts kann mich jetzt noch trösten“ hat Stefanie Müller-Frank ihren Radioessay über das Trauern betitelt. Einerseits ist der moderne Mensch sehr erfinderisch, wenn es um die Steigerung seiner Bequemlichkeit geht. Andererseits steht er noch immer vollkommen nackt und hilflos vor der eigenen Trauer. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, bleibt nur der Weg durch das Tal des Jammerns. Die Autorin reflektiert das Verlieren und das Trauern, das Trösten und die Trostlosigkeit (Kulturradio, 22. November, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Vom Leben der Roma kennen wir in der Regel nur eine kompakte Mischung aus Klischees und Vorurteilen. Was als Folklore willkommen ist, löst im Alltag häufig Angstreflexe aus. Dieter Jandts Feature „Lieber in der Schule schlafen“ erzählt von Roma-Familien in Deutschland. Von Möglichkeiten und Grenzen der kulturellen Integration, von hoffnungsvollen Ansätzen der Kommunalpolitik und den vielen Varianten des Scheiterns. Wie deutsche Sozialarbeit sich an den familiären Ehrbegriffen der Roma regelmäßig die Zähne ausbeißt und wie in der Not doch tragfähige Kompromisse gefunden werden (Deutschlandfunk, 23. November, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Wer erinnert sich noch an Gunter von Hagens? Inhaber eines Weltpatents zur Herstellung anatomischer Präparate, fiebriger Volksaufklärer, halb Künstler, halb Scharlatan. Ein Mann, der Joseph Beuys außerordentlich ähnlich sah und wie dieser stets einen Filzhut trug. Nun ist Gunter von Hagens tot. Ermordet in den Räumen seiner Ausstellung „Körperwelten“. Nein, nicht der echte Avantgardist des Schaugewerbes, sondern sein literarischer Doppelgänger. Die Hauptfigur in Wolfgang Zanders amüsantem Kriminalhörspiel „Plastinat. Schön“ trägt sinnfälligerweise den Namen Gunther von Tronje und steht auf dunkle Weise mit dem arbeitslosen Privatdetektiv Gass in Beziehung. Gass weiß nicht, wieso plötzlich alle Spuren eines Mordes zu ihm führen. Aber in ureigenstem Interesse muss er es schnell herausbekommen (Deutschlandfunk, 24. November, 0 Uhr 05).

Seit unser Sohn Tomi Ungerers Buch „Kein Kuss für Mutter“ kennt, ist es zu Hause vorbei mit Zärtlichkeiten. Das Rollenideal des unsentimentalen kleinen Jungen, das Ungerer dort entwirft, war einfach zu unwiderstehlich. Einerseits ist das natürlich traurig für anlehnungsbedürftige Eltern, andererseits ein deutliches Qualitätszeugnis für den Autor. Der 76-jährige Ungerer, geboren im Elsass, berühmt geworden in New York, lebt in Irland. Er schaut zurück auf ein gewaltiges zeichnerisches Werk. In seinem Feature „Tomi Ungerer - Besichtigung eines Europäers“ porträtiert Christian Scholz den Maler-Philosophen, der nicht nur die Seelen kleiner Jungen erraten und erfreut hat (Deutschlandradio Kultur, 24. November, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Die Statistiken sind eindeutig: Immer mehr Deutsche wollen mit ihrem Tod der Nachwelt nicht zur Last fallen. Der Trend geht zur schmucklosen Sammelbestattung, zum anonymen Wiesengrab. Das Gesicht unserer Friedhöfe wird sich in den nächsten Jahrzehnten radikal verändern. Bevor es so weit ist, erzählen Holmar Attila Mück und Jochen Rack eine Radionacht lang über die reiche Geschichte der europäischen Friedhofskultur. Über Friedhofsflaneure, Bestattungsprofis, Jenseitsphilosophen. Natürlich wird in dieser Nacht unter dem Titel „Begegnungen im letzten Moment“ auch von europäischen Friedhofsberühmtheiten die Rede sein (Deutschlandfunk, 24. November, ab 23 Uhr 05).

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