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Medien: Im Radio: Künstler und Zerstörer

Der Sommer ist da, die großen Ferien, und auch das Kulturradio lässt es nun gemächlicher angehen. Wenig neue Hörspiele im Programm, dafür viel gute Musik.

Der Sommer ist da, die großen Ferien, und auch das Kulturradio lässt es nun gemächlicher angehen. Wenig neue Hörspiele im Programm, dafür viel gute Musik. Überall in Europa gibt es jetzt musikalische Festivals, von denen das Kulturradio live berichtet. In Salzburg, London, Wien, um nur die prominentesten Orte zu nennen. Und natürlich in Bayreuth, auf dem berühmten Hügel. Nach heftigen Diadochenkämpfen im Hause Wagner wird dort nun wieder Musik gespielt. Wer keine Eintrittskarten für Bayreuth hat, kann sich mit Direktübertragungen aus dem Musentempel trösten. Den Anfang machen auch dieses Jahr die "Meistersinger", am Pult steht Christian Thielemann (Radio Kultur, 25. Juli, 15 Uhr 57, UKW 92,4 MHz).

Wer nicht nur mit den Ohren schmausen, sondern auch noch Musikverstand erwerben will, findet bei Theodor W. Adorno gründliche Belehrung. Adornos "Philosophie der neuen Musik" ist Thema eines mehrteiligen Musikfeuilletons im Südwestradio. Folge eins widmet sich den Schönberg-Studien des Frankfurter Meisterdenkers. Warum es einen Fortschritt in der Musik gibt. Weshalb Wagners Rauschmusik nicht das letzte Wort der Musikgeschichte sein konnte. Wieso Schönberg die gute, alte Tonalität in Stücke geschlagen hat. Adorno weiß die Antwort. Danach hört man die einschlägige Festivalmusik schon fast als Kenner (SWR 2, 26. Juli, 22 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Ein wenig wagneresk geht es auch zu im Hörspiel "Die Worte der Monelle", nach einem Text des französischen Fin-de-siècle-Dichters Marcel Schwob. Autor Kai Grehn und eine Gruppe von Rockmusikern haben das pathetische Dokument einer modernen Künstlermetaphysik vertont. Auch bei Schwob wird der Künstler als Zerstörer betrachtet. Einsam und fiebrig frönt er seinem Schöpfungswerk; er ist der "unglücklichste Mensch auf Erden", wäre da nicht Monelle, die Urmutter und Hure, die ihn tröstet und voran treibt. Monelle kleidet ihre Botschaft gern in sarkastische Schüttelreime: "Fliehe die Ruinen/und weine nicht zwischen ihnen" (Radio Kultur, 21. Juli, 22 Uhr).

Mehr Mythen gibt es im Hörspiel "Mistral" der englischen Autorin Hatty Nailor. Ein Kind wird geboren, ein Mädchen, mit seltsamen Begabungen. Zum Beispiel kann es Wirbelstürme erzeugen. Ein dämonisches Wunderkind, das der Vater, ein strenggläubiger Rationalist, so nicht akzeptieren kann. Was seinen Untergang im Titel gebenden Mistral nach sich zieht. Monelle würde sagen: Eine Warnung an alle Väter/die von Patriarchenrollen/nicht Abschied nehmen wollen (Deutschlandfunk, 24. Juli, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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