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Im RADIO: Nur Sterben ist schöner

Zwischen Hospiz und Landhäusern: Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Bevor wir uns adventlichen Genüssen hingeben dürfen, will der November überstanden sein. Es warten Volkstrauertag und Totensonntag, auch im Kulturradio wird vorwiegend Moll gespielt. „Leben mit dem Tod“ heißt eine Themenwoche der ARD, passend dazu führt das Kulturradio in Krankenhäuser und Hospize, auf Friedhöfe und Totenfeiern. In Gernot Grünewalds Hörspiel „Dreileben“ berichten junge Schauspieler über ihren Kontakt mit Sterbenskranken. In langen Gesprächen haben sie deren Leben und ihre Haltung zum baldigen Tod erforscht. Nun sitzen sie im Hörspielstudio und erzählen mit jugendlichem Schwung und doch erschüttert über all die anrührenden Dinge, die sie in Nahdistanz mit dem Sterben erfahren haben (Kulturradio vom RBB, 16. November, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat der amerikanische Poet Ezra Pound an seinem Gedichtzyklus „Cantos“ gearbeitet. Ein enormes Werk von über tausend Seiten Umfang, eine einzigartige Synthese aus Wortmusik und Gelehrsamkeit, ein Weltlied des 20. Jahrhunderts in der Tradition Homers und Dantes. Beträchtliche Teile ihres Arbeitsleben hat die Übersetzerin Eva Hesse der Transformation dieser Dichtung ins Deutsche gewidmet. Nun ist die große Tat vollbracht, seit wenigen Wochen gibt es eine deutsche Gesamtausgabe im Buchhandel. Tomas Fitzels Feature „Die Cantos“ stellt Pounds Meisterwerk vor und würdigt die Arbeit seiner Übersetzerin (Kulturradio vom RBB, 17. November, 19 Uhr 04).

Unendlich groß ist die Zahl der Erniedrigten und Beleidigten in unserer Welt. Im täglichen Kampf um Prestige, Geld, Liebe müssen Niederlagen eingesteckt werden, aus denen sich oft eine apokalyptische Weltbetrachtung nährt. Christoph Spittlers Feature „Hurra, wir leben noch!“ erzählt von Weltuntergangsfantasien in Geschichte und Gegenwart. Hinter dem Glauben an einen nahenden Weltuntergang stecken oft ins Kosmische ausgespannte Rachegelüste. Glaubt man dem Maya-Kalender, wird der nächste Weltuntergang in knapp sechs Wochen stattfinden. Autor Spittler stellt die Frage nach dem Nutzen: Wer profitiert von Weltuntergangsängsten und warum? (Deutschlandfunk, 18. November, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Stellt man alle Akten der Stasi-Unterlagen-Behörde nebeneinander, ergibt das eine Strecke von 50 Kilometern. Das äußerlich messbare Ergebnis von Jahrzehnten landesweiter Spitzelarbeit. Die Künstlergruppe Rimini Protokoll hat in diese Akten hineingeschaut, gemeinsam mit jenen, die sie schrieben oder darin beschrieben wurden. Im Doku-Hörspiel „50 Aktenkilometer“ nähern sich Überwachte und Überwacher von einst den Protokollen weit zurückliegender Handlungen. Durch den Zeittunnel geht es zurück in eine Vergangenheit, die dank des monströsen staatlichen Tagebuchs noch einmal sehr lebendig wird (Deutschlandradio Kultur, 19. November, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

In den Sechzigern waren die Krimis des britischen Autors Francis Durbridge in Deutschland sehr beliebt. Als der Mehrteiler „Das Halstuch“ 1962 ins Fernsehen kam, lag die Einschaltquote bei fast 100 Prozent. Ganz Deutschland rätselte damals, wer der Mörder gewesen sein könnte, bis Kabarettist Wolfgang Neuss einen Tag vorm Finale per Zeitungsinserat den Schuldigen verriet. Zu Durbridges 100. Geburtstag wird der Hörspielkrimi „Nur über meine Leiche“ noch einmal aus den Archiven geholt. Die natürlich überaus spannende Geschichte eines Paares, das wegen einer Autopanne ein einsames Landhaus betritt und dort eine Leiche findet (Deutschlandradio Kultur, 19. November, 21 Uhr 33).

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