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Im Radio: Paradiesvögel und Genussmenschen

„Das war nicht mein Text, das war meine Haltung“: Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Der Schauspieler Henry Hübchen wird 65. Er war Theaterstar bei Castorf, hat hinreißende Hauptrollen in deutschen Filmkomödien gespielt und im Fernsehen einen italienischen Kommissar dargestellt. Das Feature „Das war nicht mein Text, das war meine Haltung“ von Jürgen Balitzki erzählt Hübchens bewegtes Schauspielerleben als Roadmovie nach. Er sei ein Frauentyp mastroiannischer Prägung, heißt es, ein wacher Zeitgenosse und ein Mann mit amüsantem Plauder-Potenzial. Letztgenannte Fähigkeit darf der nun gerade Rentner gewordene Held des Features ausgiebig unter Beweis stellen (Kulturradio vom RBB, 15. Februar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Anfang der 80er Jahre gab es in West-Berlin fast 160 besetzte Häuser. Man lebte selbstbestimmt und alternativ, statt Theorien und ideologischer Manifeste streuten die Hausbesetzer provokante Sprüche unters Volk. „Keine Macht für niemand“ oder „Widerstand ist machbar, Frau Nachbar“. Letzterer ist der Titel einer von Günther Herkel veranstalteten Langen Radionacht. Erinnerungen an ein Kapitel der jüngeren deutschen Protestkultur. Der Autor trifft Hausbesetzer der jüngsten Generation, um nach Zielen und Idealen zu fragen (Deutschlandradio Kultur, 18. Februar, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Gustaf Nagel war Lebensreformer, Wanderprediger und Heilkundiger. Er trug niemals Schuhe, schrieb alle Worte konsequent klein, agitierte wortgewaltig für den Vegetarismus. In den zwanziger Jahren war Nagel deshalb mal ziemlich berühmt in Deutschland. Das Feature „Der Prophet vom Arendsee“ von Wolfgang Knape erinnert an einen Guru und Paradiesvogel, der auch politische Ambitionen hatte. Die Weimarer Demokratie ließ Nagel gewähren, die Nazis sperrten ihn hinter Gitter. Was dann auch die DDR-Obrigkeit für angemessen hielt. Nagel starb 1951 in einer Irrenanstalt (Kulturradio vom RBB, 18. Februar, 9 Uhr 05).

Bekanntlich haben Österreicher und Deutsche ein recht kompliziertes Verhältnis. Wir belächeln unsere Nachbarn als Kleinstaatbewohner und werden im Gegenzug wegen piefiger Mentalität verachtet. Im Feature „Alles Walzer. Rechts, zwei, drei“ lässt Autorin Ursula Rütten eine illustre Runde österreichischer Frauen über ihr Land räsonieren und sich um eine psychoanalytische Momentaufnahme der österreichischen Seele bemühen. (Deutschlandradio Kultur, 18. Februar, 18 Uhr 05).

Die Bevölkerung des Saarlands gilt als Genussfraktion unter den Deutschen. „Hauptsache gudd gess“ ist ein Wahrspruch dort, Hauptsache, gut gegessen. Im Radio-Tatort „Der lachende Tod“ von Madeleine Giese bekommen es die Kommissare aus Saarlouis mit einem Frauen-Kochklub zu tun. Die Damen hatten engen Kontakt zu einem verstorbenen Gewürzhändler, in dessen Leib sich eine tödliche Dosis Safran findet. Wie das edle Gewürz in das Opfer hineinkam und was die kulinarischen Leidenschaften eines Damenkränzchens damit zu tun haben, muss die Polizei unter dramatischen Umständen ermitteln (Kulturradio vom RBB, 20. Februar, 22 Uhr 04).

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