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Im RADIO: Sklaven, Widder, Wintermärchen

Was Sie diese Woche im Hörfunk nicht verpassen sollten.

Karl Marx beschrieb das Schicksal des Proleten als einfaches Ausbeutungsverhältnis. Die Arbeitskraft wird verkauft, der Lohn ist geringer als der Wert der Arbeit. Heute boomt in Deutschland die Leiharbeit und damit ist aus der einfachen Ausbeutung eine doppelte geworden. Gleich zwei Figuren wollen Mehrwert abschöpfen, der Arbeitgeber mit seinem Unternehmen und der Dealer im Zeitarbeitsbüro. „Sklavenmarkt Deutschland“ heißt denn auch Tom Schimmecks Feature über unsere schöne neue Arbeitswelt. Gespräche mit Aufstockern, Mini-Jobbern, Ein-Euro-Kräften, Saisonarbeitern. Und eine Recherche im Kreis derer, die heute an billiger Arbeit viel Geld verdienen (SWR 2, 23. November, 22 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Natürlich ist der November eine gute Zeit, um über die Zumutungen des Lebens zu reden. Zum Beispiel über die Einsamkeit, die bekanntlich etwas anderes ist als das Alleinsein, nicht stolz und freigewählt, sondern ein ungeliebter Zwangszustand. In Sabine Lutzmanns Feature „Die andere Seite des Mondes oder Wie man allein sein kann“ berichten Zeitgenossen, wie sich das Einsamsein anfühlt und wie sie in diese Lage gekommen sind. Großstadt-Singles, Seniorenheimbewohner, Waisenkinder, Sträflinge erzählen aus ihrem einsamen Alltag (Deutschlandradio Kultur, 26. November, 19 Uhr 05, UKW 89,6 MHz)

Gregoire und Vincent sind zwei junge Taschendiebe aus der Pariser Banlieue. Bei einem Beutezug scheint ihnen das Glück hold, denn im Rucksack eines alten Mannes finden sie viel Bargeld. Leider stecken dort auch merkwürdige Gegenstände, die an schwarze Magie denken lassen. Noch am selben Abend stirbt Vincent eines unnatürlichen Todes. Als sein Komplize Gregoire ihn findet, sieht er eine frische Tätowierung an seinem toten Freund. Er ahnt nun, dass auch sein Leben in höchster Gefahr ist. In Fred Vargas Krimi „Das Zeichen des Widders“ nimmt der junge Ganove bald lebhaften Anteil an den Ermittlungsfortschritten der Pariser Kriminalpolizei. Die ist einem grausigen Ritualmörder auf der Spur (Deutschlandradio Kultur, 28. November, 21 Uhr 33).

Immer mehr Kinder leben in Patchworkfamilien. Der Nachwuchs pendelt zwischen Vater und Mutter, die Existenz ist aufgeteilt auf zwei Familien und zwei Kinderzimmer. Neben Stiefgeschwistern hat man Stiefmütter oder Stiefväter, die im Laufe der Jahre wechseln. Manch ein Teenager hat bereits zwei oder drei Ersatzelternteile hinter sich. In Verena Gonschs Feature „Patchwork“ kommen Experten zu Wort, die den Alltag der Betroffenen gut kennen: Soziologen, Therapeuten, Veranstalter von Elternkursen. Wie sich Patchworking bewältigen lässt und welche seelischen Konsequenzen im Guten wie Bösen sich daraus ergeben (Kulturradio vom RBB, 29. November, 19 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Ein Teenager wird in einer eiskalten Winternacht entführt und halbnackt im Wald ausgesetzt. Er kann sich zu einer Landstraße schleppen und versucht dort, ein Auto anzuhalten. Weil kein Fahrer aus Angst vor einer Falle zu stoppen wagt, erfriert der junge Mann. Ein Verbrechen, von dem Autor Gerhard Rühm in der Zeitung gelesen hat. Rühm, einer der Pioniere des „Neuen Hörspiels“ in den siebziger Jahren, nimmt den Zeitungstext als Ausgangspunkt für sein Radiomelodram „Wintermärchen“. Die sachlich-grausame Meldung wird kontrastiert mit Stereotypen der romantischen Weltklage. Beide erzählen von „verlassenen“ und „verlorenen“ Individuen. Kunst und Gewalt stehen sich vertraut und doch fremd gegenüber (Deutschlandfunk, 29. November, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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