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Im RADIO: Tulpen, Boxer und Sozialismus

Was sich im Radio in den nächsten Tagen zu hören lohnt.

Die Niederländer gelten traditionell als liberal. Aber sie haben mit Geert Wilders einen Politiker großgemacht, der allen Engstirnigen aus dem Herzen spricht. Ein Kämpfer gegen das Fremde, ein Gegner der Demokratie. Unter Europas Populisten ist Wilders nicht nur der erfolgreichste, sondern wohl auch der charismatischste und glamouröseste. Das Feature „Tulpen ade“ von Thilo Guscha porträtiert einen smarten Verführer, der aus Ängsten und Ressentiments moderne Politik macht. Auch Wilders Gegner im Lande kommen zu Wort, darunter die „Rebel Clowns“, eine Gruppe, die mit Humor und Satire gegen den Populisten kämpft (SWR 2, 27. Juni, 22 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

In Tschetschenien ist Kampfsport populär. Wer ein Mann sein will, muss seine Familie mit Fäusten verteidigen können. Erfolgreiche Ringer und Boxer sind Volkshelden, was viel mit den historischen Erfahrungen im Kaukasus zu tun hat. Das Feature „Damit mir niemand ins Herz spuckt“ von Uta Ackermann und Elke Bredereck erzählt von tschetschenischen Kampfsportlern im europäischen Exil. Sie sind vor der Härte der russischen Zentralgewalt geflohen, nun leben sie ohne Einkommen und von Abschiebung bedroht. Jeder Sieg in der Kampfsportarena verbessert ihre Chancen auf ein Überleben in der Fremde. Wie moderne Gladiatoren steigen die Tschetschenen in den Ring (Deutschlandfunk, 29. Juni, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Die Pariser Polizei ist verzweifelt. Eine Serie von raffinierten Verbrechen erschüttert die Stadt. Hinter allem steckt Meisterdieb Arsène Lupin, gegen dessen Tricks kein Kraut gewachsen ist. Da fasst der Chef der Polizei einen kühnen Entschluss. Er bittet den berühmten englischen Detektiv Herlock Sholmès um Hilfe, einen Mann, der mit seinen Talenten einem namensähnlichen literarischen Helden durchaus gleicht. Im Kriminalhörspiel „Arsène Lupin gegen Herlock Sholmès“ von Maurice Leblanc treten zwei Giganten des kriminalistischen Entertainments gegeneinander an. Was gleichermaßen für Spannung wie Vergnügen sorgt (SWR 2, 29. Juni, 22 Uhr 03; Teil 2 am 6. Juli).

In der DDR gab es nicht nur politische Verbrechen. Es wurde auch gestohlen und geraubt, erpresst und unterschlagen, manchmal sogar gemordet. Allerdings wurde nicht groß darüber geredet, weil Kriminalität dem Sozialismus wesensfremd sein sollte. Wie man sich als Krimiautor da aus der Affäre zog, zeigt das Hörspiel „Kleines Haus am Wald“ von Jan Eik aus dem Jahr 1978. Eine raffgierige Fleischersfrau versüßt ihr Leben durch Betrügereien aller Art. Als sie das ererbte Bauernhaus einer Kundin an sich bringen will, kommt es zur Katastrophe (Deutschlandfunk, 30. Juni, 0 Uhr 05).

Wovon träumt die deutsche Jugend im neuen Jahrtausend? Von Rebellion und Befreiung aus allen bürgerlichen Zwängen? Oder doch eher von sozialer Geborgenheit, von umfassender Heimeligkeit, von einer gedeihlichen Karriere? Für sein Feature „Generation online“ hat Autor Meinhard Stark sieben junge Leute vorm Mikrofon versammelt. Sie erzählen über Familiensehnsucht und Protestbereitschaft, über das Nebeneinander von Optimismus und Zukunftsangst. Permanent online sind alle, soziale Vernetzung gehört zum alltäglichen Leben. Das Feature komplettiert die Interviews mit den Lieblingssongs der Befragten und O-Tönen aus ihrer Lebenswelt (Deutschlandfunk, 1. Juli, 20 Uhr 05).

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