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Medien: Innenansichten

Gruner + Jahr sucht Ideen für neue Zeitschriften. „Emotion“ ist eine davon

Jeder Sechste hat schon einmal eine Psychotherapie gemacht, über zwei Drittel sind für eine Beratung aufgeschlossen. Vor allem Frauen interessieren sich für Psychologie. Das hat Forsa in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von „Emotion“ herausgefunden. „Emotion“ ist ein neues Frauenmagazin, das anders als herkömmliche ohne Mode- und Schminktipps, ohne Frisuren- und Diätberatung auskommt. Psychologisches steht im Zentrum von „Emotion“, das von heute an monatlich für 3,50 Euro bei Gruner + Jahr erscheint.

Unabhängig vom Start dieses Magazins versucht sich Europas größter Zeitschriftenverlag derzeit in Psychologie. Um die Mitarbeiter zu motivieren, sich neue Zeitschriftenkonzepte auszudenken, hat der Vorstand im vergangenen Jahr einen Ideenwettbewerb ausgerufen. „RIO“ nannte er ihn – „Redaktionelle Ideenolympiade“. Dem Sieger wurde eine Reise nach Rio de Janeiro in Aussicht gestellt sowie ein Budget, um mit einer Entwicklungsredaktion aus der Idee ein Dummy, eine Probeausgabe, zu produzieren. Vor zehn Tagen kürte Zeitschriftenvorstand Bernd Buchholz den Sieger im Rahmen einer Samba- Party in der Kantine des Hamburger Verlags. Gewonnen hat das Konzept „Dogs“: ein optisch opulentes Magazin über die Beziehung zwischen Mensch und Hund. Wer es gesehen hat, sagt, „Dogs“ erinnere an „Mare“, jenes Nischenblatt, das unter jenen, deren Liebe dem Meer gilt, Kultstatus erlangt hat. Auf dem zweiten Platz bei dem Wettbewerb landete „Buddy“, ein interaktives Jugendmagazin, auf Platz drei „Homemade“, ein Do-it-yourself-Heft. Ob eines der Konzepte je das Licht der Kioskwelt erblicken wird, weiß niemand.

Ganz klassisch in einjähriger, geheimer Entwicklungsarbeit entstand hingegen „Emotion“. Wie so oft diente ein Magazin aus dem Ausland als Vorbild, in diesem Fall das französische „Psychologies“. Auch der Erfolg weiterer, ähnlich konzipierter Magazine auf dem internationalen Markt zeige, dass es eine starke Hinwendung zu psychologischen Themen gebe, sagt „Emotion“-Chefredakteurin Bettina Wündrich.

G + J glaubt wohl, dass „Emotion“ alle Voraussetzungen mitbringt, die der Verlag derzeit erwartet: Die Redaktion ist mit 15 Mitarbeitern klein, die Texte und Fotos sind dergestalt, dass sich der mit Qualitätsjournalismus groß gewordene Verlag zumindest nicht verstecken muss. Nicht einfach dürfte sich das Anzeigengeschäft entwickeln, da die typischen Anzeigenkunden von Frauenmagazinen ein von Mode- und Kosmetiktipps dominiertes Redaktionsumfeld erwarten. Dafür eignet sich der auch im Ausland funktionierende Name „Emotion“ bestens für eine Internationalisierung des Konzepts. Ein weiterer Punkt, der bei G + J sehr wichtig genommen wird, spricht für „Emotion“. Nach dem Motto „one brand, all media“ strebt der Verlag danach, um jedes Printmedium eine multimediale Markenwelt aufzubauen. Entsprechend verweist „Emotion“ bei jedem Artikel auf weiterführende Literatur, manche können als Audiodatei heruntergeladen werden, unter www.emotion.de sollen Beratungen – etwa zu Stressbewältigung und Zeitmanagement – angeboten werden; zudem sind Sonderhefte und Bücher denkbar; und zum Start liegt dem Blatt sogar eine CD bei mit dem eigens komponierten Song „Know your emotion“, gesungen von Nadja Benaissa, früher „No Angels“. Die Marketingmaschine, die angesichts der Zeitschriftenfülle bei G + J vielleicht mehr als anderswo an die Stelle von Kreativität getreten ist, kann anlaufen.

Mit Ausnahme des Jugendmagazins „Neon“ erfüllen die G + J-Neugründungen der letzten Zeit noch nicht alle Erwartungen – als da sind das Gesundheitsmagazin „Healthy Living“, das Gesellschaftsblatt „Park Avenue“, das Fotoheft „View“ und zuletzt „Bym“ für junge Frauen. „Emotion“ soll bei Markttests nicht durchweg geglänzt haben. G + J rechnet dennoch mittelfristig mit 150 000 verkauften Heften.

„Warum wir fühlen, wie wir fühlen“, lautet einer der Slogans der sieben Millionen Euro teuren Werbekampagne. „Emotion“ versteht sich als „Coach fürs Leben“ für Frauen, die sonst eher Nachrichtemagazine und Zeitung lesen. Oder wie es Volker Breid, Geschäftsführer des eigens gegründeten G + J Emotion Verlags, ausdrückt: „Emotion“ sei für Frauen, die „wissen, dass sie klug mit ihren Gefühlen und denen der Mitmenschen umgehen müssen, um privat und beruflich erfolgreich zu sein“.

Chefredakteurin Bettina Wündrich , 43, Soziologin und Absolventin der Henri-Nannen-Schule, war bei „Brigitte“, „Elle“ und „Jetzt“, bevor sie für den Condé Nast Verlag die kleinformatigen Frauenzeitschriften „Vogue Business“ und „Glamour“ konzipierte.

Ein Jahr lang arbeitete Wündrich an der Entwicklung von „Emotion“, das das französische Magazin „Psychologies“ zum Vorbild hat.

„Emotion“ erscheint von heute an monatlich und kostet 3,50 Euro . Mittelfristig sollen 150 000 Hefte verkauft werden.

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