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Die Nachrichtenagentur dapd hat Insolvenz angemeldet.

© AFP

Insolvenz: Die dapd Mitarbeiter fühlen sich verraten

Nach der überraschenden Pleite der Nachrichtenagentur dapd beginnt die Suche nach den Ursachen. Mitarbeiter zeigten sich am Mittwoch schockiert: "Die Investoren hatten wohl einfach keinen Bock mehr.", hieß es aus der redaktionellen Führungsriege der dapd.

Die Nachrichtenagentur dapd hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Acht der insgesamt 26 Gesellschaften der übergeordneten dapd media Holding sind laut einer Stellungnahme des Unternehmens zahlungsunfähig. Die Mitarbeiter traf die Pleite völlig überraschend. Die Gewerkschaften rechnen nun mit einem massiven Stellenabbau. Insgesamt 299 Angestellte könnten betroffen sein. Derweil hat das Rätselraten um Gründe für die plötzliche Insolvenz begonnen.

Noch vor zwei Jahren war dapd angetreten, den größten Konkurrenten im Agenturbetrieb, dpa, „verzichtbar zu machen“, wie es die Eigentümer damals formulierten. Nachrichtenagenturen beliefern Rundfunkanstalten, Behörden und Zeitungen, so auch den Tagesspiegel, mit Meldungen und Fotos zu unterschiedlichen Themengebieten. Doch der deutsche Markt ist extrem hart umkämpft. Neben dem Marktführer dpa und dapd konkurrieren in Deutschland noch die britische Agentur Reuters, die französische AFP, die Sportagentur SID und die kirchlichen Agenturen epd und KNA um Kunden in der Medienbranche.

Dennoch hatte dapd-Vorstand, Martin Vorderwülbecke, noch im Januar im Gespräch mit dem Branchendienst Meedia.de gesagt, die Bilanzen seien positiv. Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes, wurde deshalb von der Insolvenz überrascht. Er fürchte um die Jobs der insgesamt 515 dapd-Mitarbeiter und um die journalistische Vielfalt in der deutschen Medienlandschaft. Dapd ist neben dpa die einzige Vollagentur, die sämtliche Themenbereiche abdeckt. Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion in ver.di rief dazu auf, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten und die Erfahrung der Mitarbeiter für eine Neuausrichtung zu nutzen.

Inzwischen geht der Arbeitsbetrieb unverändert weiter, wie ein Mitglied des Betriebsrates dem Tagesspiegel bestätigte. Das, obwohl bereits die Gehälter für September nicht mehr gezahlt werden konnten. Dies soll im Rahmen des Insolvenzverfahrens nun die Bundesagentur für Arbeit übernehmen. Zwei Wochen könne das noch dauern, so der Betriebsrat. Für die jüngst angeworbenen Beschäftigten ist es umso ärgerlicher, als es bis zuletzt keinen Einstellungsstopp gegeben hatte. Aus dapd-Kreisen hieß es, selbst die Chefredaktion habe die Insolvenz nicht kommen sehen.

Insolvenzverwalter Wolf von der Fecht will nun bis November die Zahlen und das Geschäftsmodell analysieren und einen Plan für die Restrukturierung vorlegen. Es wird spekuliert, dass das Unternehmen zu schnell gewachsen sei. Um mit dem Konkurrenten dpa mithalten zu können, hatten die beiden Privatinvestoren Vorderwülbecke und Peter Löw den deutschen Ableger der US-Agentur AP gekauft und mit ddp zur dapd fusioniert. Es folgte der Aufbau einer Sportagentur, die nun ebenfalls insolvent ist.

Bisher hatten die Investoren nach eigenen Angaben das traditionell nicht renditeträchtige Nachrichtengeschäft der Holding mit einer Million Euro monatlich unterstützt. „Sie hatten einfach keinen Bock mehr“, hieß es verbittert aus der dapd-Führungsriege.

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