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Angriff aus der Waschmaschine? Im Internet der Dinge werden Milliarden technischer Geräte vernetzt. Das birgt auch Gefahren für die Internet-Sicherheit, wie der jüngste Hackerangriff zeigte.

© picture alliance / dpa

Internet der unsicheren Dinge: Keine Sicherheit ohne Kontrolle

Beim Hackerangriff auf Twitter, Spotify und Ebay wurde das Internet der Dinge Missbrauch. Welche Lehren daraus gezogen werden müssen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kurt Sagatz

Es hätte schlimmer kommen können. Am Freitag legte eine Hackerattacke mehrere große Internetanbieter lahm. Der Schaden hielt sich in Grenzen, könnte man meinen. Ein paar Stunden ohne Netflix-Videos, Spotify-Playlists oder eBay-Schnäppchen ist weder der Weltuntergang noch mit einem nächtlichen Stromausfall in New York zu vergleichen. Trotzdem: Der Warnschuss hat gesessen. Erstens, weil sich erneut gezeigt hat, wie verletzlich und angreifbar diese flüchtige, virtuelle Welt der Daten ist. Zweitens – und das ist neu –, weil erkennbar wurde, dass das „Internet der Dinge“ neben seinem Wachstumsversprechen auch Gefahren enthält, die bisher fahrlässig vernachlässigt wurden.

Treffer am neuralgischen Punkt

Passiert ist offenbar folgendes: Ein Hackerkollektiv hat mit dem US-Internetunternehmen Dyn einen neuralgischen Punkt angegriffen, weil dieser Dienstleister den Internetverkehr zahlreicher Internetgrößen managt. Mit einem Bombardement von unsinnigen Anfragen wurden die Dyn-Server in die Knie gezwungen. Dabei wurden offenbar massenhaft Geräte aus dem Internet der Dinge missbraucht. Mittlerweile gibt es Milliarden dieser vernetzten Geräte, die das Leben einfacher machen sollen – aber anscheinend nicht sicherer machen. Ein Beispiel sind die permanent mit dem Internet verbundenen Überwachungskameras aus chinesischer Billigproduktion, die so gut wie gar nicht gegen die Übernahme durch kriminelle Hacker geschützt sind. Sie wurden nun schon zum zweiten Mal für einen Großangriff eingesetzt. Die Spannbreite der potenziell gefährlichen Geräte reicht vom Babyfon über intelligente Kühlschränke bis zu Smart-TVs und der Technikrevolution namens Industrie 4.0. Alles wird ans Netz angeschlossen. Doch niemand kontrolliert verbindlich, dass diese Milliarden von Internetgeräten nicht zu einer ultimativen Waffe für Hacker oder von Terroristen und Staaten missbraucht werden können.

Nur mit Zulassung

Das Internet ist weder ein unkontrollierter noch ein rechtsfreier Raum. Über die Vergabe von Adressräumen wird genauso gewacht wie über die Einhaltung der Gesetze. Ein Mangel besteht aber bei den Sicherheitsstandards. Wenn von ganzen Produktreihen die Zugangsdaten ungeschützt im Internet abgerufen werden können, muss sich niemand über den Erfolg einer Hackerattacke wie der vom Freitag wundern. In früheren Zeiten gab es in Deutschland für Kommunikationsgeräte eine einheitliche Zulassungsstelle. Nur Telefone mit dem entsprechenden Siegel durften verwendet werden. In einer Welt, in der das Internet alle Lebensbereiche berührt, wäre eine vergleichbare internationale Einrichtung für Internetprodukte ein wirkungsvoller digitaler Katastrophenschutz.

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