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Internet: Spur der Daten

Das Internet löst die Privatsphäre zunehmend auf. Die Schuld daran liegt nicht allein bei den Nutzern. Eine Podiumsdiskussion im Berliner Museum für Kommunikation.

Das Mädchen ist elf Jahre alt, ihre Familie hat afghanische Wurzeln. Wie alle Mädchen in diesem Alter hat sie Geheimnisse, die sie höchstens ihrem Tagebuch anvertraut. Da sie jedoch nicht sicher ist, dass ihre Aufzeichnungen zu Hause sicher sind, schreibt sie ihre Gedanken im Internet auf – passwortgeschützt und nur für sie erreichbar auf SchülerVZ, erzählte Uwe Hasebrink am Dienstagabend bei der Podiumsdiskussion „Lebe lieber digital – was bleibt im Netz privat?“ des Holtzbrinck-Veranstaltungsforums. Zweierlei will der Direktor des Hamburger Hans- Bredow-Instituts mit dem Beispiel zeigen: Wie sich der Umgang mit der Privatsphäre in einem permanenten Wechsel befindet. Und dass unter gewissen Umständen das Internet der sicherste Ort für ein Geheimnis sein kann – solange man dem Plattformbetreiber vertrauen kann.

Dass sich die Menschen in den Sozialen Netzwerken freiwillig outen, ist für den Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar kein Grund, den Zweck seines Amtes infrage zu stellen. So sind es keineswegs allein die Nutzer, die durch ihr übergroßes Mitteilungs- und Selbstdarstellungsbedürfnis den Verlust der Privatsphäre zu verantworten hätten. „Alle Internetnutzer haben eine vage Vorstellung von den Gefahren des Internets, auch die Jungen oder die weniger Gebildeten“, sagte Parship-Manager Jost Schwaner. Die eigentliche Gefahr für die Privatsphäre geht von anderer Seite aus, vor allem, wenn Daten ohne Wissen der Nuzter gesammelt und für lange Zeit gespeichert werden.

„Gerade über die unsichtbaren Spuren, die man im Internet hinterlässt, sind sich viele nicht bewusst“, sagte Blogger Stefan Niggemeier. „Wofür muss Google bei einer Suchanfrage die IP-Adresse des Nutzers mitspeichern?“ fragte Peter Schaar und erinnerte daran, dass die Suchmaschine zudem noch mittels Cookie-Dateien über zusätzliche Informationen verfügt, die für den eigentlichen Geschäftsbetrieb nicht benötigt würden. Dafür müsse es genauso Grenzen geben wie für die staatliche Sammelwut bei der Vorratsdatenspeicherung. Kurt Sagatz

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