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Bauerfeind

© ARC

Interview: "Ich bin jetzt weise"

Tatsächlich ist Katrin Bauerfeind erst 24 und wird als Schwangerschaftsvertretung für Tita von Hardenberg ab September "Polylux" in der ARD moderieren.

Frau Bauerfeind, Sie sind mit "Ehrensenf" bekannt geworden. Ein Internet-TV, angesagt bei der Jugend – und jetzt gehen Sie zur ARD, deren Publikum im Schnitt 59 Jahre alt ist. War es nur das Geld?

(Lacht). Es war nicht nur das Geld. Ich finde "Ehrensenf" gut, das aber ist die Vergangenheit, ich finde "Polylux" gut, das ist die Zukunft.

Sie nennen "Polylux" eines "der besten Formate im deutschen Fernsehen". Was versetzt Sie in so nachhaltige Begeisterung?

Das Geld! (lacht). Nein, ich mag den Ansatz von "Polylux“. Die Sendung setzt dem Zuschauer nichts vor, was er schon tausend Mal im Fernsehen gesehen hat. Anders und doch wie bei "Ehrensenf" ist bei "Polylux" Ironie drin, dieses Augenzwinkern, das nicht ganz ernst Gemeinte.

"Polylux" wird als Zeitgeist-Magazin gehandelt. Weht er denn noch, der Zeitgeist?

Zumindest in den Beiträgen der Sendung.

Sie leben und arbeiten in Köln. "Polylux" arbeitet sich ausschließlich an Berlin ab. Was kennen Sie von der Hauptstadt?

Den großen Turm, den Dom, die Spree, den Hauptbahnhof. Außerdem kenne ich die Stadtteile Mitte und Charlottenburg und Friedrichshain. Reicht doch fürs erste. Erst mal will ich pendeln, wenn das nicht klappt, wird umgezogen.

"Polylux" mit Bauerfeind wird am Donnerstag nach "Schmidt & Pocher" laufen. Eine Giganten-Parade?

Wenn dem so sein sollte: schön für die ARD.

Haben Sie Harald Schmidt gefragt, ob Sie ins Erste gehen sollten?

Nein. Aber er hat mir gesagt: keine Comedy. Und ich habe mich dran gehalten.

Gehen Sie nach Berlin wegen Berlin oder wegen der Sendung oder wegen des Senders?

Vorrangig gehe ich zur Sendung, nachrangig zum Sender und nach Berlin.

Was macht Katrin Bauerfeind anders, gar besser als andere Fernsehkräfte?

Das ist bei mir nach wie vor eine Gefühlsgeschichte. Ich mache das so, wie ich das denke. Ich habe keine Vorbilder. Ich mache mein Ding.

Zu welchem Teil des Mediums wollen Sie gehören?

Nicht zu Neun Live, das kann ich absolut ausschließen. Aber: Ich will das gar nicht so einteilen in Schwarz und Weiß. Das hieße, nur das eine wäre schlecht, nur das andere gut. Es gibt in der Grauzone gute Sendungen, und da ist es egal, zu welchem Teil des Fernsehens die gehören.

Gut ist …

Ich sehe extrem wenig. Ich lasse mich dann aber sehr gerne begeistern. Ich kann gut "Wer wird Millionär?" gucken, "Frontal 21", "Die Sendung mit der Maus" und eine Folge "Gülcans Hochzeit", um dann zu wissen, dass ich es nicht mehr sehen will. Ich schaue nicht ins Programm, ich hasse das. Ich bin der klassische Zapper.

Was ist so geil am Fernsehen, dass Sie es machen wollen?

Das versuche ich gerade herauszufinden. Das wird man sehen, ob es da etwas Geiles gibt. Es macht mir Spaß, vor der Kamera zu stehen. Da kannst du viel spielen, Emotionen reinlegen, du kannst versuchen, irgendwie eine Aussage zu machen, irgendwen zu erreichen. Erst einmal ist es ein Job, und der macht Spaß.

Eine Ausstellung in Berlin hieß: "Fernsehen macht glücklich". Macht Fernsehen glücklich?

Dieses Ding hat zwei Seiten. Es ist nach wie vor sehr luxuriös, dort zu arbeiten. Andererseits reicht das Vor-der-Kamera-Sein ins Privatleben hinein. Sie bekommen ein öffentliches Gesicht. Bisher waren die wenigen, die mich auf der Straße erkannt haben, sehr nett zu mir. Kann aber auch mal einer kommen, der sagt, dass er mich total ätzend findet. Das kommt wohl daher, dass Menschen, die dich auf dem Schirm erleben, glauben, dass sie dich kennen. Jeder bildet sich sein Urteil über dich. Das ist auch das Recht der Leute. Ich kann mich nicht vor die Kamera stellen und dann den Leuten sagen, eigentlich hat dich das einen Scheiß zu interessieren. Die Bauerfeind auf dem Schirm wird mit der privaten Bauerfeind nicht d’accord gehen.

Am 13. September startet "Polylux" mit Bauerfeind. Vier Monate später soll schon wieder Schluss sein. Was dann?

Wird jetzt nicht drüber nachgedacht.

Sie haben ein Technik-Journalismus-Studium absolviert. Da passen Sie doch besser zu "Wissen" als zu "Polylux".

Das kann man ja alles noch machen. Wissenschaft will ich auf keinen Fall ausschließen, andererseits muss mein Studium nicht automatisch zu einer bestimmten Sendung führen. Ein Studium dient doch auch ganz anderen Zwecken. Ich bin jetzt weise.

Das Interview führte Joachim Huber.

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