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Will eine „Lady“ sein: Josefine Preuß, 26, spielte von 2000 bis 2003 in der Kinderserie „Schloss Einstein“ mit. Ihr Durchbruch gelang ihr als Lena Schneider in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“, die auch als Kinoadaption erfolgreich war. Am Donnerstag ist sie als Altenpflegerin Lotta Brinkhammer im Fernsehfilm „Lotta & die großen Erwartungen“ (20 Uhr 15, ZDF) zu sehen. Josefine Preuß wohnt in Berlin. Foto: dapd

© dapd

Interview mit Josefine Preuß: „Ich bin die moderne Pippi“

Schauspielerin Josefine Preuß über Teeniestars, Schubladendenken und ihren neuen ZDF-Film "Lotta & die großen Erwartungen".

Von Katrin Schulze

Frau Preuß, stimmt der Spruch „Frechheit siegt“?

Generell finde ich es gut, eine eigene Meinung zu haben, aber das muss nichts mit Frechheit zu tun haben. Gegenüber älteren und betagteren Menschen sollte man sich nicht allzu frech und vorlaut geben.

In Ihren Rollen sind Sie aber meistens genau das: frech und vorlaut.

Damit bin ich auch sehr zufrieden. Ich spiele gerne die moderne Pippi Langstrumpf: Kess, um keine Meinung verlegen, geradeaus. Das ist mir viel lieber als die graue Maus.

Auch am Donnerstagabend geben Sie die Quirlige in dem ZDF-Film „Lotta & die großen Erwartungen“.

Klar, die „Lotta“ ist auch ein Wirbelwind, jemand, der sich von niemandem etwas sagen lässt und einfach nur ihrem Herzen folgt. Aber sie bekommt ein Kind und muss lernen, Verantwortung zu tragen. Ja, vielleicht ist die Rolle der jungen Mutter der nächste Schritt in meiner Karriere.

Sie sind 26, sehen aber viel jünger aus. Ein Vorteil in Ihrem Job?

Noch ist es das. Aber irgendwann kommt es darauf an, nicht mehr den deflorierten Teenager zu geben

Sie spielen darauf an, dass Sie bislang oft den gleichen Typ abgegeben haben.

In Deutschland ist es nicht schlecht, eine Schublade zu haben. Ich sage mir: Lieber in einer Schublade drin sein und arbeiten dürfen als, wie viele andere Kollegen, mit zwei Drehtagen im Jahr auskommen zu müssen. Und es ist ja auch an mir als Schauspielerin, einer Rolle anderes reinzugeben und dafür zu sorgen, dass ich nicht immer die Lena aus „Türkisch für Anfänger“ bin.

Sie haben schon mit 13 angefangen zu schauspielern. Vielen Ihrer Kollegen ist der Sprung vom Kinderstar zum seriösen Schauspieler nicht gelungen.

Das liegt immer an den Eltern. Die müssen dementsprechend aufpassen. Wenn man sich nur Macaulay Culkin anschaut, der mit 18 seine Eltern verklagt – da kann irgendetwas nicht richtig gelaufen sein.

Über ihre bodenständigen Eltern und den Abbruch der Schauspielschule

Und bei Ihnen?

Ich habe die bodenständigsten Eltern der Welt, beide sind Beamte im höheren Dienst. Die haben immer gesagt, dass Schule vorgeht. Und als sie gemerkt haben, dass ich die Doppelbelastung aus Schule und Schauspiel gut hinbekam, haben sie mich machen lassen.

Ihre Ausbildung an der Schauspielschule haben Sie abgebrochen.

Ich fand es furchtbar dort. Schauspielschulen habe ich immer als Institution empfunden, die junge Leute so ein Stückchen in diese Branche reinbringt. Und ich war da ja schon drin, ich habe den Drehalltag schon mitbekommen. Ich war die Jüngste in der Klasse, die Einzige, die schon gearbeitet hat. Und ich hatte schon früh mit Neid zu tun.

Inwiefern?

Es ist einfach eine doofe Situation, wenn man den ganzen Tag studiert und dann geht man raus aus der Schule, und da steht ein großes, schönes Auto, das einen zum Drehen abholt. Dass mir andere deswegen blöd kamen, konnte ich mit 16 nicht verstehen. Ich konnte damit nicht umgehen. Neid ist nicht umsonst eine Todsünde. Als sich meine Abteilungsleiterin Schauspiel dann auch noch vehement gegen ein schönes Kinoprojekt stellte, war der Punkt zu sagen, es reicht.

Die meisten Schauspieler halten eine Grundausbildung für essenziell.

Was Stimmbildung und Sprecherziehung angeht, ist das auf jeden Fall so. Da würde ich mir für eine schwierige Rolle auch heute noch einen privaten Coach holen. Aber für die Rollenfindung braucht mir eine alte gescheiterte Schauspielerin, denn das war meine Lehrerin, nichts erklären.

Wer so früh wie Sie mit der Schauspielerei angefangen hat, muss schon immer nur den einen Berufswunsch gehabt haben. Oder?

Von wegen. Ich wollte ganz früher Clown werden. Dann wollte ich auch ganz lange Archäologin werden oder Gerichtsmedizinerin. Leichen aufschlitzen und aufgrund von Maden oder Entwicklungsstadien oder Witterungsumständen die Todesursache herauszufinden – das finde ich schon sehr interessant.

Dann sollten Sie vielleicht mal eine Gerichtsmedizinerin spielen?

Warum nicht? Ich muss ja auch langsam gucken, dass man mich als Darstellerin ernst nimmt. Es geht jetzt darum, die nächsten 20, 30 Jahre zu ebnen.

Also doch weg vom Teenager-Image?

Ich bin auf der Schwelle. Ich habe immer schon gesagt, dass ich mit 30 eine Lady sein möchte: stark, unabhängig, normal, erwachsen. Da möchte ich mir dann die Hörner abgestoßen haben, jeden Scheiß hinter mir lassen und alle Jugendsünden vergessen. Und wenn ich im Privaten eine Lady bin, dann kann ich die auch spielen.

Das Gespräch führte Katrin Schulze.

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