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Vor 20 Jahren wurde Katarina Witt gestalkt. Ein Amerikaner schrieb ihr obszöne Briefe, verfolgte sie bis zu ihrem Haus. Jetzt hat Sat 1 mit der Eislaufqueen ein Stalking-Drama gedreht (mit Matthias Koeberlin).

© Sat 1

Interview mit Katarina Witt: Stalking, Hollywood und zu viele Pfunde

Am Mittwochabend ist Katarina Witt in ihrer ersten Film-Hauptrolle zu sehen. Im Interview spricht die Ex-Eiskunstläuferin über Stalking, Hollywood und zu viele Pfunde.

Ganz schön mutig, Frau Witt.

Was denn?

Ihr Einsatz im Film „Der Feind in meinem Leben“, mit dem Thema Stalking. Ist das für Sie nicht ein komisches Gefühl beim Drehen oder Zuschauen? Sie selbst sind in den 1990ern in den USA gestalkt worden. Hatten Sie keine Sorge, dass mit dem Film, sagen wir, wieder schlafende Hunde geweckt werden?

Es ist sicher eine Gratwanderung. Ich würde jetzt auch nicht unbedingt in eine Talkshow explizit zum Thema Stalking gehen.

Sie spielen eine Figur namens „Katarina Witt“. Schwer zu glauben, dass der Film mit Ihnen gar nichts zu tun hat.

Aber das Thema Stalking ist für eine Fiktion ja auch unabhängig von mir spannend. Es kocht immer wieder hoch, auch wenn die Prävention, die gesetzliche Grundlage mittlerweile besser geworden ist als vor 20 Jahren. Damals konnte man überhaupt nichts gegen Stalking machen.

Ganz ungefährlich war auch Ihr Schauspiel-Einstand nicht. 1998 haben Sie im Actionfilm „Ronin“ von John Frankenheimer an der Seite von Robert de Niro einen russischen Eislaufstar gespielt...

… die Natacha Kirilova, die am Ende nach drei, vier Sätzen erschossen wird. Eine kleine Rolle. Immerhin, mein Textanteil hat sich über die Jahre vergrößert. Die Sache mit „Dem Feind in meinem Leben“ hätte ich mir vor zehn Jahren noch nicht zugetraut. Ich fühle mich aber auch eingebettet in einem tollen Ensemble, und Matthias Koeberlin in der Hauptrolle prägt eindeutig die Spannung des Films.

Matthias Koeberlin spielt einen Polizisten, der ihr Vertrauen erschleicht. Hat er Ihnen am Set gute Tipps gegeben?

Ja, auch. Ich habe aber vorher Unterricht genommen. Die Stimmung am Set hat mir geholfen. Probiert haben wir wohl öfters, aber beim Dreh war dann alles leider viel zu schnell im Kasten. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, habe mich auf den Film im Grunde so vorbereitet wie früher auf einen Wettkampf.

Wer hatte denn die Idee zu dem Film?

Ich kenne den Regisseur Bernd Böhlich über 20 Jahre, wir wollten immer mal was zusammen machen. Mit dem Exposé gingen wir auf den Sender zu. Die Story war mir auf den Leib geschrieben.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Katarina Witt zu ihren Kilos steht.

Sie haben Fernsehshows wie „Stars auf Eis“ moderiert, waren Jurorin bei „Let’s Dance“, spielten 2009 die Buhlschaft im „Jedermann“ im Berliner Dom, jetzt ein Primetimefilm. Was kommt da noch? Sie könnten „Tatort“-Kommissarin werden.

Das haben Sie gesagt. Im Ernst, abwarten. Es gibt noch nichts Spruchreifes. Ich habe viele Ideen, Ansätze, könnte aber nur etwas machen, was von mir ausgeht, wie auch bei diesem Sat-1-Film. Ich möchte einfach mitgestalten.

Angeblich soll ein US-Studio daran interessiert sein, Ihr Leben zu verfilmen, mit welcher Schauspielerin, sei noch nicht klar. Ist da was dran?

Das werde ich nicht kommentieren.

Wenn man sich Ihre Karriere nach der aktiven Zeit als Eiskunstläuferin ansieht – sind Sie zufrieden mit dem Erreichten? Andere Sportstars, zum Beispiel Boris Becker, haben das nicht immer hingekriegt, haben versucht, sich gelegentlich neu zu erfinden.

Ich habe versucht, jede Herausforderung anzunehmen. Niemand gibt dir eine Bedienungsanleitung in die Hand und sagt: So funktioniert’s! Die musst du dir selber schreiben. Für meine Arbeit als Unternehmerin zum Beispiel mit eigenen Eis-Produktionen, auch in den USA für NBC und CBS. Als Moderatorin, wo vielleicht mal ein, zwei Sachen nicht so gelaufen sind. Oder als Kuratoriumsvorsitzende für Olympia München 2018, was dann ja leider nicht geklappt hat.

Tut Ihnen die Absage von München 2018 immer noch weh?

Ja, sehr. Unser Team hat da über zwei Jahre lang mit Begeisterung und Leidenschaft gekämpft, auf vieles verzichtet, ich bin weltweit unterwegs gewesen. Aber: Hoffentlich hat unser Land noch nicht aufgegeben.

Was denken Sie, wird Ihnen und der Lebensleistung von Katarina Witt in Deutschland eigentlich genügend Respekt entgegengebracht? Man hört ja öfters von hiesigen Stars, dass das nicht immer so einfach ist. In den USA beispielsweise, wo Sie ja auch viel Zeit verbracht haben, soll das anders sein.

Ich will da nicht so drauf schimpfen, habe meinen Lebensmittelpunkt jetzt ja auch wieder in Berlin. Aber ein Beispiel vielleicht. Wenn hierzulande von meiner Person die Rede ist, heißt es oft: „die Ex-Eiskunstläuferin“. Da kannst du auch hinschreiben: „zweifache Olympiasiegerin“. Und ich bin 2013 immer noch da, habe mittlerweile moderiert, geschauspielert, produziert, geschrieben.

Und saßen zuletzt bei Sandra Maischberger in der Talkshow „Krieg den Kilos: Wie geht schlank?“. Sie sagen da: „Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nie dünn war und nie dünn sein werde.“ Sie wissen schon, dass mich immer noch einige männliche Kollegen um dieses Interview hier beneiden.

Grüßen Sie Ihre Kollegen. Aber hören Sie auf. So auszusehen, das ist Arbeit. Das habe ich jetzt beim Film gemerkt bin, als ich nach Jahren wieder auf den Kufen stand. Irgendwann schleichen sich die Pfunde an.

Das Gespräch führte Markus Ehrenberg

Geb. am 3. Dezember 1965 im Kreis Nauen/Berlin. 1979 Start der Eiskunstlauf-Karriere: vierfache Weltmeisterin, zweifache Olympiasiegerin. Ab 1988 Profikarriere bei „Holiday on Ice“. US-Tour in großen Eisshows. Als Witt 1998 für den „Playboy“ Aktfotos machen ließ, war das Heft weltweit ausverkauft. Es folgten kleine Filmrollen, TV-Moderationen. In „Der Feind in meinem Leben“ (Sat1, 20 Uhr 15) spielt sich Katarina Witt quasi selbst, bedroht von einem Stalker. Eine eher biedere TV-Geschichte, die sich beim Zuschauer mit dem Wissen um die Vorgeschichte des gestalkten Stars auflädt.

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