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Interview: „Zeigt die Pilotfilme!“

Produzent Norbert Sauer über Fernseh-Experimente, unsinnige Markttests, Morde mit Aussicht und den Dauerbrenner „Soko Leipzig“.

Herr Sauer, zehn Jahre „Soko Leipzig“, was macht den Erfolg der Serie aus?

Der Schauplatz Leipzig hat die Zuschauer von Anfang an angesprochen, in Ost und West. Die Schauspieler haben beim Publikum überragende Sympathiewerte. Die Fälle selbst sind erkennbar, anders als in anderen „Soko“-Ablegern: gegenwartsbezogener, komplexer, vielfach mit deutsch-deutschem Hintergrund.

Anders als beim Leipziger „Tatort“ spielt die DDR-Vergangenheit häufig in die Geschichten hinein.

Wir wollen der historischen Situation Rechnung tragen. Zudem hat Leipzig eine gewichtige Rolle als Drehscheibe zwischen Ost und West. Die Serie wird übrigens in beiden Landesteilen gleichermaßen gern gesehen und bildet genau das Verhältnis Ost zu West ab: also 20 zu 80 Prozent der deutschen Bevölkerung.

Für Ihre 90-Minüter gehen Sie häufig ins Ausland. Zum Jubiläum sind Sie in der Heimat geblieben.

Wir haben in der Dominikanischen Republik, in Namibia oder Moskau gedreht. Es gibt nicht viele stimmige Aufhänger für Einsätze deutscher Polizisten im Ausland, so dass wir nur in Ausnahmefällen außerhalb von Deutschland drehen.

Wie verkauft sich eigentlich „Soko Leipzig“ auf dem internationalen Markt?

„Soko Leipzig“ läuft in Frankreich und auch Italien sehr gut.

Kann man mit hochwertig produzierten Einzelstücken heute noch Geld verdienen?

Es wird zunehmend schwerer, mit Einzelstücken nennenswerte Margen zu erzielen. Trotzdem ist deren Produktion für uns weiterhin sehr wichtig, da das TV-Movie in Deutschland einen hohen Stellenwert hat, verglichen mit dem Ausland. In diesem Bereich ist es möglich, schnell auf aktuelle Trends zu reagieren und mit Autoren und Regisseuren zu arbeiten, die häufig für eine Serie nicht zur Verfügung stehen.

Wie beurteilen Sie die Ein-Millionen-Euro-Movies?

Die lassen sich nur unter bestimmten Voraussetzungen so günstig herstellen. Weniger Schauspieler, weniger Schauplätze, weniger Drehtage. Mit einem begrenzten Budget, begrenzten Schauplätzen und kleinem Cast kann man kleine Kammerspiele produzieren. Große Themen bleiben dabei auf der Strecke.

Die Zeiten, dass die Ufa-Fernsehproduktion Grimme-Preise abräumte, sind zehn Jahre her. Heute produzieren Sie viel Serielles, Hochglanz, Eventhaltiges.

Das mit den Preisen stimmt so nicht, wir haben in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl an Preisen gewonnen, allein im Jahr 2008 Deutsche Fernsehpreise und viele andere Auszeichnungen, unter anderem für die Produktionen „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, „12 heißt: Ich liebe dich“ und „Bella Block“, gewonnen. Wir legen großen Wert darauf, dass wir in allen Bereichen, erfolgreich sind und uns nicht auf ein Genre konzentrieren.

Wie viele Pilotsendungen aus Ihrem Haus lagern in den Kellern der Privatsender?

Einige! Das berührt ein Problem: Für die wenigen Sendeplätze werden sehr viele Pilotfilme beauftragt, die mit erheblichem Aufwand an Geld, Zeit und Energie und Erwartungen hergestellt werden. Die Absagen sind für alle Beteiligten sehr enttäuschend, beziehen sie sich doch allein auf Ergebnisse der Marktforschung oder anderer interner Tests, auf die wir keinen Einfluss haben. Ich bin mir sicher, dass man bei Ausstrahlung der Pilotfilme teilweise zu anderen Ergebnissen käme.

Weshalb sind Sie sich da so sicher?

Ein Beispiel ist die Serie „Mord mit Aussicht“. Die erste Staffel lief montags in der ARD und hatte unbefriedigende Quoten. Die Serie bekam dennoch eine zweite Staffel, wurde dienstags auf einem erfolgreich eingeführten Seriensendeplatz ausgestrahlt und wurde zu einem großen Erfolg.

Das Gespräch führte Rainer Tittelbach.

„Soko Leipzig“, 21 Uhr 15, ZDF

Norbert Sauer ist Chef der Ufa-Fernsehproduktion und gehört zur Geschäftsführung der Ufa-Holding. Im Bundesverband der Allianz Deutscher Produzenten ist er im Vorstand der Sektion TV.

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