zum Hauptinhalt
Setzt auf Qualitätsjournalismus: Bundespräsident Joachim Gauck. Anlässlich der 50. Verleihung des Theodor-Wolff-Preises sprach er über die Bedeutung der Presse in Deutschland.

© dpa

Joachim Gauck über Qualitätsjournalismus: "Im Internet kann jeder posten und pesten, wie er will"

Zum 50. Jubiläum des Theodor-Wolff-Preises betont der Bundespräsident, wie wichtig Qualitätsjournalimus ist. Im Netz sei der nicht immer zu finden. Ganz verteufeln will Gauck das Internet aber auch nicht.

Schon aus privaten Gründen hat Bundespräsident Joachim Gauck eine besondere Nähe zum Journalismus. Seine Lebensgefährtin Daniela Schadt ist Journalistin, vor seinem Wechsel ins Schloss Bellevue hat sie als Redakteurin bei der „Nürnberger Zeitung“ gearbeitet. Aber nicht nur deshalb schätzt Gauck den Beruf. „Wir brauchen als Demokraten eine vielfältige freie Presse, wir brauchen vielfältige Meinungen, um selbst eine eigene Meinung zu entwickeln“, sagte er bei der 50. Verleihung des Theodor-Wolff-Preises am Mittwochabend in Berlin.

Er erwarte von der Presse Wahrhaftigkeit, Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit. Hier unterscheide sich ein redaktioneller, an professionellen Kriterien orientierter Journalismus vom „gelegentlichen Meinungs-Tsunami im Netz“, in dem „jeder posten und pesten kann, wie er will“. Nur kritisch sieht Gauck das Netz aber nicht. Es ermögliche auch einen "kreativen Diskurs" und sei hilfreich, um Netzwerke zu bilden. Das sei gerade in Diktaturen wichtig. "Ich hätte mir gewünscht, wir hätten das Internet 1989 schon gehabt", sagte Gauck.

Qualität gebe es im Journalismus aber nicht umsonst, sagte Gauck und warnte davor, die Presse einem radikalen Sparkurs zu unterziehen. Dieser sei ja „meistens kein Ausweis für Ideenreichtum“. Schlechter und billiger Journalismus jedenfalls werde dem Gemeinwesen insgesamt schaden.

Den fünf Gewinnern des Theodor-Wolff-Preises gratulierte der Bundespräsident zu ihren Leistungen. Zu den Preisträgern gehört Tagesspiegel-Autor Harald Martenstein, der für seinen in der „Zeit“ erschienenen Beitrag „Der Sog der Masse“ in der Kategorie Kommentar/Glosse/Glosse/Kommentar/Essay ausgezeichnet wurde. In der Sparte Lokales gewannen Lars Fischer („Wümme-Zeitung“) mit „Ein gefundenes Fressen“ und Philip Cassier („Berliner Morgenpost“) mit „Eine Dosis jüdisches Penizillin“. In der Kategorie Allgemeines gibt es ebenfalls zwei Gewinner: Alexander Gorkow („Süddeutsche Zeitung“) mit „Ein anderes Leben“ und Volker Zastrow („Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“) mit „Wie Ken den Kopf verlor“.

2013 wird der Preis erstmals auch an einen ausschließlich im Internet veröffentlichten Text verliehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false