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Medien: John Wayne, Mutter Beimer und die drei Mätressen

Alles auf einen Blick: Die besten Spielfilme und Serien während der Weihnachtstage plus Dokumentationen plus „Stars in der Manege“

HEILIGABEND

Jung und wild I

Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, besser bekannt als Pippi Langstrumpf, war nicht nur die Lieblingsfigur ihrer Schöpferin Astrid Lindgren. Sondern auch die des Publikums. Die Geschichte von der wilden Piratentochter und ihren Abenteuern wurde ein Kinderbuch-Klassiker. In den Sechzigern und Siebzigern entstanden vier nicht weniger populäre Pippi-Filme. In „Pippi geht von Bord“, dem zweiten, verlässt Pippi die väterliche „Hoppetosse“, um mit Annika und Tommy zur Schule zu gehen – und natürlich Weihnachten zu feiern.

„Pippi geht von Bord“, ZDF, 12 Uhr 35

Jung und ach so verliebt

Genau 50 Jahre ist es her, dass diese Mutter aller Film-Romanzen zum ersten Mal im deutschen Kino gezeigt wurde. Die Film-Sissi hatte fast nichts, nicht einmal den Kosenamen mit der echten „Sisi“ zu tun – die war zwar auch schön, aber sonst eine schwierige Zeitgenossin. Aber das war im eskapistischen Nachkriegsdeutschland natürlich völlig egal. Ebenso, dass die erst 16-jährige Romy Schneider sich sehr schnell von „Sissi“ distanzierte. Heute ist beides immer noch egal, und „Sissi“ erfüllt seit einem halben Jahrhundert unbeirrt und erfolgreich den Wunsch nach heiler Welt. Warum auch nicht? Teil zwei zeigt die ARD am 25.12. um 16 Uhr 20, Teil drei am 26.12. um 16 Uhr 40.

„Sissi“, ARD, 20 Uhr 15

ERSTER WEIHNACHTSTAG

Die Straße stinkt

Unlängst feierte die „Lindenstraße“ ihr 20. Jubiläum – jetzt kommt das 20. Weihnachtsfest. Diesmal sind es „Tierische Weihnachten“. Wie immer mit Tumultgarantie, Hausmusi bei Beimers, Zoff bei Zenkers und Geschenken vom Kling Olaf. Außerdem kündigt die ARD „vierbeinigen“ Überraschungsbesuch bei Beimers an. Der verursacht einen schlimmen Stink-Skandal: „Durch die Verbreitung unangenehmer Gerüche“ macht er „den Genuss des Festbratens fast unmöglich“. Riech’, wer tappste denn da von draußen rein? Harry Rowohlt?

„Lindenstraße – Tierische Weihnachten“, ARD, 18 Uhr 50

Sex and Crime bei Königs daheim

Vielleicht kein klassisches TV-Weihnachtsthema – dafür aber klassische TV-Weihnachtsoptik. Der MDR zeigt einen opulenten historischen Doku-Dreiteiler. Regisseur Jan Peter mischt Dokumentation und Inszenierung und spürt der „geheimen Macht“ der Herrscher-Mätressen nach. Die tummelten sich an den erlesenen Häusern: Beim Sonnenkönig Ludwig XIV., bei Sultan Süleyman dem Prächtigen und bei dem nicht weniger prächtigen Borgia-Papst Alexander VI. So viel TV-Pracht muss an einem tristen Weihnachtstag funktionieren. Da stört selbst der tumbe Titel nicht. Teil zwei und drei folgen am 26. und 27.12.

„Mätressen – die geheime Macht der Frauen 1/3“, ARD, 22 Uhr 00

Die Guten, die Bösen und nur Stars

Für diesen grandiosen Prohibitions-Großstadtwestern versammelte Regisseur Brian de Palma unter anderem Sean Connery, Robert de Niro, Andy Garcia und Kevin Costner. Letzterer war für den jungen Bundesagenten Elliot Ness nur de Palmas dritte Wahl – aber Harrsion Ford und Mel Gibson wollten nicht. Schön auch: Costners Gegenspieler De Niro trug bei den Aufnahmen – wie Al Capone, den er schön fies spielt – Seidenunterwäsche, die der Zuschauer k ein einziges Mal sieht. Mehr Method Acting war nie.

„Die Unbestechlichen“, Kabel 1, 22 Uhr 25

ZWEITER WEIHNACHTSTAG

Jung und wild II

„Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ – ein Bibelvers gab der deutschen Version von „Rebels without a cause“ ihren Titel. James Deans Paradefilm als jugendlicher Rebell brachte ihm eine Oscar-Nominierung und machte ihn endgültig zum Jugendidol. Aber Dean erlebte die Premiere nicht mehr: Einen Monat vorher starb er bei dem Autounfall mit seinem silbernen Porsche Spyder. Dean spielt Jim Stark, der in Dauer-Konflikt mit Vater und Altersgenossen lebt. Als er Judy trifft, scheint sich alles zu bessern. Aberder Schein trügt. Natürlich.

„... denn sie wissen nicht, was sie tun“, 3sat, 14 Uhr

Eschte Fründe …

Pünktchen und Anton sind Freunde. Dabei könnte ihre Herkunft nicht unterschiedlicher sein: Antons Eltern gehören zu Münchener Starnberg-Schickeria, Pünktchen haust mit ihrer Mutter in einer Zweizimmerwohnung und muss in einer Eisdiele jobben. Als ihre Mutter krank wird, wird die Freundschaft auf die Probe gestellt. Die Kritik lobte, Caroline Links („Jenseits der Stille“) Neuverfilmung des Erich-Kästner-Klassikers sei „liebevoll“. Auch wenn sie bisweilen zu moralisch ist – aber es ist Weihnachten!

„Pünktchen und Anton“, ZDF,

15 Uhr 40

Katharsis mit Cruise

Einer der wenigen neueren Blockbuster an diesem Weihnachtsfest (der andere ist Bruckheimers Kriegs-Schmonzette „Pearl Harbor“): Milliardenerbe David Aames (Tom Cruise) hat alles: Geld, Luxus, das Aussehen. Und er zeigt das auch. Das macht ihn nicht sympathischer. Aber eines Tages bricht die Fassade zusammen. Für Aames verschwimmen Fiktion und Realität. Die Kritiker sahen nicht ein, warum es schon 2001 ein Remake des spanischen Films „Abre los Ojos“ von 1997 geben musste – und waren von der Hollywood-Adaption (natürlich) nicht begeistert. Dafür ist „Vanilla Sky“ prominent besetzt (Cruise, Penélope Cruz, Cameron Diaz) und war Start des – längst abgehakten – Beziehungsprojekts Cruise/Cruz.

„Vanilla Sky“, Pro 7, 20 Uhr 15

Die Schöne und der Schöne

Niemand spielt Hugh-Grant-Rollen besser als Hugh Grant. Und niemand spielt Julia-Roberts-Rollen besser als Julia Roberts. Da mussten beide irgendwann einfach zusammen in einem Grant-Roberts-Film auftauchen. Grant gibt den trotteligen (aber natürlich ansehnlichen) Buchhändler aus dem Londoner Viertel Notting Hill, der die berühmteste Schauspielerin der Welt – Julia Roberts – umrennt und mit Orangensaft besudelt. Daraus entwickelt sich eine feine Romantic Comedy, es geht hin, es geht her, und am Schluss soll alles für beide nicht zum Nachteil sein. Das alles ist so charmant erzählt und gespielt, dass der Film der Hit des Kinojahres 1999 und der erfolgreichste britische Film überhaupt war.

„Notting Hill“, ZDF, 21 Uhr 45

Jung und wahnsinnig

Randell ist ein Kleinkrimineller. Dafür gehört er ins Gefängnis. Aber er stellt sich verrückt und landet in einer psychiatrischen Anstalt. Ein schlechter Tausch: Eine miesepetrige Oberschwester terrorisiert die Insassen nach Strich und Faden. Milos Formans Tragikomödie handelt vom Kampf des Individuums mit dem (hier ziemlich bösen) System. Davon erzählen Künstler oft. Aber Forman erzählt origineller als die anderen, und er hat Jack Nicholson als Hauptdarsteller. Für den gab es 1976 einen Oscar als besten Hauptdarsteller und für den Film insgesamt fünf – alle in den Königskategorien.

„Einer flog übers Kuckucksnest“, RBB, 23 Uhr 45

DER REST VOM TV-FEST

Was wirklich geschah

Wer war Nikolaus? Wer der Weihnachtsmann? Der Film zeigt europäische Nikolaustraditionen, wie der Nikolaus nach New York kam.

„Die märchenhafte Geschichte vom Weihnachtsmann und Nikolaus“, Heiligabend, RBB, 13 Uhr 45

Schillern für Sissi

Die laut ARD „schillernde“ Gala zum 50. Mit Karlheinz Böhm, Ralph Morgenstern und der omnipräsenten Verona Pooth. Urenkel Markus Salvator von Habsburg kommt auch. Der wohnt in der Kaiservilla und kümmert sich ums Familienerbe.

„Servus Sissi“, erster Weihnachtstag, ARD, 12 Uhr 05

Ein Jahr danach

Heute vor einem Jahr verwüstete der Tsunami die Küsten des Indischen Ozeans. Weltweit gab es sechs Milliarden Euro Spenden. Der Film zeigt, was damit geschah.

„Tsunami – ein Jahr danach“; zweiter Weihnachtstag, ZDF, 12 Uhr 45

München turnt und lacht

Aus dem Zirkus Krone: Eva Herman balanciert, Heiner Lauterbach kaspert, Jan Fedder dressiert Kühe. Und Nina Ruge und Arabella Kiesbauer moderieren.

„Stars in der Manege“; zweiter Weihnachtstag, 20 Uhr 15

Zusammengestellt von

Fabian Grabowsky

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