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Medien: Joints in Gorleben – der „Tatort“ zum Castor-Transport

Der „Tatort“ soll ja möglichst immer auch ein Stück soziale Realität widerspiegeln, aber so viel Koinzidenz war selten. Am Ende einer Woche, in der rollende Castor-Behälter, Gorleben und die Protest-Renaissance der Atomkraftgegner die Schlagzeilen bestimmten, bringt der NDR – fast – einen „Tatort“ zum Thema.

Der „Tatort“ soll ja möglichst immer auch ein Stück soziale Realität widerspiegeln, aber so viel Koinzidenz war selten. Am Ende einer Woche, in der rollende Castor-Behälter, Gorleben und die Protest-Renaissance der Atomkraftgegner die Schlagzeilen bestimmten, bringt der NDR – fast – einen „Tatort“ zum Thema. Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) muss den Mord an dem Wachmann Sven Gutzkow aufklären, dessen Leiche seit einem halben Jahr in den Salzhalden des Erkundungsbergwerks Gorleben verschüttet lag. AKW-Gegner, die Salzstock-Betreibergesellschaft, sogar die dörfliche Polizei – Lindholm steht bald zwischen allen Fronten. Der Leiter der Betreibergesellschaft des atomaren Zwischen- und Endlagers, Kasper, wird seit geraumer Zeit erpresst. Unter Verdacht stehen Gutzkows Kollege Augenthaler, dessen Eigenheim im Rohbau steckt, der Geologe Sandmann sowie die altgediente Anti-Atom-Aktivistin Welany.

Charlotte Lindholm und der auffällig übereifrige Kollege vor Ort, Polizeihauptmeister Jakob Halder (grandios: Matthias Bundschuh, bisher Ensemble-Mitglied am Berliner Deutschen Theater) stellen mit ihren Ermittlungen das halbe Wendland auf den Kopf. Dabei werden sie offenbar auf Schritt und Tritt beobachtet. Ein ominöser Schließfachschlüssel führt Lindholm nach Barcelona. Dort warten noch ein Terrorist, der syrische Geheimdienst und der BND. Die Kommissarin gerät in höchste Gefahr.

Die Lösung des Falles liegt dann allerdings doch in Wendland. Ganz so dick aufgetragen soll dieser „Tatort“ dann doch nicht sein (Plutoniumschmuggel!). Dazu passt auch das reichlich chaotische Privatleben der Kommissarin, die nebenbei noch versucht, den Vater ihres Sohnes und eine Tagesmutter zu finden, sowie ihren Mitbewohner und ihre Mutter, ausgerechnet eine Ex-Anti-AKWlerin, zu besänftigen. Außerdem muss die Ermittlerin auch mal einen ziemlich dicken Joint rauchen.

Wenn die Drehbuchschreiber Johannes W. Betz und Max Eipp nur nicht dauernd krampfhaft versuchen würden, der coolen Lindholm mit kruden Gags noch mehr Emotion auf den Leib zu schreiben, könnte man diesen Hannoveraner „Tatort“ richtig gut finden. meh

„Tatort“, ARD, 20 Uhr 15

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