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Bleiben Sie heiter, irgendwie. Maybrit Illner talkt seit zwölf Jahren im ZDF. 2004 erhielt die Moderatorin den Deutschen Fernsehpreis für die beste Informationssendung. Foto: ZDF

© Carmen Sauerbrei

Jubiläum: Moment mal!

Hier hat das ZDF kein Moderatoren-Problem: 500 Polittalks mit Maybrit Illner. Am Donnerstag lässt die Moderatorin über den erschöpften Planeten diskutieren.

Es gibt Momente in der Talkshow „Maybrit Illner“, wo die Moderatorin den ausgestreckten Zeigefinger erst in die Luft und dann an den Mund hält, wo man nicht genau weiß, ob die Illner jetzt ins Schlingern gerät oder gleich all’ ihre Gäste zusammenpfeift. Und, immerhin, so was Markantes muss man sich bei Plasberg, Maischberger, Anne Will, Beckmann oder Jauch erst mal zusammensuchen. Offenbar unberührt von all dem tollen Talk-Karussell und den Namen im Ersten dreht Maybrit Illner seit zwölf Jahren am Donnerstag im Zweiten ihre Runden. Erst mit „Berlin Mitte“, 2007 wurde ihr Talk umbenannt in „Maybrit Illner“. Am Donnerstag geht die Moderatorin zum 500. Mal auf Sendung. Ein Jubiläum der besonderen Art, mit Gästen wie Heino Ferch, passend zur ZDF-Schwerpunktwoche „Der erschöpfte Planet“.

Erschöpft sieht Maybrit Illner, 46, keineswegs aus. Strahlendes Lächeln, blaue Jeans, blaues Hemd, zwei Knöpfe offen, noch ein bisschen attraktiver, als sie über dem Bildschirm kommt – so empfing die Moderatorin in der vergangenen Woche Journalisten in Berlin-Mitte. ZDF-Chefredakteur Peter Frey steht neben ihr und ist froh, in diesen Tagen nicht sofort auf die Groß-Baustelle „Wetten, dass...?“ angesprochen zu werden. Maybrit Illner ist in zwölf Jahren mit mehr als 2,5 Millionen Zuschauern regelmäßig zu einer verlässlichen Programmgröße geworden. „Das ZDF kann stolz sein auf einen Talk, der die politische Entwicklung Deutschlands seit zwölf Jahren zuverlässig begleitet.“

Illner muss es also wissen, was hat sich verändert in zwölf Jahren Polit-Talk? „Wahnsinnig viel und nichts“, sagt sie. „Wir sehen heute natürlich ganz anders aus, das Studio, die Kulisse, die Klamotten der Moderatorin, und wir sind trotzdem ein Polit-Talk geblieben.“ Es war ihr ein „Heidenspaß“, sich die ersten Sendungen nochmals anzugucken. Nummer Eins vom Oktober 1999 hieß: „Streichen bei den Reichen“. Damals sei schiefgelaufen, was schieflaufen kann. „Der Strom fiel aus, Hans Eichel kam zu spät. Danach war klar: Das kann nur besser werden.“

Das wurde es wohl. „Logischerweise habe auch ich mich verändert. Ich stelle jetzt kürzere und bestimmt uneitlere Fragen und ziehe mich mal sieben, acht Minuten aus dem Gespräch heraus.“ Verändert hat sich auch die Kulisse. Seit ein paar Monaten sitzt Illner mit Gästen am runden Tisch und hebt sich nicht nur mit dieser „Werkstattkulisse“ von der Handvoll imposanter ARD-Talks und -Namen ab. Ein Journalist schrieb: Anne Will, die Redliche, Frank Plasberg, der Dompteur, Sandra Maischberger, die Menschelnde – und, wahrlich, an guten Tagen kann Illner alle drei Rollen zugleich spielen.

Die neue Konkurrenz sieht sie entspannt. „Wir waren, nach Marktanteilen, die Zweiten nach ,Anne Will', jetzt sind wir's nach ,Günther Jauch’.“ Auch die Frage, ob die Ehe mit dem Telekom-Chef ein Problem für die Polit-Talkerin sei, perlt eher an ihr ab. Sie werde nie wieder zusammen mit René Obermann ein Fernsehstudio betreten, „außer vielleicht bei Jörg Pilawa“.

Nur bei einem Thema fährt sie leicht aus der Haut: Talkshow-Tourismus, die Überschneidung von Themen/Gästen bei den zig Talks auf ARD/ZDF. Kaum ein Thema, dass Illner in zwölf Jahren nicht debattieren ließ: Amokläufe, Bankencrashs, Eurokrise, Koalition, Klima, Piraten, Rente, Schuldenkrise, Dax – aber das haben die anderen eben auch. Sicher, es passiere selten, sagt die Moderatorin, dass Themen bei ihr richtig neu gesetzt werden. „Natürlich wollen wir über Fukushima oder den arabischen Frühling, Herrn zu Guttenberg oder die Finanzkrise reden, wenn diese Dinge geschehen. Das tun wir auch zweimal und dreimal hintereinander mit großem Erfolg. Warum Dinge erfinden, wenn so viel passiert? Das machen Zeitungen nicht anders.“ Sie könne diese pauschale Kritik am Polit-Talk nicht nachvollziehen.

Durchatmen. Fehlt noch dieser gehobene Zeigefinger an den Mund. Dass die Geste dem ZDF abhanden kommt, ist nicht zu befürchten. Ob Maybrit Illner, die 1992 als Reporterin zum „ZDF-Morgenmagazin“ kam, mal überlegt habe, den Sender zu wechseln? Nein, „das, was mich am meisten interessiert, kann ich am besten im ZDF machen.“ Auch im „heute-journal“, wo sie als Moderatorin einspringt. Zur 500. Sendung am Donnerstag lädt sie ihre Kollegen in Berlin-Mitte in die „BarTausend“.

„Maybrit Illner“,

Donnerstag, 21 Uhr 45

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